Das waren Forschung und Wissenschaft im Jahr 2016
Das vergangene Jahr war wieder spannend für die Forscher: Sie erzeugten experimentelles Plasma für die Kernfusion, wiesen Gravitationswellen nach und entdeckten Wirkstoffe gegen resistente Keime. Hier unsere Favoriten.
Feuer frei für das Plasma!
Anfang des Jahres ging die Kernfusion-Versuchsanlage Wendelstein 7-X in Betrieb. Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte persönlich den Knopf und zündete damit ein Heliumplasma im neuen Reaktor.
Höchste Präzision
Das Plasma im Reaktor Wendelstein 7-X entsteht durch Mikrowellenöfen, eine Kernfusion findet dort nicht statt. Das Experiment soll zeigen, ob die Bauform des Stellarators geeignet ist, ein Plasma in der Form zu halten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Im Dezember berichteten die Forscher, dass sie das Magnetfeld auf ein Hunderttausendstel genau dort aufbauen können, wo sie es haben wollen.
Freude für Teilchenphysiker
Anfang des Jahres nahm auch das neue Hochleistungsrechenzentrum im Darmstädter Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung seine Arbeit auf. Es soll einmal die riesigen Datenmengen verarbeiten, die der neue Beschleunigerring FAIR in etwa zehn Jahren erzeugen wird. Aber auch jetzt schon sind die Rechner gut ausgelastet.
Gravitationswellen gibt es wirklich!
Im Februar gab es einen Paukenschlag vom LIGO-Experiment. Das Laser-Interferometer-Gravitationswellen-Observatorium zeichnete ein zirpendes Geräusch auf. So hören sich also Gravitationswellen an. Von Albert Einstein vorausgesagt und jetzt endlich nachgewiesen - ein Meilenstein in der Astrophysik!
Weltumrundung geglückt
Am 26. Juli war es soweit: Das Solarflugzeug Solar Impulse II beendete seine mehr als einjährige Weltumrundung und erreichte Abu Dhabi. Am 9. März 2015 hatte der Flieger dort abgehoben und war Richtung Osten einmal um den Globus geflogen. Probleme hatte es vor allem mit der Batterietechnik gegeben: Die Akkus mussten nach einer Pazifiküberquerung komplett ausgetauscht werden.
Rückschlag für autonomes Fahren
Der Unfall eines Tesla-Autos im Mai in Florida überschattete die rapide Weiterentwicklung von autonomen und halbautonomen Fahrzeugen. Der Fahrer hatte sich offensichtlich auf den Autopiloten des Wagens verlassen und nicht gemerkt, dass die Systeme des Autos einen großen Lkw nicht als solchen erkannt hatten.
Ein Virus und die Olympischen Spiele
Die Olympischen Spiele in Brasilien waren durch die Verbreitung eines neuen Virus überschattet, der bei Neugeborenen zu Fehlbildungen des Schädels führt. Der Zika-Virus wird durch Moskitos übertragen und hatte sich rasch in den tropischen Regionen der Welt ausgebreitet. Im Februar hatte die Weltgesundheitsorganisation einen globalen Notstand ausgerufen. Im November erklärte sie ihn für beendet.
Ein Wirkstoff gegen multiresistente Keime?
Im Juli gaben Tübinger Forscher bekannt, dass sie einen Wirkstoff namens Lugdunin aus Bakterien isoliert haben, die normalerweise in der Nase siedeln. Der Wirkstoff könnte zum Beispiel gegen den Krankenhauskeim MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) wirken.
Teuflischer Medizinschrank auf vier Beinen
Australische Forscher haben sich die Muttermilch der Tasmanischen Teufel genau angeschaut und dort hochwirksame Eiweiße entdeckt, die auch gegen multiresistente Erreger wirken. Die Beuteltiere brauchen diese starken Abwehrmittel, weil sich in den Beuteln, wo die Babys heranwachsen, allerhand Bakterien tummeln. Taugt das Mittel auch für den Menschen?
Ein Liebhaber von Manganknollen
Erst im März haben Forscher vor Hawaii diesen kleinen Oktopus entdeckt. Sie tauften ihn Casper - nach dem Star eines Geisterfilms. Im Dezember wussten die Meeresbiologen schon mehr über den kleinen Kraken: Er legt seine Eier auf Manganknollen in der Tiefsee ab. Blöd nur, dass Mangan und andere in den Knollen vorhandene Substanzen für die Industrie immer wichtiger werden.
Mit Molekülen gegen schlechten Atem
Kühe rülpsen Methangas aus und tragen so wesentlich zur Erderwärmung bei. Dagegen könnte ein Molekül namens 3-Nitrooxypropanol helfen, berichteten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie im Mai. Das Mittel verhindert die Bildung von Methan in den Rindermägen und verbessert zudem die Nährstoffaufnahme.
Falken im Windkanal
Dieser Falke namens Sokrates durfte seine Künste in einem Windkanal für die Universität der Bundeswehr in München unter Beweis stellen. Hochgeschwindigkeitskameras filmten seine Bewegungen, und Forscher werteten die Bilder aus. Fliegen unsere Flugzeuge bald auch mit Federn?
Medizin-Nobelpreis für kannibalische Zellen
Den Medizin-Nobelpreis gab es 2016 für die Entdeckung eines wichtigen Selbstheilungsmechanismus in unseren Zellen. Ohne die Autophagie, das "Selbst-Fressen", könnten sie sich nämlich nicht erneuern. Der Japaner Yoshinori Ohsumi hatte den Mechanismus entdeckt.
Was haben Bagel mit Physik zu tun?
Das Nobelpreis-Komitee erklärte anhand von Backwaren, warum David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz den Preis für Physik erhielten: für ihre Arbeiten zur Topologie. Das Konzept der Topologie zu erklären, benötigte allerdings etwas Zeit - nicht nur für das Nobelpreiskomitee, sondern auch für die Journalisten. Also: Guten Appetit!
Mini-Maschinen
Diese atomaren Mini-Autos haben es in sich. Jean-Pierre Sauvage, Fraser Stoddart und Bernard Feringa haben es möglich gemacht, dass es heutzutage solche molekularen Mini-Motoren gibt. Angetrieben werden sie zum Beispiel mit Licht. Dafür erhielten die drei den Nobelpreis für Chemie.