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Denkmäler für Achmat Kadyrow

11. August 2005

Der ehemalige tschetschenische Präsident soll in seinem Land geehrt werden. Das verlangten die Einwohner der Republik, so die tschetschenische Regierung. Journalisten und Menschenrechtler sehen das anders.

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Ex-Präsident Achmat Kadyrow wurde 2004 bei einem Anschlag getötetBild: AP

Aus Anlass des Geburtstages von Achmat Kadyrow sollen in Grosny und Gudermes zu Ehren des ehemaligen tschetschenischen Präsidenten Denkmäler aufgestellt werden. Aber auch Straßen sollen künftig nach ihm benannt werden.

Die Vizepremierministerin der tschetschenischen Regierung, Belchis Bajdajewa, erklärte, die Führung der Republik erhalte zahlreiche Briefe von Einwohnern des Landes mit der Bitte, Hauptstraßen in Bezirkszentren und anderen Ortschaften nach dem ehemaligen Präsidenten Tschetscheniens, Achmat Kadyrow, zu benennen. Ihr zufolge haben die Bewohner in einigen Orten bereits auf eigene Initiative Straßenschilder mit Kadyrows Namen angebracht. Kadyrow war im Mai vergangenen Jahres bei einem Anschlag in Grosny ums Leben gekommen.

Aus Lenin-Prospekt wird Kadyrow-Prospekt

Bajdajewa teilte vor Journalisten mit, die Staatsmacht habe beschlossen, den Lenin-Prospekt in Grosny in Kadyrow-Prospekt umzubenennen. Außerdem wird ihr zufolge am 23. August, an Kadyrows Geburtstag, in der tschetschenischen Hauptstadt ein drei Meter hohes Denkmal für den ehemaligen Präsidenten feierlich enthüllt, das vom bekannten Bildhauer Surab Zereteli gestiftet wurde.

„Kadyrow – eine Persönlichkeit“

Das bestätigte gegenüber der Deutschen Welle ein Vertreter der tschetschenischen Administration. Er sagte: „Die Regierung und der Staatsrat der Tschetschenischen Republik haben zahlreiche Briefe erhalten, mit der Bitte, Achmat Kadyrows Namen zu verewigen. Deswegen wurde ein entsprechender Beschluss gefasst. Niemand hat das gewaltsam erzwungen. Das kam spontan aus der Bevölkerung selbst. Kadyrow war eben eine Persönlichkeit.“

„Kein Grund zum Vergöttern“

Aber was denken die Menschen in Tschetschenien darüber? Können sie es tatsächlich kaum erwarten, ihre Straßen nach Kadyrow zu benennen? Der Chefredakteur der Zeitung Tschetschenskoje obschtschestwo (Tschetschenische Gesellschaft) in Grosny, Timur Alijew, sagte der Deutschen Welle, er habe kein einziges Mal gehört, dass die Menschen in Tschetschenien solche Forderungen gestellt hätten. „Wie mir bekannt ist, haben die Menschen eine andere Meinung. Kadyrow hat seinem Land nicht so viel Gutes gebracht, um diesen Mann so vergöttern zu können.“ Über die Errichtung von Kadyrow-Denkmälern sagte Alijew: „Ich weiß nicht, wie lange diese Denkmäler stehen werden. Das Denkmal steht noch nicht und schon stehen dort Wachen.“

„Von oben aufgedrängte Initiative“

Nach Ansicht der Vorsitzenden des Verbandes der Menschenrechtsorganisation Memorial in Grosny, Lidija Jusupowa, sind die meisten Menschen in Tschetschenien mit dem reinen Überleben beschäftigt. Sie interessierten sich überhaupt nicht für die Umbenennung von Straßen. Jusupowa sagte der Deutschen Welle: „Ich glaube nicht, dass diese Initiative vom Volk ausging. Die Initiativen gehen bei uns immer von oben aus, das wird aufgedrängt. Wenn es von oben kommt, dann kann das Volk nichts dagegen unternehmen und nimmt es einfach hin. Bajdajewa muss natürlich berichten, dass heute die Bitten sogar aus der tiefsten Provinz kommen. Natürlich kommen die Bitten, weil der Administrationschef vor Ort ein Mann des Systems ist.“

Gleb Gavrik

DW-RADIO/Russisch, 9.8.2005, Fokus Ost-Südost