"Der Begriff Demokratie täuscht die arabischen Intellektuellen"
15. März 2003Die regierungsnahe kuwaitische Zeitung "Al-Seyassah" zum Beispiel geht äußerst hart mit dem deutschen Kanzler ins Gericht. Das Blatt kritisiert Schröders Irak-Politik und zieht sogar Vergleiche zur NS-Zeit: "Schröders Rede vor dem Bundestag enthüllte einen historischen Komplex, der ihn und sein Land gefangen hält. Deutschland, das nach dem Zweiten Weltkrieg zwar zu einem Wirtschaftsriesen, aber auch zu einem politischen Zwerg auf der Weltbühne geworden ist, will seine schwache politische Position durch wirtschaftliche Stärke ausbalancieren. Die USA dagegen wirken für die Verbreitung von Frieden und Stabilität, für die Lösung von Spannungen sowie für die Verteidigung ihrer Verbündeten - wie im Falle Kuwaits."
Anders argumentiert die unter Regierungsaufsicht stehende irakische Zeitung "Al-Jummhuria": "Seit dem 2. Weltkrieg hat es noch nie eine derart große weltweite Übereinstimmung gegen eine US-Administration gegeben. Die ganze Welt
einschließlich des Weltsicherheitsrats unterstützt den Irak und sagt 'Nein' zu den USA und 'Nein' zu einem Krieg gegen den Irak."
Die konservative saudische Zeitung "Asharq Al-Awsat" beleuchtet das Ringen im Weltsicherheitsrat um eine neue Irak-Resolution: "Im Weltsicherheitsrat gibt es einen diplomatischen Streit über die Notwendigkeit eines Waffengangs. Dieser Streit verzögert zwar bis auf weiteres einen amerikanischen Angriff. Man hat aber bis jetzt noch keine gemeinsame Lösung gefunden, wie die negativen
Nachwirkungen eines Krieges vermieden werden könnten."
Die eher linksgerichtete libanesische Zeitung "Assafir" kritisiert die Unterstützung einiger arabischer Intellektueller für den drohenden Irak-Krieg. Ein Krieg lasse keineswegs auf eine spätere Demokratisierung des Iraks und der Region hoffen, schreibt das Blatt: "Der Begriff Demokratie täuscht die arabischen Intellektuellen - und sie fallen im Namen der Demokratie in eine amerikanische Falle. Die USA missbrauchen den Begriff bei ihrem Vorgehen gegen den Irak doch nur, um die arabische Öffentlichkeit auf den Krieg vorzubereiten."