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Den Nahostkonflikt erklären

3. April 2010

Ein Sachbuch für Jugendliche versucht, die komplizierte Lage im Nahen Osten zu entschlüsseln. Hier kommen vor allem die Menschen zu Wort, die in der Region leben, für die der Konflikt und seine Folgen zum Alltag gehören.

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Israeli police officers detain a Palestinian demonstrator during clashes in east Jerusalem, Tuesday, March 16, 2010. Dozens of masked Palestinians hurled rocks at police and set tires ablaze across the holy city's volatile eastern sector, where thousands of officers, including reinforcements brought in from other locations, were in place for a fifth straight day. (AP Photo / Dan Balilty)

In Israel und den palästinensischen Gebieten treffen viele verschiedene Problemfelder aufeinander: die deutsche Geschichte mit dem Holocaust, die unterschiedlichen Interessen der drei großen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam, und die Berührung der westlichen Kultur mit der arabischen Welt. Deshalb ist es auch so wichtig, den Konflikt gerade Jugendlichen zu erklären, meint Martin Schäuble. Schließlich werden sie es sein, die damit umgehen müssen. Aber wie kann man bei jungen Menschen das Interesse für so ein Thema wecken? Durch Authentizität, sagt Schäuble. Jugendliche wollten keine langen Erklärungen oder Literaturhinweise, sondern "Menschen hören, die dort wirklich vor Ort leben".

Über den Konflikt reden

Autor Martin Schäuble
Autor Martin SchäubleBild: dtv/reihe hanser

Martin Schäuble beschäftigt sich mit dem Nahostkonflikt schon seit Beginn seines Studiums der Politikwissenschaften. Die ersten Berührungen mit dem Thema an der Uni waren für ihn eine Art "Aha-Erlebnis", sagt er. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, hinter die Kulissen zu schauen und mehr über die Hintergründe der Region und ihrer Probleme zu lernen. Im Jahr 2005 ist er dann selbst nach Israel gefahren. Zunächst sollte es nur eine kleine Recherche für das Studium werden, letzten Endes aber blieb er anderthalb Jahre. Er machte sich mit den verschiedenen Seiten des Konflikts vertraut und führte viele Gespräche mit Israelis und Palästinensern.

Die Meinungen aufschreiben

Diese Gespräche hat Schäuble aufgezeichnet und in seinem Buch verarbeitet. Zu Wort kommen nicht Politiker oder Experten, sondern Menschen, die die Geschichte hautnah erlebt haben. Uri Chanoch zum Beispiel überlebte das Konzentrationslager Auschwitz und wollte nach seiner Befreiung endlich ein eigenes Land, in dem er sich als Jude sicher fühlen konnte. Also kam er nach Palästina und kämpfte im ersten israelisch-arabischen Krieg von 1948 für einen Staat Israel. Das ist die eine Seite. Andererseits wurden durch diesen Krieg viele Palästinenser heimatlos. Menschen wie Chalil Nedschem mussten vor den israelischen Streitkräften fliehen und konnten bis heute nicht in ihre Heimat zurückkehren. Durch solche Gegenüberstellungen entsteht ein differenziertes und ausgewogenes Bild. Ähnlich werden die Erste und die Zweite Intifada oder auch der Streit um die israelischen Siedlungen dargestellt. Die Zitate der Interviewpartner sind dabei stets in einen erklärenden Text eingebunden.

Den Konflikt verstehen

Die Idee Schäubles, Jugendliche durch die Interviews für das Thema zu interessieren, scheint aufzugehen. Marie Mohr, Schülerin aus Köln, hat das Buch gelesen und fand es "sehr interessant, dass man die persönlichen Meinungen von beiden Seiten zu hören bekommt und dass es nicht einfach so ein Sachtext ist". Durch die Lektüre könne sie die täglichen Nachrichten viel besser einordnen und die Lage beurteilen. Wenn dennoch Unklarheiten bleiben, schlägt sie den knapp 30-seitigen Informationsteil am Ende des Buches auf. Hier findet man neben einer Zeittafel und Karten, auch zahlreiche Buch- und Internetquellen, darunter auch Romanempfehlungen.

Autor: Peter Klaiber

Redaktion: Petra Lambeck

Martin Schäuble: "Die Geschichte der Israelis und Palästinenser". Hanser Verlag. 205 Seiten. 17,90 Euro. Die aktuelle Taschenbuchausgabe ist erschienen bei dtv / Reihe Hanser. 216 Seiten. 8,95 Euro. Altersempfehlung: ab 15 Jahren.