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Vorwahl-Tsunami

5. Februar 2008

Obama oder Clinton – McCain oder Romney? Der "Super-Tuesday" könnte die Entscheidung um die Präsidentschaftskandidatur in den USA bringen. Zumindest bei den Demokraten ist noch alles offen.

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Hillary Rodham Clinton u. Barack Obama (30.1.2008, Quelle: AP)
Clinton und Obama liegen in Umfragen fast gleichaufBild: AP
Barack Obama im Wahlkpampf (30.1.2008, Quelle: AP)
Laut Umfragen liegt er in einigen großen Staaten vornBild: AP

Es ist der größte Super-Dienstag in der Geschichte der amerikanischen Politik, manche Beobachter sprechen von einer nationalen Vorwahl - und die verspricht spannend zu werden: Denn bei den demokratischen Bewerbern um die Präsidentschafts-Kandidatur, Barack Obama und Hillary Clinton, ist noch alles offen. Bei einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage der "Washington Post" und des Senders ABC kam Clinton auf 47 und Obama auf 43 Prozent. Eine am Montag (04.02.2008) publizierte Umfrage von Reuters und C-Span sieht Barack Obama - zumindest in einigen großen Bundesstaaten wie Kalifornien - vorn.

Bei den Republikanern scheint dagegen alles auf die Kandidatur von Senator John McCain hinauszulaufen: Er liegt mit 48 Prozent vorne, weit vor dem Ex-Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney (24 Prozent). Alle Kandidaten verbrachten das Wochenende mit Auftritten in den über 20 Staaten, in denen am Super-Tuesday oder Tsunami-Tuesday abgestimmt wird.

Edwards Stimmen bringen keinen weiter

Republikaner John McCain im Wahlkampf (1.2.2008, Quelle: AP)
Unerwarteter Favorit: Republikaner John McCainBild: AP

Laut den Umfragen profitierten weder Obama noch Clinton in ihrem spannenden Duell vom Ausscheiden John Edwards'. Dieser hatte seine Bewerbung am vergangenen Mittwoch zurückgezogen. Edwards war bei den Vorwahlen zuletzt hinter Clinton und Obama auf Platz drei gelandet. Bei den Republikanern kam der Ex-Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, laut der ABC-Umfrage auf 16 Prozent, der liberale Republikaner Ron Paul auf sieben Prozent.

Republikaner McCain zeigte sich zuversichtlich, dass er am Dienstag die meisten Stimmen sammeln werde. "Ich bin mir sicher, ich werde für unsere Partei nominiert", sagte er. Er werde es schaffen, die republikanische Partei zu vereinen. Romney gewann unterdessen am Samstag eine parteiinterne Kandidatenkür in Maine vor McCain.

Die alten Vorwürfe

Obama, der sich am Wochenende in Idaho, Minnesota und Missouri aufgehalten hatte, sagte vor Journalisten: "Ich glaube, es gibt keinen Zweifel, dass Senatorin Clinton immer noch die Favoritin ist." Wenn die Menschen jedoch ihn und seine Leistungen kennenlernten, würde er gut abschneiden. Clinton untermauerte unterdessen ihren Anspruch auf die Präsidentschaftskandidatur. Auf Obama bezogen sagte sie an Bord ihres Wahlkampf-Flugzeugs, die USA könnten es sich nicht leisten, wie bei der Wahl von George W. Bush jemanden zu wählen und hinterher von dessen Entscheidungen überrascht zu sein. "Die beste Art, das zu verhindern ist eine Kandidatin, die uns sagt, was sie tun wird", sagte die Senatorin. Obama sei in seinen Ankündigungen hingegen "undeutlich" geblieben.

Am Super-Tuesday fällt die wichtigste Vorentscheidung über die Spitzenkandidaturen für die Präsidentschaftswahl im November. In 24 der 50 US-Staaten stimmen die Anhänger von Republikanern und Demokraten über die Bewerber ab. Viele Staaten zogen ihre Abstimmungen vor, um sich auf diese Weise mehr Einfluss zu verschaffen. Jetzt bleibt abzuwarten, ob die Behörden auf die Wahlen ausreichend vorbereitet sind. Experten warnen vor Problemen angesichts eines Mangels an Wahlhelfern, zahlreicher Briefwähler und ungewisser Wettervorhersagen. Außerdem könnte die Wahlbeteiligung bei den erwarteten knappen Rennen um die Kandidatur beider Parteien ungewöhnlich hoch sein.

Wahlhelfer wegen Urlaub verhindert

Obama-Anhänger mit bunten Plakaten (3.2.2008, Quelle: AP)
Jubeln für Warhol-ObamaBild: AP

In den nordöstlich Staaten wie Connecticut und New York hatten die Behörden Probleme, Wahlhelfer zu rekrutieren. Diese Aufgabe wird oft von Senioren übernommen, die es im Winter gern in den Süden zieht. Auch Schnee könnte Auswirkungen auf die Wahl haben, wenn Wahlhelfer ihr Amt nicht pünktlich antreten können. Im Norden von New Jersey suchte die Wahlkommission per Zeitungsanzeigen nach Freiwilligen. "Die Leute waren entweder in Florida oder sie wollten nicht zusagen, weil es kalt werden könnte", sagte die Mitarbeiterin Linda von Nessi. Sie musste mehr als 200 Personen anstellen, die zum ersten Mal als Wahlhelfer tätig sind.

Vorwahlen mit Nachzählen

Der Super-Dienstag "ist eigentlich wie eine nationale Vorwahl", erklärte Doug Chapin von der Organisation electionline.org. Er geht davon aus, dass bei knappen Wahlausgängen Forderungen nach Neuauszählungen laut werden könnten. "Wenn die Leute mit den Ergebnissen nicht zufrieden sind, könnten wir das gleiche Hin und Her erleben wie 2000", sagte er. Damals wurde George W. Bush erst Wochen nach der Wahl zum Sieger und damit zum US-Präsidenten erklärt.

Die Kandidaten erhoffen sich von dem Vorwahl-Marathon am Dienstag den entscheidenden Durchbruch im Rennen um die Nominierung. Bei den Wahlen wird entschieden, welche Delegierten die Bundesstaaten auf die Nominierungsparteitage von Demokraten und Republikanern im Sommer entsenden. Je mehr Stimmen ein Kandidat in einem Bundesstaat erhält, desto mehr Delegierte darf er aus diesem Staat auf den Parteitag seiner Partei schicken. Dort wird dann der Spitzenkandidat fürs Weiße Haus gekürt.

Ungeachtet des Ausgangs am Super-Dienstag hat die Konzentration der Vorwahlen doch auch einen Vorteil, wie Chapin von electionline.org erklärte: "Wenn es wirklich Probleme gibt, haben die Staaten länger als sonst Zeit, sie bis zur Präsidentenwahl im November zu lösen." (mg)