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Streit um Neuansetzung des Dortmund-Spiels

13. April 2017

Bundesinnenminister de Maizière hat die rasche Neuansetzung des Champions-League-Viertelfinalspiels nach dem Sprengstoffanschlag auf den BVB verteidigt. Aus dem Verein kommt dagegen Kritik an der Entscheidung.

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De Maizière (M.) während des Spiels
De Maizière (M.) während des SpielsBild: picture-alliance/dpa/B. Thissen

Dass die Spieler von Borussia Dortmund weniger als 24 Stunden nach dem Anschlag auf ihren Manschaftsbus das zunächst abgesagte Champions-League-Viertelfinalspiel gegen den AS Monaco nachgeholt haben, hält Innenminister Thomas de Maizière für richtig. "Wir dürfen nicht den Fehler machen und uns einschüchtern lassen. Dann hätten Terroristen schon gewonnen. Ich selbst habe daher und als Zeichen der Solidarität mit dem BVB das Spiel im Stadion verfolgt", sagte de Maizière im Interview der "Bild"-Zeitung.

De Maizière betonte, dass in punkto generelle Sicherheit in und um die Stadien die Länder in "engem Kontakt" mit den Vereinen und der DFL stünden, um sich gemeinsam darum zu kümmern. "Ebenso klar wie bitter ist aber auch: Absolute Sicherheit kann es nicht geben", fügte der CDU-Politiker an.

Rechtliche Unterschiede

Kanzlerin Angela Merkel beklagte rechtliche Unterschiede in den Bundesländern bei der Terrorbekämpfung. Konkret kritisierte die CDU-Politikerin die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Berlin. NRW setzte "bedauerlicherweise" keine Schleierfahndung ein, sagte Merkel den Zeitungen der Funke Mediengruppe.. "Es wäre sehr sinnvoll, diese verdachtsunabhängigen Personenkontrollen in allen Bundesländern durchzuführen", so die Kanzlerin. Auch seien präventive Überwachungsmaßnahmen der Polizei, die beispielsweise bei der Beobachtung von Gefährdern sinnvoll seien, zwar in Bayern gestattet, nicht aber in Berlin und NRW.

Polizisten vor dem Stadion
Polizisten vor dem StadionBild: picture alliance/AP Photo/M. Meissner

Der Fußball habe eine große Faszination, sagte de Maizière bei Sky: "Und deswegen übt er auch eine große Versuchung für Terroristen aus, die öffentliche Wirkung zu missbrauchen." Deswegen sei es richtig, "dass wir uns so gut wie möglich schützen, aber uns die Faszination nicht wegnehmen lassen von Kriminellen", betonte der 63-Jährige.

Unter anderem hatten Borussia-Trainer Thomas Tuchel und -Keeper Roman Bürki den Nachholtermin am Mittwochabend und damit die Europäische Fußball-Union (UEFA) harsch kritisiert.

"Wir wurden überhaupt zu keiner Zeit gefragt. Die UEFA hat das in der Schweiz entschieden. Das hat sich nicht gut angefühlt Minuten nach diesem Sprengstoffanschlag. Wir hatten das Gefühl, als wäre eine Bierdose gegen den Bus geflogen", sagte Tuchel mit einer verbalen Zuspitzung auf die UEFA-Entscheider. Tuchel selbst hatte ein "Gefühl der Ohnmacht", weil er überhaupt keinen Einfluss nehmen konnte auf einen neuen Termin.

Torhüter Roman Bürki im Trikot des beim Anschlag verletzten Teamkollegen Marc Bartra
Torhüter Roman Bürki im Trikot des beim Anschlag verletzten Teamkollegen Marc BartraBild: picture alliance/dpa/B. Thissen

Dortmunds Schweizer Torhüter Roman Bürki erklärte: "Man hat uns keinen Gefallen getan, dieses Spiel anzusetzen, nicht mal 24 Stunden nach einem Anschlag. Ich hatte nicht eine Stunde Schlaf in der Nacht, das ist nicht die optimale Vorbereitung auf solch ein Spiel."

Auch  der Spieler Nuri Sahin äußerte Kritik. "Bis zum Anpfiff war bei mir alles im Kopf, nur kein Fußball. Was gestern passiert ist, wünsche ich niemandem. Wir haben erst Zuhause realisiert, wieviel Glück wir hatten", sagte Sahin. "Ich weiß, dass der Fußball wichtig ist, aber wir sind auch nur Menschen."

Dortumund unterlag dem französischen Tabellenführer mit 2:3 (0:2). Damit sind die Chancen, im zweiten Spiel am 19. April doch noch das Weiterkommen möglich zu machen, gering.

Das Spiel war wegen des engen Terminplans bereits am Mittwoch angesetzt worden. Schon am kommenden Mittwoch ist das Rückspiel in Monaco terminiert. Am Samstag spielt Dortmund in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verteidigte nach der Neuansetzung den Termin. "Es gab dazu keine Alternative, weil die Terminsituation zwischen Viertel- und Halbfinale nichts anderes zulässt", sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) wies darauf hin, dass man sich mit allen Parteien auf den Termin der Neuansetzung verständigt habe.

Der Manschaftsbus vor dem neu angesetzten Spiel am Stadion
Der Mannschaftsbus vor dem neu angesetzten Spiel am StadionBild: picture-alliance/Zumapress/J. Bywaletz

Thomas Tuchel  will seiner Mannschaft nun Zeit geben, sich auch die Frage zu stellen, ob es aktuell Sinn macht, Fußball zu spielen. Den Spielern wird bei Bedarf psychologische Hilfe angeboten. Denn auch das sagte Tuchel: "Fußball ist nicht das Wichtigste der Welt."

stu/se (dpa, sid)