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Der Chip, der unter die Haut geht

24. März 2002

Der Chip kann nur wenige Worte speichern und dient allein medizinischen Zwecken. Dennoch: sein künftiger Einsatz ist umstritten. In Kürze wird der "VeriChip" vermutlich den ersten Versuchspersonen eingepflanzt.

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Bereit zum Scannen - der sogenannte "VeriChip"Bild: AP

Der 14-jährige Derek Jacobs und seine Eltern Leslie und Jeffrey aus Florida begeben sich damit auf den Weg zum Cyborg - einem Mischwesen aus Mensch und Chip.

Implantierter Notfall-Ausweis

VeriChip
Bild: www.adsx.com/

Das reiskorngroße Metallplättchen, das sich die Familie Jacobs einpflanzen lässt, enthält nur wenige Informationen. Vater Jeffrey ist krebskrank, Derek Allergiker. Sie erhoffen sich von dem Implantat, dass ihre Daten im Falle eines Unfalls jederzeit verfügbar sind. Sie müssen nur mit einem Scanner abgetastet werden, und schon erwacht der Chip - eine Art innere Krankenversicherungskarte - zum Leben und sendet die Daten auf ein Empfangsgerät.

Als Derek zum ersten Mal von der neuen Technologie hörte, war er begeistert. Schnell überredete er auch seine Eltern, sich als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen. Der Chip-Hersteller Applied Digital Solutions (ADS) war ebenfalls davon angetan, schließlich kann die neue Technologie nun gleich an einer ganzen Familie vorgeführt werden.

Kombination mit dem "Digital Angel"

Die Firma wittert mit dem Chip das große Geschäft. Seit den Anschlägen vom 11. September ist in den USA das Interesse an Technologie, die zur Identifizierung benutzt werden kann, riesig gestiegen. Und sollte die Gesundheitsbehörde wie erwartet den Chip in wenigen Wochen genehmigen, könnte er tausenden Menschen, die sich bereits gemeldet haben, in einem einfachen Verfahren unter die Haut gespritzt werden.

Der "VeriChip" sei nur der Anfang, sagt Firmen-Cheftechniker Keith Bolton. Künftig könnte bis zu einem Megabyte an Informationen auf dem Winzling gespeichert werden. Zudem soll der "VeriChip" mit einem anderen Produkt des Unternehmens, dem "Digital Angel" kombiniert werden. Dieses Gerät von der Größe einer Zigarettenschachtel überwacht Blutdruck, Herztöne und Puls von Patienten und überträgt zugleich ihren genauen Aufenthaltsort über ein satellitengestütztes Navigationssystem (GPS).

Big Brother is watching you

Ziel des Unternehmens ist es nun, die beiden Produkte so zu vereinen, dass sie zusammen nur noch die Größe einer Münze haben, damit ebenfalls eingepflanzt werden und stets die Daten des Probanden übertragen können. Dieser Aspekt lässt Datenschützer in den USA die Haare zu Berge stehen. Sie sehen darin den Vorreiter eines Big- Brother-Staates, in dem Menschen überall und jederzeit überwacht werden können.

Aber Applied Digital Solutions hat bereits ein Abkommen mit der Gefängnisbehörde in Kalifornien geschlossen, um die Bewegungen von Häftlingen, die auf Bewährung entlassen werden, mit Hilfe des "Digitalen Engels" zu überwachen. Geschäfte wird die Firma auch mit reichen Südamerikanern machen, die befürchten, entführt zu werden. Die eingepflanzte Technologie könnte sie identifizier- und aufspürbar machen. dpa/(fro)