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"Den Rücken stärken"

Das Gespräch führte Oliver Samson27. Juli 2004

Falko Götz ist nach einer Zwischenstation bei München 1860 als Trainer bei Hertha BSC angekommen. Mit DW-WORLD unterhielt er sich über eine funktionierende Mannschaft, bescheidene Ziele und seinen Job als Lebenstraum.

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Macht Mut: Falko GötzBild: dpa

DW-WORLD: Herr Götz, sie waren Profi bei Hertha, Jugendkoordinator, Amateurtrainer und sogar Interimscoach. Ist es für Sie ein Lebenstraum, nun regulärer Cheftrainer bei diesem Verein zu sein?

Götz: Ja, klar. Darauf habe ich nach meiner Karriere als Fußballer immer hingearbeitet - in verantwortlicher Position als Trainer zu arbeiten. Und bei Hertha ist das für mich natürlich etwas ganz Spezielles: Ich bin ja gebürtiger Berliner. Na ja, stimmt nicht ganz, "Rucksackberliner" - ich bin aber in Berlin aufgewachsen und habe seit früher Kindheit eine sehr, sehr große Identifikation mit dem Club als Fan gehabt. Ich habe ja auch hier die Profi-Karriere beendet, habe lange Zeit in Vorbereitung auf diesen Posten in verschiedenen Positionen im Club gearbeitet - in sofern ist es natürlich etwas ganz Besonderes, hier bei diesem Club tätig zu sein.

Was Manager Dieter Hoeneß als "Horrorsaison" bezeichnet hat, liegt hinter dem Verein. Das ausgegebene Ziel Champions League hat ja nicht ganz geklappt: Hertha spielte gegen den Abstieg. Was muss passieren, dass die Champions League wieder ein realistisches Ziel für den Verein sein kann?

Wir haben uns individuell verstärkt: Namen wie Yildiray Bastürk oder Gilberto sprechen ja für sich. Das sind kreative Leute, die uns in der Spielführung sicher weiter bringen werden. Aber auch letztes Jahr hatte die Mannschaft einen individuell sehr starken Kader. Aber es ist nicht geschafft worden, dass die Mannschaft funktionierte. Die Aufgabe, die sich uns nun stellt, ist diese Vielzahl von Individualisten zu einem Team zu formen - dann bin ich mir sicher, dass wir eine erfolgreiche Saison spielen werden.

Wie stellen Sie sich ein funktionierendes Team vor? Letzte Saison war die Mannschaft äußerst labil. Wo wollen Sie ansetzen, um dies zu ändern?

Wir brauchen Verantwortung auf dem Platz, wir brauchen Hierarchien innerhalb der Mannschaft - und die müssen sich klar über Leistung definieren. Das muss man natürlich auch fördern: Dass etwa Spieler ganz klar zur Verantwortung stehen und dass man ihnen dabei den Rücken stärkt, so dass sie im Endeffekt in Spielen dann auch Risiken übernehmen. Nur so kann man gewinnen.

Haben Sie Ihre Mannschaft schon grob im Kopf?

Ein gewisses Schema schon. Dass sich das durch Leistungsexplosionen des einen und Verletzungen des anderen Spielers immer wieder verändern kann, liegt in der Natur der Dinge. Nur eine Mannschaft im Kopf zu haben ist daher gefährlich.

Die Vorbereitung kommt nun in die heiße Phase. Sind Sie bisher zufrieden?

Wir haben hier in Berlin die ersten zehn Tage sehr intensiv an den Grundlagen gearbeitet mit bis zu drei Einheiten am Tag. Die Jungs sind sofort in den Rhythmus rein gekommen. Wir sind dann ins Trainingslager gefahren, haben versucht, dort sehr viel im taktischen zu arbeiten. Zum Schluss hatten wir drei Testspiele gegen hochkarätige Gegner, die wir alle gewonnen haben. Jetzt gehen wir in den Feinschliff, in Schnelligkeits- und Zweikampfbelastung, dass wir spritzig und mit sehr viel Selbstvertrauen in die Runde starten können.

Ihr ausgegebenes Saisonziel "einstelliger Tabellenplatz" wirkt vergleichsweise bescheiden...

Im vorigen Jahr haben wir uns sehr unter Druck gesetzt, indem wir gesagt haben, wir wollen in die Champions League. Was dabei herauskam, wissen wir ja alle noch. Das wollten wir vermeiden. Wir haben nächstes Jahr sehr viele Verträge am Auslaufen - die Mannschaft steht vor einem Umbruch. Das alles gilt es unter einen Hut zu bringen - und dabei noch in der Bundesliga Leistung zu bringen.