DDR-Comicstar Hannes Hegen ist tot
13. November 2014In der Welt des Comiczeichners Hannes Hegen gab es keine Propaganda, keinen grauen Alltag. Die Welt der Digedags, dem ostdeutschen Pendant zu Asterix und Obelix, war bunt, wild und voller Visionen. Sie entstanden in den 1950er Jahren, als die DDR-Oberen nach einer Antwort auf Micky Maus suchten. 1955 erschien das erste "Mosaik"-Heft. Auf 32 Seiten, farbig koloriert und gedruckt auf holzhaltigem Papier, hat Zeichner Hannes Hegen - losgelöst von politischer Doktrin – mit den Digedags einen wirklichen Volkscomic entwickelt, den noch heute im Osten der Bundesrepublik nahezu jeder kennt. Zu DDR-Zeiten waren die Comics von Hannes Hegen "Bückware". So nannte man damals besonders begehrte Dinge, die es aber nur unter dem Ladentisch gab.
"Mosaik" war das Abbild von Hegens Träumen
Der Zeichner Hannes Hegen, mit bürgerlichem Namen Johannes Hegenbarth, studierte Kunst in Wien, später in Leipzig. Mit 30 Jahren zeichnet er sein erstes "Mosaik"-Heft, ein "Abbild seiner Träume", wie er es selbst mal formuliert hat. Er vermied es konsequent, seine Helden als fröhliche Pioniere und agile Agitprophelden zu gestalten. In den Heften erschienen immer wieder gigantische, intergalaktische utopische Städte, in die es Dig, Dag und Digedag einst verschlagen hatte. In bunten Farben sind Zukunftsvisionen zu sehen. Schwebebahn, Hochbahn, vierstöckiges Straßenkreuz. Schifffahrtstunnel, Röhrenbahn, U-Bahn. Oder sie begaben sich auf Zeitreisen nach Rom oder Venedig. Die Originalzeichnungen werden heute als Kunstwerke teuer gehandelt und sind unter Sammlern sehr begehrt. Hegen hörte 1975 auf. Er zog sich ins Privatleben zurück. Mit Ausgabe 223 war die Reise der Digedags zu Ende. Sie wurden von den Abrafaxen abgelöst. Hannes Hegen starb bereits am 8. November im Alter von 89 Jahren in Berlin, wie der Verleger Mark Lehmstedt am Donnerstag in Leipzig mitteilte.
so/uh (dpa/dw.de)