1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Debatte um Neuordnung

15. April 2003

Die US-Armee hat die heiße Phase des Irakkriegs für beendet erklärt. In Nasirija soll eine "Zukunftskonferenz" stattfinden. UN-Generalsekretär Annan warnte vor einer Destabilisierung des Nahen Ostens.

https://p.dw.com/p/3UbY
Bagdad: Das Alltagsleben kehrt zurückBild: AP

Der stellvertretende US-Generalstabschef Stanley McChrystal kündigte bereits am Montag (14.4.) den Beginn einer neuen Phase des US-Militäreinsatzes in Irak an. "Jetzt wird es kleine, wenngleich scharfe Gefechte geben." US-Oberbefehlshaber Tommy Franks habe damit begonnen, all jene Truppen heimzuschicken, die er nicht mehr braucht. Zunächst würden vor allem die Kapazitäten der US-Luftwaffe in Irak verringert, die den Krieg vor knapp vier Wochen mit massiven Luftangriffen eröffnet hatte. Die beiden Flugzeugträger "Kitty Hawk" und "Constellation" würden in dieser Woche aus dem Persischen Golf abgezogen, so dass nur noch ein Flugzeugträger dort bleibe, sagte McChrystal. Bodentruppen würden aber noch nicht abgezogen.

Derzeit sei die 4. US-Infanteriedivision mit ihren etwa 30.000 Soldaten komplett in Irak; Das 3. gepanzerte Kavallerieregiment und andere Bodenstreitkräfte würden derzeit noch verstärkt. Diese Kräfte würden noch "eine gewisse Zeitspanne" benötigt, um die Lage zu sichern. "Klar erforderlich" seien nun Einheiten von Militärpolizei und Ingenieurtrupps zum Aufbau Iraks. Nach US-Angaben stehen derzeit 300.000 US-Soldaten in Irak oder angrenzenden Regionen. Die Zahl der britischen und US-Soldaten innerhalb des Landes belaufe sich auf 140.000.

Warnung vor Destabilisierung des Nahen Ostens

In New York zeigte sich UN-Generalsekretär Annan "besorgt, dass die jüngsten Äußerungen an die Adresse Syriens zu einer umfassenderen Destabilisierung einer Region beitragen könnten, die ohnehin schon schwer durch den Krieg in Irak betroffen ist". Ohne die USA ausdrücklich zu erwähnen, forderte er in einer Erklärung, den Streit in Übereinstimmung mit den Vorgaben der UN-Charta beizulegen. US-Präsident George W. Bush und weitere hohe US-Regierungsvertreter hatten zuletzt den Ton gegenüber Syrien verschärft und Damaskus den Besitz von Chemiewaffen, die Unterstützung von Terroristen und Fluchthilfe für Vertreter der entmachteten irakischen Regierung vorgeworfen. Außenminister Colin Powell hatte am Montag (14.4.) die Möglichkeit von Sanktionen ins Gespräch gebracht.

Gerangel um Einfluss auf die Nachkriegsordnung

Vor der für Dienstag (15.4.) angesetzten Irak-Konferenz unter US-Führung in Nassirijah sagte die größte schiitisch-irakische Oppositionsgruppe ihre Teilnahme ab. Die "Oberste Versammlung der Islamischen Revolution in Irak" (SAIRI) werde dem Treffen der irakischen Oppositionellen am Dienstag (15.4.) in Nassirijah fernbleiben, sagte der Vize-Chef der Organisation, Abdel Asis el Hakim, in Teheran. "Wir weigern uns, uns unter die Fuchtel der Amerikaner oder irgendeines anderen Landes zu begeben." Für Irak sei Unabhängigkeit am wichtigsten. SAIRI ist in Teheran ansässig. Die Organisation tritt für die Gründung einer Islamischen Republik nach dem Vorbild Irans ein.

Bei dem Treffen im südirakischen Nassirijah unter Leitung des US-Sonderbeauftragten Zalmay Khalilzad wollen die USA ihre Vorstellungen von einer Nachkriegsordnung darlegen. Der von der US-Regierung für eine künftige Übergangsregierung mitfavorisierte Chef des Oppositions-Dachverbands Irakischer Nationalkongress (INC), Achmed Chalabi, nimmt an der Gesprächsrunde nicht teil, schickt aber einen Stellvertreter. Das Treffen soll Auftakt einer Serie mehrerer Konferenzen sein.

Den Vereinten Nationen wollen die USA bei den Konferenzen keine Führungsrolle einräumen. Die UNO werde bei den geplanten Treffen zwar "eine Rolle spielen", aber sie werde keine Leitfunktion haben, sagten US-Vertreter in Katar. Die Außenminister der sechs Staaten des Golf-Kooperationsrats wollten in Riad über die Zukunft Iraks beraten. (arn)

Hinweis:

Angaben zu Truppenbewegungen, Opfern und Schäden basieren zumeist auf Informationen der Kriegsparteien und können in der Regel nicht unabhängig überprüft werden.