Demokratie auf Italienisch: Szenen aus dem Wahlkampf
Am Sonntag wählen die Italiener ein neues Parlament - genauer gesagt: ein Teil der Italiener. Sehr viele verzichten wohl auf die Stimmabgabe. Einige Szenen des Wahlkampfes deuten an, warum sie lieber zu Hause bleiben.
Er ist zurück - dieses Mal als Vegetarier
Nichts ist anmutiger als ein Lamm. Pünktlich zum Osterfest ließ sich Berlusconi im vergangenen Jahr mit einem Schäfchen abbilden. Das Video, unterlegt mit süßlich säuselnder Musik, sollte ihn nach vielen politischen und persönlichen Exzessen als geläuterten Menschen darstellen - ungeachtet des Umstands, dass er aufgrund einer Verurteilung wegen Betrugs nicht kandidieren darf.
"Niemand wird dich heiraten"
Berlusconi ist bekannt für seine teils forschen, teils herablassenden Bemerkungen gegenüber Frauen. Mit beidem glänzte er auch im zurückliegenden Wahlkampf. Im Februar sagte er einer britischen Journalisten, ihr Handschlag sei zu kräftig. "Wenn Sie das tun, werden die Männer denken, diese Frau wird mich verdreschen. Und niemand wird Sie heiraten."
Gewinn ein Date mit Salvini!
Um Wähler muss man kämpfen. Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega Nord machte seinen Anhängern ein Angebot: Wer die Facebook-Einträge des Politikers mit "Gefällt mir" markiert, kann etwa einen Fototermin oder sogar ein Treffen mit "dem Kapitän", wie Salvini sich nennt, gewinnen. "Auf solche Selbstverliebtheit wäre sogar Berlusconi neidisch", schrieb die Zeitung `La Repubblica'.
Wähl' mich
Der ehemalige Premier Matteo Renzi hielt diese Szene für eine gute Idee: Zu sehen ist er auf einem Fahrrad neben einer Familie in einem Auto. "Wählt mich", ruft er ihr zu. Das Video würde Aufmerksamkeit erzeugen, nahm Renzi an. Das tat es auch, wenngleich anders als gedacht. Es wurde zu einer der meist-parodierten Szenen im Internet.
Höhenflug
Luigi di Maio von der populistischen "5-Sterne-Bewegung" (M5S) spielt regelmäßig sein junges Alter aus: Der Politiker ist erst 31 Jahre alt. In einem Video erklärte er, M5S würde Italien "hoch fliegen" lassen. Anschließend ließ er sich in einem Unterhaltungspark selbst von starken Winden in die Höhe tragen. Ob er so die jungen Wähler erreicht? Oder müsste er eher seinen eigenen Absturz befürchten?
Fake News sind wie Fäkalien
Nach den US-Präsidentschaftswahlen warnte Papst Franziskus vor dem Aufkommen von Fake-News auch in Italien. "Ich denke, die Medien müssen sich davor hüten - und ich meine es nicht böse, - der Krankheit der Koprophilie zu verfallen." Das war deutlich - "Koprophilie" ist die Begeisterung für menschliche Ausscheidungen.
Premierminister Oliver?
Der britische Comedian John Oliver brachte den italienischen Wahlkampf auch dem Publikum seiner TV-Show nahe. Mit besonderer Vorliebe knöpfte er sich Berlusconi vor. Sein Vorschlag zur Reform der sperrigen italienischen Demokratie: Er, Oliver, müsste kandidieren können. "Ich bin alles andere als eure letzte Wahl", erklärte der Comedian, während er, wie Berlusconi, ein Lamm streichelte.