1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Treibhauseffekt befördert den Dauerregen

25. Juli 2017

Heftige Unwetter mit Starkregen in Deutschland: Vollgelaufene Keller, so viel Regen an einem Tag wie sonst in einem Monat. Und Klimaexperten sagen: Daran muss sich Deutschland gewöhnen.

https://p.dw.com/p/2h6Oe
Deutschland Wetter - Gewitter in Köln
Bild: picture alliance/dpa/F. Gambarini

Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats haben die Behörden am Wochenende in Berlin den Ausnahmezustand ausgerufen. Heftige Regenfälle hatten Straßen unter Wasser gesetzt, teilweise meterhoch. Die Feuerwehr der Hauptstadt wurde den Notrufen nicht mehr Herr. Laut einem Zeitungsbericht musste die Feuerwehr innerhalb von anderthalb Stunden 185 Mal ausrücken. Und in der Bodenseeregion wüteten die Unwetter derartig, dass Zugstrecken wegen umgestürzter Bäume oder abgerutschter Berghänge gesperrt werden mussten.

Schneller Wechsel von Hitze und heftigem Regen

Das sind Zustände, an die sich die Deutschen nach Ansicht von Klimaforschern gewöhnen müssen. Der Treibhauseffekt lässt eben nicht nur Eisberge schmelzen und den Meeresspiegel ansteigen, er hat auch immer stärkere Auswirkungen auf Mitteleuropa. "Wir haben den schnellen Wechsel von heißer Trockenheit und heftigen Regenfällen schon lange vorhergesagt, jetzt wird das von Jahr zu Jahr deutlicher", sagt Mojib Latif, Meteorologe und Klimaforscher am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel der DW. "Auch in Deutschland ist die Durchschnittstemperatur seit etwa 1880 um 1,4 Grad gestiegen, das bleibt nicht ohne Folgen."  Einerseits verstärke sich durch die Erderwärmung das subtropische Azorenhoch des Nordatlantiks, aber auch die Tiefs blieben Europa erhalten. "Und mit jeden Grad an Temperatur-Steigerung nimmt die mögliche Regenintensität um sieben Prozent zu", erklärt Latif. Auch hätten die Wetterstationen lange Zeit nur die Regenmengen über viele Tage und Wochen hinweg gemessen. Aber das Problem seien jetzt die vielen kurzen, heftigen Regenfälle. "Da fehlen noch ausreichende Messdaten für exakte Vorhersagen". Generell aber gelte: Wärmere Luft kann mehr Wasser aufnehmen, die Regengüsse werden heftiger.   

Arktis erwärmt sich schneller als andere Regionen

Mojib Latif
Klimaforscher Mojib LatifBild: DW

Aussagen, die auch der Meteorologe Peter Hoffmann von Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bestätigt. "Die Arktis erwärmt sich durch den Klimawandel stärker als andere Regionen, das verändert das Verhältnis von Tiefs und Hoch, ihre Zugbahnen über Mitteleuropa", sagt Hoffmann der DW. "Und gerade haben wir ein Tief über Mitteleuropa, das mehrere Tage dort verweilt und die heftigen Regenfälle mit verursacht."  Hoffmann weist noch auf einen anderen Zusammenhang hin: Wenn in Mitteleuropa so viel Regen fällt wie derzeit, trägt das auch zur extremen Trockenheit im Süden des Kontinents bei. 

Peter Hoffmann
Klimaforscher Peter HoffmannBild: PIK/K.Karkow

Regen in Mitteleuropa gleich Trockenheit im Süden

So haben die Behörden in Rom wegen extremen Wassermangels Alarm geschlagen. Die italienische Hauptstadt wird gerade von hohen Temperaturen und extremer Trockenheit heimgesucht. Die Verantwortlichen erwägen sogar eine stundenweise Abschaltung der Wasserversorgung in Privathaushalten, nachdem das Niveau des Braccianer Sees, eines Hauptreservoirs für Trinkwasser, 160 Zentimeter unter den Normalstand gesunken ist. Und der Vatikan stellte wegen der Wasserknappheit sowohl die Springbrunnen auf dem Petersplatz als auch die Zierbrunnen in den Vatikanischen Gärten ab.

Italien Kolonnaden am Petersplatz in Rom
Hier noch mit Wasser: Am Petersplatz in Rom. Bild: picture-alliance/Arco Images/I. Gercelman

Beide Klimawissenschaftler betonen: Auch bei bester Klimapolitik muss Mitteleuropa fürs Erste mit solchen Wetterszenarien leben: "So leicht lässt sich der Schalter nicht umlegen", sagt Hoffmann. Und Latif meint: "Zwar ist das Klima oft auch ein chaotisches System. Aber auf starken Regen und große Trockenheit im schnellen Wechsel müssen wir uns erst einmal einstellen."