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Spanien einfach besser

8. Juli 2010

Deutschland hat das WM-Finale verpasst. Spanien war schlicht und einfach die bessere Mannschaft, meint Deutsche-Welle-Sportredakteur Stefan Nestler. Für die Zukunft sieht er aber alles andere als schwarz.

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Katerstimmung? Ja, ein wenig. Denn diese deutsche Mannschaft hätte mehr verdient als das „kleine Finale“ um Platz drei. Sie hat in vier Wochen Weltmeisterschaft mehr für ein gutes Image Deutschlands in der Welt getan als viele Koalitionen in vier Jahren Regierungszeit. Mit seinem erfrischenden Offensivfußball, dem Besten, was diese WM bisher zu bieten hatte, begeisterte das Team von Bundestrainer Joachim Löw die Fußballfans weltweit. Doch in der Mannschaft Spaniens fand die junge deutsche Elf ihren (hoffentlich vorläufigen) Meister.

Spanier traumwandlerisch sicher

Porträt Stefan Nestler. Foto: DW/Per Hendriksen
Sportredakteur Stefan NestlerBild: DW

Im Halbfinale der Weltmeisterschaft in Südafrika waren Iniesta, Xavi, Villa und Co. schlicht und einfach besser. Ihr Sieg ging in Ordnung, ohne Wenn und Aber. Der deutschen Mannschaft gelang über weite Strecken nicht viel mehr, als eigene Fehler zu vermeiden, sprich Schlimmeres zu verhüten. Die Leichtigkeit, die sie bis in die Runde der letzten vier getragen hatte, blieb dabei leider auf der Strecke. Die herausragenden Mittelfeldspieler Spaniens kontrollierten nicht nur den Ball, den sie mit traumwandlerischer Sicherheit kreisen ließen, sondern auch das Spiel.

Natürlich fehlte Thomas Müller, die große Entdeckung dieser WM. Aber wahrscheinlich hätte an diesem Abend ein Müller allein nicht gereicht, um die Spanier zu stoppen. In Durban zeigte sich, warum die Europameister in den vergangenen Jahren nur ganz wenige Spiele verloren haben.

Zu wenig Mut zur Offensive

Die Mannschaft von der iberischen Halbinsel hat ihren Zenit erreicht. Das deutsche Team noch nicht, ist aber - das hat sie bei diesem Turnier reichlich bewiesen - auf dem Weg dorthin. Gegen die Spanier ließen die deutschen Spieler den Mut vermissen, den mittlerweile zu ihrem Markenzeichen gewordenen Angriffswirbel zu entfachen. Bundestrainer Joachim Löw hatte ihnen wahrscheinlich eingeimpft, dass jede Nachlässigkeit in der Defensive bestraft würde. Seltsam gehemmt wirkten die Offensivspieler wie Mesut Özil, Lukas Podolski oder Sami Khedira. Lediglich Bastian Schweinsteiger zeigte in Ansätzen, was ihn bei den letzten Gala-Auftritten ausgezeichnet hatte.

Erfolgserlebnis verdient

Vielleicht fehlte der deutschen Mannschaft am Ende doch noch die letzte Reife, um den ganz großen Wurf zu landen. Die Betonung liegt auf noch, denn die Zukunft gehört diesem jungen Team – und nicht, das sei hier auch einmal ganz deutlich gesagt, Michael Ballack. Hoffentlich verabschiedet sich die deutsche Elf am Samstag im Spiel um Platz drei gegen Uruguay mit einem weiteren Paukenschlag aus Südafrika. Damit bei den Spielern nicht der Eindruck haften bleibt, im entscheidenden Moment die große Chance nicht genutzt zu haben. Die Mannschaft und auch die Fans haben sich ein Erfolgserlebnis zum WM-Abschluss redlich verdient.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Wolfgang van Kann