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De Maizière besucht Ex-Taliban-Gebiet

7. März 2013

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière hat im Rahmen seines Pakistanbesuchs das Swattal im Norden des Landes besucht. Die zuvor geheim gehaltene Reise wurde vom pakistanischen Militär gut vorbereitet.

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Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere erhält vom pakistanischen General Sana Ullah Kahn (l) eine landesübliche Tracht (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Verteidigungsminister flog am Donnerstag unter dem Schutz der pakistanischen Armee von Islamabad aus in das nördlich gelegene frühere Urlaubsgebiet. Aufständische hatten das Swattal 2007 unter ihre Kontrolle gebracht. Danach gehörte die Region zur Hochburg der Taliban. Mit einer blutigen Großoffensive verdrängte die Armee die Taliban 2009 weitgehend.

Die Einladung zu dem Besuch des Swattals mit einem pakistanischen Militärhubschrauber wertete de Maizière vor seinem Abflug als "eine große Geste des pakistanischen Militärs". Der Minister wollte sich dort einen Eindruck von der Lage in dem Gebiet machen, das überwiegend von der auch in Afghanistan ansässigen Volksgruppe der Paschtunen bewohnt wird. Dabei besuchte er ein Reintegrationsprojekt, bei dem frühere islamistische Kämpfer einen Handwerksberuf erlernen können.

Rückzugsraum für Taliban

Die pakistanischen Taliban und ihre Verbündeten hatten im Swattal - ähnlich wie früher in Afghanistan - ein streng islamistisches Regime errichtet. So wurden Menschen, die sich nicht an seine Vorschriften hielten, gesteinigt. Das pakistanische Militär griff mit einer groß angelegten Operation erst ein, nachdem die Taliban auch mit einem Vormarsch auf die etwa hundert Kilometer südöstlich gelegene Hauptstadt Islamabad gedroht hatten.

Die zerklüfteten Gebirgslandschaften im Norden Pakistans sind ein Rückzugsraum auch für afghanische Taliban, die von Afghanistan aus mit Nachschub und Ausrüstung versorgt werden. Das Swattal ist nur rund 80 Kilometer von der Grenze zu Afghanistan entfernt. Auch wegen der Lage in seinen unruhigen Nordgebieten spielt Pakistan eine Schlüsselrolle für eine friedliche Lösung in Afghanistan.

Thomas de Maiziere (r.) spricht in Islamabad mit der pakistanischen Außenministerin Hina Rabbani (Foto: dpa)
Aufmunternde Worte fand der Verteidigungsminister für Außenministerin RabbaniBild: picture-alliance/dpa

Um das Verhältnis der beiden Nachbarländer ging es auch in dem Gespräch De Maizières am Morgen in Islamabad mit der pakistanischen Außenministerin Hina Rabbani. "Es gab eine lange Tradition von Misstrauen", sagte de Maizière anschließend zum Verhältnis zwischen den beiden Nachbarstaaten. Inzwischen gebe es erste Schritte hin zu mehr Vertrauen, "es gibt aber auch Rückschläge".

"Ich habe alle Seiten ermuntert, diesen Weg weiterzugehen", sagte De Maizière mit Blick auf den stockenden Annäherungsprozess. Derzeit sei "die Zeit günstig", aber auch knapp für eine Versöhnung. Objektiv habe Pakistan ein Interesse an einem stabilen Afghanistan, ebenso umgekehrt. Es könnte sein, dass auch Gruppen der Taliban "ein Interesse daran haben, zu geordneten Verhältnissen zu kommen".

De Maizière war am Mittwoch in Pakistan eingetroffen. Er kam aus Afghanistan, wo er deutsche Soldaten in Masar-i-Scharif und in dem Stützpunkt OP North besucht hatte. Außerdem hatte der Minister politische Gespräche in der Hauptstadt Kabul geführt.

li/uh (afp, dpa)