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Datenleck des IS hilft deutscher Justiz

8. März 2016

Der "Islamische Staat" nimmt es offenbar genau mit der Bürokratie und erfasst Daten von Neuankömmlingen akribisch. Entsprechende Papiere sind nun in die Hände deutscher Ermittler gelangt.

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Ausschnitt IS-Fragebogen (Foto: NDR)
Bild: NDR

Dem Bundeskriminalamt (BKA) liegen brisante Papiere vor, die aus dem Inneren der Terrormiliz "Islamischer Staat" kommen sollen und Informationen über deutsche Kämpfer enthalten. Das Material stammt aus Befragungen von IS-Anhängern - nach deren Einreise in das von der Miliz beherrschte Gebiet in Syrien, wie der Rechercheverbund aus NDR (Norddeutscher Rundfunk), WDR (Westdeutscher Rundfunk) und "Süddeutscher Zeitung" in Erfahrung brachte.

Kämpfer oder Attentäter?

Ausländische Kämpfer müssen demnach beim IS in einer Art Personalbogen ausführlich Angaben zu ihrer Person und ihren Qualifikationen machen. "Wir gehen davon aus, dass es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um echte Dokumente handelt", sagte ein BKA-Sprecher. "Wir nutzen diese nun zur Strafverfolgung und für gefahrenabwehrende Maßnahmen." Zu Details äußerte er sich nicht. Auch welchen Umfang das Material insgesamt hat und auf welchem Weg das BKA an die Papiere gekommen ist, ließ der Sprecher offen.

Der Rechercheverbund berichtet, jeder IS-Freiwillige müsse der Terrormiliz gegenüber Angaben zu 23 Fragen machen. Neben dem Namen, Kampfnamen und vorherigem Wohnort würden zum Beispiel auch Informationen zu Schleusern, Angehörigen, religiöser Bildung und "Dschihad"-Erfahrung abgefragt. Die Einreisenden könnten zudem angeben, ob sie beispielsweise als Kämpfer oder Selbstmordattentäter eingesetzt werden wollten.

Wertvolles Beweismaterial

Die Materialsammlung könnte helfen, neue Ermittlungen gegen IS-Anhänger aus Deutschland aufzunehmen oder bisherige Ermittlungen oder Anklagen auszuweiten. In den Dokumenten sollen sich auch Namen von Islamisten wiederfinden, die nach ihrer Rückkehr nach Deutschland bisher unbehelligt blieben. Denn Ermittler haben oft Mühe, Verdächtigen eine Mitgliedschaft beim IS nachzuweisen.

Nach Erkenntnissen der deutschen Sicherheitsbehörden sind schon insgesamt mehr als 800 Islamisten aus Deutschland in das Kampfgebiet nach Syrien und in den Irak ausgereist. Etwa 130 dieser Islamisten kamen in den Kampfgebieten ums Leben. Etwa ein Drittel der Ausgereisten kehrte hingegen inzwischen wieder zurück nach Deutschland.

wa/jj (dpa, kna, sz, ndr, wdr)