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Dengue-Virus setzt sich in China fest

Gabriel Dominguez / mgr13. Oktober 2015

Malaysia, Indien, Taiwan - dort grassiert derzeit das Dengue-Fieber. Und auch China ist bedroht: Das Virus ist hier heimisch geworden, besagt eine neue Studie. Häufigere und stärkere Ausbrüche könnten die Folge sein.

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Eine Chinesin vor einem Moskito-Warnplakat (Foto: PETER PARKS/AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/P. Parks

In nur zwei Monaten waren 40.000 Menschen erkrankt: Ein Ausbruch von Dengue-Fieber wie im vergangenen Jahr in der Provinz Guangdong könnte sich künftig wiederholen, sagen die Autoren einer neuen Studie, die am 12. Oktober im American Journal of Tropical Medicine and Hygiene (AJTMH) veröffentlicht wurde. Sie gehen davon aus, dass Menschen in Südchina künftig häufiger an schwerem Dengue-Fieber erkranken könnten. Hauptgrund sei, dass Dengue - anders als bisher - nicht länger eine "Importkrankheit" ist. Stattdessen habe sich das Virus in China festgesetzt, schreiben die Wissenschaftler aus China und den USA.

"Aktuelle Daten legen nahe, dass Dengue sich vermutlich in China hält - in manchen Fällen sogar sechs bis acht Jahre lang", sagt Rubing Chen, Evolutions-Virologin am medizinischen Zweig der University of Texas in Galveston und Hauptautorin der Studie. "Darüber hinaus haben wir eine überraschend komplexe und vielfältige Mischung von Virusuntertyen in China gefunden. Das könnte auf eine größere Gefahr von Dengue-Epidemien in der Zukunft hindeuten."

Asiatische Tigermücke (Foto: James Gathany/Centers for Disease Control and Prevention's)
Ein Überträger von Dengue: die Asiatische TigermückeBild: picture-alliance/dpa/James Gathany/Centers for Disease Control and Prevention's

'Ideal für Dengue-Ausbreitung'

In China ist Dengue-Fieber eine anzeigepflichtige Krankheit. Seit 1978 wurden regelmäßig Ausbrüche in den südlichen Provinzen gemeldet - in Hainan, Guangxi, Fujian, Zhejiang und vor allem in Guangdong. Hier gab es die meisten Fälle.

Zwar berichtet das lokale Gesundheitsministerium, dass die Zahl der Dengue-Erkrankungen in der Guandong-Provinz in diesem Jahr um ganze 94 Prozent zurückgegangen ist. Doch beim Blick auf die vergangenen Jahre wird deutlich: Es erkranken immer mehr Menschen im ganzen Land. 2010 wurden laut offiziellen Angaben 223 Fälle gemeldet. 2011 ging die Zahl leicht zurück auf 120. 2012 waren es 575 Fälle. 2013 dann 4663. Und 2014 verzeichneten die Behörden 46.864 Erkrankungen. Von 2010 bis 2013 starb niemand an Dengue. Im vergangenen Jahr gab es sechs Tote.

Erstmals wurde Dengue-Fieber in den 1950ern diagnostiziert. Und so wie sich die Mücken, die es übertragen - Aedes aegypti und Aedes albopictus - weltweit verbreiten, so breitet sich auch das Fieber rasant schnell aus.

"Mit seiner tropischen und subtropischen Lage, dem heißen, feuchten Klima sowie den dicht besiedelten Gemeinden ist Südchina ideal für eine Dengue-Ausbreitung", schreiben die Autoren in der Studie. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO könnten weitere Faktoren, die das Risiko einer Ansteckung fördern, die Urbanisierung, der internationale Tourismus und eventuell auch die Klimaerwärmung sein.

Eine an Denguefieber erkrankte Inderin liegt im Bett, neben ihr sitzt eine zweite Frau (Foto: Chandan Khanna/AFP/Getty Images)
Mehr als 6500 Menschen sind in Indien bereits am Dengue-Fieber gestorbenBild: C. Khanna/AFP/Getty Images

Wie tödlich ist Dengue?

Etwa 80 Prozent derjenigen, die sich angestecken, erkranken nicht. Aber die anderen 20 Prozent entwickeln eine schwerwiegende Form der Krankheit. Das sogenannte "Hämorrhagische Denguefieber" (DHF) führt zu Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen, starkem Kopfweh, Übelkeit und Blutungen der Schleimhäute, erklärt Arjen Dondorp, stellvertretender Direktor der Mahidol-Oxford Tropical Medicine Research Unit (MORU) in Bangkok, im Interview mit der DW. Medikamente gegen Dengue gibt es nicht. Besonders gefährlich wird es für diejenigen, die bereits einmal mit Dengue infiziert waren: Sie haben stärkere Symptome. In manchen Fällen kann die Krankheit dann zum Tod führen.

"Selbst innerhalb eines Jahres kann eine Person mehr als einmal an Dengue erkranken, wenn auch nur entfernt miteinander verwandte Formen in der selben Region im Umlauf sind", sagt Studien-Autorin Chen. "Deshalb machen wir uns Sorgen um die öffentliche Gesundheit, wenn viele Formen gefunden werden - wie es bei unserer Studie der Fall war."

Eine "beträchtliche Bedrohung"

China steht daher nach Ansicht der Wissenschaftler vor einer "beträchtlichen Bedrohung durch Dengue mit einer möglichen Ausweitung auf weitere Gebiete des Landes". In einigen anderen Provinzen wurde die Krankheit in den vergangenen Jahren bereits vereinzelt diagnostiziert.

Auch in anderen Regionen der Welt ist der Virus inzwischen heimisch. Das bedeutet, dass er in einem bestimmten Maß das ganze Jahr über existiert. Infektionen treten insbesondere während der Regenzeit auf, wenn Moskitos sich rasant vermehren. Jedes Jahr infizieren sich laut WHO rund 50 Millionen Menschen weltweit, etwa 500.000 erkranken am hämorrhagischen Denguefieber, 20.000 von ihnen sterben. Ungefähr 75 Prozent der Infektionen treten im Asien-Pazifik-Raum auf.

Aktuell grassiert das Dengue-Fieber zum Beispiel in Indien. Es ist der schlimmste Ausbruch seit Jahren: Mindestens 25 Menschen sind bereits allein in der Hauptstadt Delhi am Fieber gestorben, mehr als 6500 Menschen sind erkrankt.