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Das Programm des Internationalen Beethovenfests 2002

Dieter Glave20. März 2002

Vom 7. September bis 6. Oktober 2002 bietet das Beethovenfest ein Programm, das ganz im Zeichen der unverminderten Nachwirkung seines Schaffens bis in unsere Gegenwart steht.

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Ludwig van BeethovenBild: AP

"Nicht verloren habt ihr ihn, ihr habt ihn gewonnen" - diesem Gedanken, vom deutschen Dichter Franz Grillparzer, 1827 am Grabe Beethovens ausgesprochen, ist das diesjährige Beethovenfest besonders verpflichtet. Das heißt: Beethovens Werk soll als ein lebendiges Erbe verstanden werden, das immer wieder neu interpretiert werden muss.

Beethovenfest 2002, - das bedeutet: 50 Konzerte an neun verschiedenen Orten in Bonn und in der Region. Im Mittelpunkt stehen neben zahlreichen Werken Beethovens die Uraufführungen von sechs zeitgenössischen Komponisten, die sich mit dem Werk und Geist Beethovens auseinandersetzen. Fünf der Kompositionsaufträge hat das Beethovenfest an die Franzosen Pascal Dusapin und Christophe Looten, die Deutschen Manfred Trojahn und Jürg Bauer sowie den spanischen Senkrechtstarter Mauricio Sotelo gestellt. Im Auftrag der Deutschen Welle, die Hauptsponsor und Medienpartner des Bonner Beethovenfestes ist, arbeitet der türkische Komponist n Özkan Manav an einem Werk, das am 15. September uraufgeführt wird. Manav wird darüber hinaus mit dem DW-Kompositionspreis 2002 ausgezeichnet.

Die Verleihung des DW Kompositionspreises an einen jungen türkischen Künstler ist Teil der DW-Initiative beim Beethovenfest. Jedes Jahr wird aus einer bestimmten Weltregion ein hochbegabtes Nachwuchsorchester nach Bonn eingeladen. In die gleiche Weltregion vergibt die DW ihren mit 5000 Euro dotierten Kompositionspreis. In diesem Jahr ist die Türkei Partnerland der DW-Initiative. Das hat auch zu tun mit dem Türkischen Programm der DW, das 2002 40jähriges Bestehen feiert. Doch zurück zum Programm des Beethovenfestes. Vorgestellt wurde es am Dienstag (13.03.02)auf einer Pressekonferenz im Bonner Beethovenhaus.

So ein richtiges großes Gedenkjahr, also mit einer oder zwei Nullen am Ende, ist es ja nicht, aber immerhin ist am kommenden 26. März das 175. Todesjahr von Ludwig van Beethoven und Anlass für besondere Anstrengungen beim diesjährigen Beethovenfest. So ist Thomas Daniel Schlee, stellvertretender Intendant des Beethovenfestes, auch ein wenig stolz auf das Profil des Festes:

"Sehen Sie sich einmal an, wieviel Konzertprogramme des Beethovenfestes nicht nur heuer, sondern auch in den vergangenen Jahren tatsächlich auf unsere Anregung hin entstanden sind, also das ist kein Festival, das sich begnügt mit Tournee-Programmen. Ein ziemlich wichtiger Aspekt, wenn man über Profilierung Physiognomie eines Festivals im europäischen Konzert spricht."

Intendant Franz Willnauer gar sieht

"Beethoven als Kraftzentrum, Beethovenfest als Plattform für die Begegnung von internationalen Stars und hochbegabten Nachwuchs und das Bonner Beethovenfest als Leuchtturm für die ganze Region."

Und die Region um Beethovens Geburtsstadt Bonn herum ist, zumindest was die Spielstätten betrifft, etwas kleiner geworden; manche Veranstaltungsorte wurden bei den zurückliegenden Festen einfach nicht gut genug besucht, so Konzertsäle in Wuppertal oder Siegburg. Auch die Atmosphäre der Stadt Bonn selbst war in den Jahren zuvor wenig festlich, wie Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann freimütig einräumt.

"Wir wollen in diesem Jahr noch stärker als in den vergangenen Jahren wieder daran arbeiten, stärker in der Stadt eine Festspiel-Atmosphäre entstehen zu lassen. Ich glaube, das war immer so ein Punkt, der uns allen aufgefallen ist, dass diese Atmosphäre zumindest nicht durchgängig entstanden war."

Und jetzt soll richtig gepowert werden, damit auch außerhalb der Konzertsäle Fest-Atmosphäre entsteht.

"Mit Abspannern, mit Plakatierungen, Spanntransparenten, aber meine Bitte gilt auch den Bonner Geschäftsleuten, den Privaten, dass sie wirklich sich darauf einstellen, dass frühzeitig darüber nachgedacht wird, wie jeder einzelne durch Dekorationen in Schaufenstern sich kreativ beteiligen kann an der Herstellung einer solchen Atmosphäre."

Thomas Daniel Schlee, der jetzt das gesamte Programm des Festes vorstellte, geht es weniger um Äußerlichkeiten als um die künstlerische Substanz.

"Was ist schöpferisch mit dem Erbe Beethovens anzufangen? Beethoven im Gegensatz zu manchem anderen ebenso großen Komponisten ist als Persönlichkeit und in der Auslotung des Materials in seinen Werken so erdrückend, dass es einem nachfolgenden und auch noch so begabten Komponisten sehr schwer wird, sich just an ihm zu ínspirieren oder zu reiben."

Dennoch steht im Mittelpunkt der Konzertprogramme - natürlich neben zahlreichen Kompositionen Beethovens - die Uraufführung von Werken fünf bedeutender zeitgenössischer Komponisten, die sich mit Werk und Geist Beethovens auseinandersetzten. Es sind die Franzosen Pascal Dusapin und Christophe Looten, die beiden Deutschen Jürg Baur und Manfred Trojahn sowie der Spanier Mauricio Sotelo. Aber damit nicht genug. Auch die Deutsche Welle als Medienpartner und einer der drei Hauptsponsoren des Festes vergibt einen Kompositionsauftrag. Verwaltungsdirektor Reinhard Hartstein:

"Wir vergeben den Kompositionspreis der Deutschen Welle an einen Preisträger aus der Türkei; er heißt Özkan Manav. Er wird im Auftrag der Deutschen Welle ein neues Werk komponieren, das er dann vom Istanbuler Orchester im Rahmen des Bonner Auftritts hier uraufführen wird."

Der Bezug zur Türkei lag für die Deutsche Welle besonders nahe:

"Das türkische Programm der Deutschen Welle feiert im Jahre 2002 sein 40-jähriges Bestehen. Wir haben dazu eingeladen das Symphonieorchester des staatlichen Konservatoriums der Universität Istanbul, mit diesen Musikern veranstalten wir dann eine Woche lang einen Orchester-Campus."

Bei diesem Orchester-Campus werden so berühmte Musiker unterrichten wie Krzysztof Penderecki, Helmuth Rilling und Peter Gülke.

In Beethovens 175. Todesjahr darf man also ein besonders interessantes Beethovenfest erwarten, nach Thomas Daniel Schlee eines,

"das insgesamt glaub ich sich als ein reiches Füllhorn über unsere Musikfreunde ergießen wird."