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Der deutsche Aufklärer: Immanuel Kant

Christine Harjes16. Februar 2004

Einen Völkerbund für den ewigen Frieden - den forderte Kant schon lange vor Gründung der UNO. Immanuel Kant. Am 12. Februar jährt sich sein Todestag zum 200. Mal. Eine Würdigung des großen Königsbergers Denkers.

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Seiner Zeit voraus: Immanuel KantBild: Transit-Archiv

Schon mit seiner ersten wissenschaftlichen Publikation, den "Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte" erregte der erst 24 Jahre alte Kant Aufsehen. In dieser Schrift versuchte er in einem mathematischen Streit zwischen Carthesianern und Leibnizianern zu vermitteln.

Philosophische Quantensprünge

33 Jahre später legte Kant mit seiner "Kritik der reinen Vernunft" die Grundsteine der modernen Philosophie. Schopenhauer bezeichnete das Werk als "das wichtigste Buch, das jemals in Europa geschrieben wurde." Die Bedeutung für die Philosophie kann mit dem Perspektivwechsel in der Physik durch die Experimente Kopernikus’ verglichen werden.

In der "Kritik der reinen Vernunft" beschreibt Kant den Menschen als Urheber der Welt. Trotzdem schließt er einen göttlichen Ursprung der Welt nicht aus. Kant wandte sich gegen den Empirismus seiner Zeit und forderte eine Revolution des Denkens. "Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft." Kant argumentierte, dass der Mensch die Unsterblichkeit der Seele, das Weltganze, egal ob endlich oder unendlich, und das Dasein Gottes nicht erkennen kann. Grund dafür sei die Endlichkeit des Verstandes.

Ethik und Moral

In der "Kritik der praktischen Vernunft", seinem zweiten Hauptwerk, beschäftigte sich Kant mit der Ethik des Vernunftmenschen und stellte den "kategorischen Imperativ" als Fundament der Sittlichkeit auf: "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte." Nach Kant kann der Mensch, wenn er nach dem "kategorischen Imperativ" lebt, die Grundlage für ein friedliches Miteinander legen. Der Entwurf eines ethischen Staates oder sittlichen Gemeinwesens steht als Ideal hinter dieser Forderung. Kant proklamierte einen Rechtsstaat, in dem Gewaltenteilung essenziell ist. Vermutlich als erster erkannte Immanuel Kant, dass ein Staat nicht nur seinen eigenen Bürgern gegenüber Pflichten hat. Er forderte deshalb "weltbürgerliche" Maßstäbe mit völkerrechtlicher Absicherung. Kant formulierte diese Idee zu einer Zeit, als die europäisch-christliche Friedensordnung hauptsächlich religiös motiviert war. Mit seiner Idee von einem weltweiten Völkerbund wurde Kant zum Vordenker der UNO.

Sesshafter Weltbürger

Obwohl Kosmopolit in seinem Denken, hat Kant seine Heimatstadt Königsberg, das heute russische Kaliningrad, nie verlassen. Dabei versuchten einige namhafte Universitäten immer wieder, den fortschrittlichen Philosophen abzuwerben. Aufgewachsen ist Kant in den einfachen Verhältnissen einer Handwerkerfamilie. Mit 16 Jahren begann er sein Studium an der Königsberger Universität. Mathematik, Naturwissenschaften, Theologie, Philosophie und lateinische Philologie: Kants Interessen waren breit gefächert. 1746 musste er die Universität verlassen, weil nach dem Tod seines Vaters das Geld für das Studium nicht mehr reichte. Kant schlug sich als Privatlehrer durch, bis er knapp zehn Jahre später an die Königsberger Universität zurückkehrte. Dort promovierte er und habilitierte sich noch im selben Jahr. Er war 79 Jahre alt, als er in seinem Haus in Königsberg starb. In den letzten Jahren vor seinem Tod verfiel Kant geistig und körperlich immer mehr. Seine Leiche war so ausgetrocknet, dass sie fast wie ein Skelett aussah. Sie wurde wie eine Mumie ausgestellt und die Menschen in Königsberg kamen um Abschied von dem Philosophen zu nehmen, der schon zu Lebzeiten wie ein Popstar gefeiert wurde.