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"Das widerspricht dem demokratischen Prinzip"

Das Gespräch führte Kay-Alexander Scholz12. Juli 2006

Andreas Klengel ist Geschäftsführer der Ingenieurkammer Sachsen und Mit-Initiator der Bürgerinitiative "Pro Waldschlößchenbrücke". Er hofft, dass die Politiker im Streit mit der Unesco nicht einknicken.

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Ein Streit liegt über der Stadt. Das Welterbekomitee hat auf seiner Tagung in Vilnius die Rote Karte gezeigtBild: AP

DW-WORLD.DE: Wie bewerten Sie die Entscheidung, dass Dresden auf die Rote Liste des Weltkulturerbekomitees der Unesco kommt?

Andreas Klengel: Es ist gut, dass die Welt darauf achtet, Kultur zu schützen. Aber wenn das Elbetal in Dresden unter der Katergorie entwickelbare Region eingetragen wird und sich dann nicht entwickeln darf, dann stimmt da was nicht.

Warum taucht das Problem erst jetzt auf?

Das verstehe ich auch nicht. Fachleute haben sich die Stadt angeschaut - auch die Planungen für den Brückenbau, und sie war damals kein K.o.-Kriterium.

Woran lag es, dass die Entscheidung dennoch so ausgefallen ist?

Sicherlich spielt Lobbyarbeit eine Rolle. Nobelpreisträger Günter Blobel ist ein bekennender Brückengegner und hat seine Interessen zusammen mit anderen direkt in der Unesco-Zentrale in Paris zur Sprache gebracht.

Wie wird der Streit Ihrer Meinung nach ausgehen?

Die Unesco hat keine Kompetenz, sich in die Entscheidung eines Staates einzumischen. Sie kann nur eine Empfehlung geben, mehr nicht. Die Politiker haben einen klaren Wählerauftrag und sollten sich nach der Entscheidung der Bürger richten. Und die haben sich in einem Bürgerentscheid mehrheitlich für eine Brücke ausgesprochen. Die besondere Brisanz besteht darin, dass sich eine kleine Gruppe gegen den Willen einer größeren Gruppe stellt. Das widerspricht meines Erachtens dem demokratischen Prinzip.

Was passiert, wenn die Stadt dennoch einknickt und die Brücke nicht gebaut wird?

Zu bedenken ist, dass ein Zurückrudern der Stadt auch einen finanziellen Verlust bedeuten würde. Für den Brückenbau fand bereits eine Ausschreibung statt, der Auftraggeber steht fest. Die Stadt müsste also Entschädigungsleistungen zahlen.

Was würde passieren, wenn Dresden den Titel Weltkulturerbe dauerhaft aberkannt bekommt?

Ich sage mal so, die Touristen waren in Dresden, bevor die Stadt Weltkulturerbe war und sie werden auch danach wieder da sein, weil die Sehenswürdigkeiten ja nicht verschwinden. Der Zwinger bleibt, die Frauenkirche und die anderen weltweit bekannten Attraktionen der Stadt auch.