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Demokratie als Entwicklungshilfe

Daphne Antachopoulos/mik24. Juli 2002

Die Einkommensunterschiede zwischen armen und reichen Ländern werden immer größer. Das ist das Fazit des neuen Entwicklungshilfeberichts der Vereinten Nationen. Von Armut besonders betroffen ist weiterhin Afrika.

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Gemeinsam gegen die Missstände der WeltBild: AP

Dort "fiel das Pro-Kopf-Einkommen in den Ländern südlich der Sahara von einem Sechstel von dem der OECD-Länder auf ein Vierzehntel", betonte Hennig Karcher vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) bei der Vorstellung des Berichts in Bonn.

Ein weiteres, scheinbar unüberwindliches Problem ist die Kindersterblichkeit. 81 Länder, in denen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt, werden es nach UN-Prognosen wohl nicht schaffen, die Sterblichkeitsrate von Kindern wesentlich zu reduzieren. Auch hier ist Afrika trauriger Spitzenreiter: In sechs Ländern, darunter Äthiopien, Eritrea und Niger, liegt die Kindersterblichkeit bei über 40 Prozent.

Düstere Aussichten

Zwar wurden auf dem Millenniumsgipfel 2000 in Mexiko die sogenannten "Millenniumsziele" formuliert. Neben Freiheit, Demokratie und der Wahrung der Menschenrechte gehören dazu auch die Beseitigung der Armut, das Recht auf Bildung sowie umfassende Gesundheitsprogramme. Diese Ziele sollten bis zum Jahr 2015 erreicht werden. Doch die Aussichten dafür sind düster: Bei einer Beibehaltung des derzeitigen Tempos der Armutsbekämpfung wird es nach UN-Angaben mehr als 130 Jahre dauern bis der Hunger in der Welt besiegt ist.

Demokratie macht nicht satt

Angesichts dieser Prognosen wirkt die Forderung nach mehr Demokratie wie ein weltfremder Wunsch wohlgenährter Vertreter der Industrienationen, sagen Kritiker. Denn Demokratie allein mache nicht satt. Dennoch beschleunigen demokratische Strukturen dem UN-Bericht zufolge die Entwicklungspolitik der betroffenen Ländern. Aber der Weg zur Demokratisierung ist noch weit: Dem Bericht zufolge sind in 106 der fast 200 Staaten der Welt die bürgerlichen und politischen Freiheiten eingeschränkt.

Demokratische Strukturen wirken sich nicht nur positiv auf die Entwicklungshilfepolitik aus, sondern stärken nach dem Bericht der Vereinten Nationen auch innerstaatliche Stabilität. Wo es eine funktionierende Opposition gibt, werden interne Konflikte politisch ausgetragen. Ist dies nicht der Fall, kommt es zu Bürgerkriegen, die in den vergangenen Jahren schlimmere Folgen hatten als Kriege zwischen Staaten. Während bei zwischenstaatlichen Konflikten in den Neunziger Jahren rund 220.000 Menschen starben, liegt die Zahl der Opfer von Bürgerkriegen bei 3,6 Millionen.

Nachholbedarf bei Organisationen

Demokratiedefizite herrschen nach Auffassung des UNDP aber nicht nur in einzelnen Ländern, sondern auch in internationalen Institutionen. So verfügten die sieben reichsten Länder der Welt, die sogenannten G-7-Staaten, über 45 Prozent der Stimmen.in der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds. Der UN-Bericht fordert daher, die Stimmen zugunsten der Entwicklungsländer neu zu verteilen. Außerdem sollten deren Vertreter mehr als bisher auch in höheren Positionen tätig sein.