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Politik

Eine kurze Geschichte der Abneigung

Michael Knigge phi
3. Mai 2017

Donald Trump ist nicht der erste US-Präsident, der für die freie Presse mehr Hass als Liebe zu empfinden scheint. Trumps Art, mit Journalisten umzugehen, unterscheidet sich dennoch von der seiner Vorgänger.

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US Präsident Donald Trump
Bild: picture-alliance/Photoshot

So richtig grün waren sie sich noch nie, die US-Präsidenten und die Presse. Schon George Washington soll seinem Vizepräsidenten John Adams im Jahr 1796 gesagt haben, er sei "abgeneigt, sich weiterhin von schändlichen Schreiberlingen in der Presse hin- und herschütteln zu lassen" und dass er deshalb nicht für eine damals mögliche dritte Amtszeit kandidieren wolle.

Thomas Jefferson, dritter US-Präsident und als Schutzheiliger der freien Presse gefeiert, schrieb 1807 an einen Politiker, der eine Zeitung gründen wollte: "Nichts, das in einer Zeitung steht kann heute noch geglaubt werden. Die Wahrheit selbst wird verdächtig, wenn sie in dieses verschmutzte Vehikel verpackt wird."

"Die Presse ist der Feind"

Mehr als 150 Jahre später, im Jahr 1972, sagte Präsident Richard Nixon seinem nationalen Sicherheitsberater, er solle nie vergessen: "Die Presse ist der Feind. Das Establishment ist der Feind. Die Professoren sind der Feind."

Nixon, der bislang einzige Präsident, der zurücktreten musste, kann sicher als Extremfall gesehen werden. Doch selbst diejenigen Bewohner des Weißen Hauses, die als begabte Kommunikatoren galten, etwa Ronald Reagan oder Barack Obama, hatten oft ein schwieriges Verhältnis zur Presse.

Trump: Aggressiv und öffentlich

Donald Trump hat sich bisher dadurch hervorgetan, dass er nicht nur die Presse insgesamt als Feind des Volkes bezeichnet hat, sondern auch einzelne Medienhäuser wie die New York Times und die Washington Post wiederholt direkt angreift. Immer wieder geht Trump auch auf einzelne missliebige Reporter verbal los. Sein Ton ist dabei deutlich aggressiver als man das von US-Präsidenten gewohnt ist.

USA | Sean Spicer
Die Präsentation "alternativer Fakten" und Angriffe auf die "Lügenpresse" sind Teil der Pressekonferenzen im Weißen Haus gewordenBild: AP

Auch wenn Washington, Jefferson und Nixon hinter verschlossenen Türen oder in Briefen über die Presse lästerten, "was wir so noch nicht gesehen haben ist ein Präsident, der einzelne Journalisten und die Medien generell in aller Öffentlichkeit angreift", sagt Thomas Bradley von der Harvard-Universität. 

Ein Ratschlag für Journalisten

"Das ist mit Sicherheit eine der schwierigsten Beziehungen zwischen einem Präsidenten und dem Pressekorps des Weißen Hauses, die ich je gesehen habe," sagt Mark Rozell, von der George Mason Universität. "Und ich forsche jetzt seit einigen Jahrzehnten zu diesem Thema." Jeder Präsident habe bislang die Wichtigkeit und Legitimität der Medien als Institution anerkannt. "Der große Unterschied bei Trump ist, dass er genau das in Frage stellt und angreift", so Rozell im Gespräch mit der DW.

Doch auch die Medien selbst trügen eine Mitschuld an der derzeitigen Situation, sagt Rozell: "Viele Medienschaffende sind zu interessiert an den Unterhaltungsaspekten der politischen Berichterstattung. Das nutzt Herr Trump aus und das gibt ihm Macht. Das dient der Öffentlichkeit überhaupt nicht."

Dass Präsident Trump seine Einstellung den Medien gegenüber ändern könnte, glauben die wenigsten Politikwissenschaftler. Einen einfachen Rat haben sie jedoch für Journalisten. Sie sollten sich nicht ablenken lassen von Clownerien im Weißen Haus, sondern ihre Energie auf die wirklich wichtigen Themen fokussieren – selbst wenn diese nicht in der Twitter-Timeline des Präsidenten auftauchen.