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Dem Punk sei Dank

Anne-Katrin Mellmann / (mb)25. Juli 2002

Haare toupiert und die Sicherheitsnadel ans Ohr gesteckt! Bis Mitte September stehen in Düsseldorf die Zeichen auf Punk. Nach 25 Jahren ist die radikalste Jugendbewegung reif fürs Museum.

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"Zurück zur U-Bahn, zurück zum Beton!" skandierte einst die Solinger Punkband S.Y.P.H.

"Kultur aus den Slums. Brutal und häßlich." - Mit dieser Überschrift meldet 1978 das Magazin "Der Spiegel" den Beginn einer neuen Jugendbewegung: Punk. Eine umfassende Provokation mit Kleidung, Frisuren, Musik und Auftreten. Die Düsseldorfer Kunsthalle ehrt die Bewegung nun mit der Ausstellung "Zurück zum Beton".

Einfach, laut und schnell

Ende der 70er Jahre fanden sich Bands wie Fehlfarben, Einstürzende Neubauten, Neonbabies, Abwärts oder Malaria zusammen. Die Namen: Provokation, die Musik: Punk. Mehr noch als Musik repräsentierte Punk eine bestimmte Haltung: Rebellion gegen alles Althergebrachte. Einfache, laute und schnelle Musik kam aus England in die Bundesrepublik und mit ihr der Irokesenhaarschnitt, die Bondage-Hose von Vivienne Westwood und die Sicherheitsnadel im Ohr. Die Ästhetisierung des Häßlichen begann.

Provokation im Museum

Punk war nicht schön und verspielt, sondern laut und schräg. Die Ausstellung gibt davon einen Eindruck. Im Mittelpunkt steht hier die Musik: Der Besucher kann sie überall per Kopfhörer anhören und sich dazu ein passendes Bild machen: Punkszenen von damals auf Dias an den Wänden, genauso wie in den verschiedenen Dokumentationen und Filmen. Comics, Plattencover und Fanzines - die selbstgestalteten Magazine für Fans, die damals entstanden - künden von der Provokation, die Punk in seinen besten Jahren auslöste und von seiner politischen Ausrichtung. So zum Beispiel Veranstaltungsplakate, die mit Symbolen der Roten Armee Fraktion (RAF) spielen.

"Es sind natürlich viele Phänomene, die man gar nicht so einfangen kann, weil es ja damals auch sehr viel mit einer ungeheuren Energie zu tun hatte, die da ausgestrahlt wurde", erklärt Ausstellungskuratorin Ulrike Groos. "Wir haben mit vielen Beteiligten auch über dieses Problem gesprochen und versucht, so wenig wie möglich museale Formen zu verwenden."

Irokesenrevival

Die Mode, die die Punkbewegung so auffällig machte, fehlt daher in der Ausstellung. "Wir hatten vereinzelt auch Mode von Leihgebern. Aber die war uns einfach zu tot in der Präsentation. Es braucht eben Lebendigkeit, es braucht Personen, die da drin stecken," sagt Groos.

Gerade in der Mode aber erlebt Punk heute nicht nur in Deutschland ein Revival: Fussballstars wie Mehmet Scholl und David Beckham tragen zumindest angedeutete Irokesenhaarschnitte. Punk ist also nicht ganz tot, auch wenn die Düsseldorfer Ausstellung das vorläufige Ende von Punk auf 1983 markiert , als die musikalischen Nachfolger in Gestalt der Neuen Deutschen Welle antraten, um im Sauseschritt in die Charts zu düsen.