"Das pralle Leben"
11. April 2004
Aus der Feder von Ingrid Coughlan:
Lebenswille
Das pralle Leben grinst mich an
Aus frechen gelben Krokustüten.
Wie ich mich heute freuen kann
An tausend Überlebensblüten!
Es kommt ein Ende, doch einstweilen
Ist mir dieses einerlei.
Wozu die Kraft und Schönheit teilen
Mit Finsternis und Quälerei?
Früh, ling ling, jetzt rufst du mich
Zum Hochamt der Gelassenheit.
Mit Osterglocken läute ich
Zur Wandlung aller Hässlichkeit!
Aus der Feder von Sofie Lehmann:
Ich stehe
Am Rande des Lebens
Höre ein Rauschen
Wie von Sturm
In Blättern
Will leben
Und
Verstehe
Nicht
Daß mein
Leben
Gerade vorbei-
Gerauscht
Kam
Dann drehe
Ich
Mich um
Sehe
Ganz fern
Ein leichtes
Glitzern
Und weiß
Es ist
Nichts
verloren
Aus der Feder von Hirtu Utrih:
Das alte Lied
Wesenslos mit wildem Schweif,
führst du mich zur Aue,
hältst verlegen meiner Hände Schweiß,
auf dein Verständnis ich noch baue.
Doch da kommt der Frühlingsdrang
und lässt dich blicken gar zur Seite,
steht ein Jüngling dort am Hang,
und ich such das Weite.
Aus der Feder von Katja Daskalou aus Kairo:
Die Glieder knacken
Die Frühlingsgefühle zwacken
Es leuchtet das Herz.
Und alle Welt macht viel Terz um Krokus und Co.
Und um die ersten warmen Sonnenstrahlen sowieso.
Wo waren all diese Gefühle verschüttet?
Haben so lange nicht an unser'm Herz gerüttelt,
Waren verborgen unter Mänteln dick und weich,
Unter einer Scheedecke kalt und weiß,
Im Zimmer verschollen dunkel und traurig
Oder bloß eingeschlafen und verdunkelt in tiefer Nacht?
Um dann hervorzubrechen mit aller Macht,
Wenn die Sonne das erste Mal richtig lacht.