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Das Leben der Schönen und Reichen

Stephan Hille27. September 2005

Oxana Robski ist eine begehrte Buchautorin in Russland. Sie erzählt gekonnt ironisch vom schweren Alltag der Neureichen. Stephan Hille zeigt Mitgefühl.

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Bislang sah man sie in schwarzen Mercedes-Limousinen hinter getönten Scheiben vorbeibrausen. Man las über sie in den Klatschspalten der Zeitungen. Oder man erhaschte im Landeanflug auf Moskau einen Blick auf ihre umzäunten und bewachten Landsitze am grünen Stadtrand.

Seit kurzem reicht es, in den Buchladen zu gehen, um mehr über das Leben der so genannten neuen Russen zu erfahren. Oxana Robski, selber eine "Nuworisch" veröffentlicht bald ihr drittes Buch über das Leben und Leiden der mit den Reichen verheirateten Schönen. Ihre ersten beiden Bücher - "Casual" und "Der Glückstag ist morgen" - haben die nach eigenen Angaben "schon etwas über Zwanzigjährige" in Russland berühmt gemacht.

Es ist die Welt der wahnsinnig schnell wahnsinnig reich gewordenen "Bisnesmeni" und ihrer Frauen, von der Oxana Robski erzählt. Während der Mann sich um sein nicht immer ganz durchsichtiges und deshalb gefährliches Geschäft kümmert, muss die Frau dafür sorgen, dass er ihr nicht abhanden kommt. Denn ist der Mann weg, sind auch Geld und Luxus futsch. Sich einen reichen "Bisinesmen" zu angeln, ist schwierig. Ihn zu behalten, noch viel schwieriger.

Die Männer, wichtige Regierungsmitglieder, Chefbeamte, Ölmagnate, Topbanker oder Schauspieler werden ihrer Ehefrauen häufig überdrüssig, das "Bisnis" zehrt an den Kräften, die Geliebte besorgt den Rest. Sie quälen sich vom Wellness-Center zum Friseur und von dort ins Fitnessstudio. Den Busen liften oder die Nase korrigieren ist wie ein neues Kleid kaufen. Von 12 Frauen, die sich an einem Abend in Robskis erstem Buch versammeln, haben vier die Nase operiert, sechs Fett absaugen lassen, zwei die Augenlider korrigiert und fünf die Form der Lippen verändert.

In ihren Büchern erzählt Oxana von gelangweilten Ehefrauen, die sich mit Freundinnen treffen und sich gegenseitig ihr Leid klagen: "Ich gehe in den Laden und weiß, dass ich alles kaufen kann. Aber ich will gar nichts. Überhaupt nichts."

Oxana Robski beschreibt dieses luxuriöse Leben mit viel Ironie. Sie gehört zwar in diesen Kreis, passt aber trotzdem nicht hinein. Sie versteckt sich nicht hinter einer Gucci-Sonnenbrille und ist meist ungeschminkt, mag keine Marken-Klamotten, sondern fühlt sich in T-Shirt und Jeans-Mini am wohlsten. Sie habe es alleine geschafft. Ohne Mann. "Ich habe immer viel gearbeitet", erklärt die clevere Geschäftsfrau, diein einer ganz normalen Familie, Vater Pilot, Mutter Lehrerin, am Moskauer Stadtrand in einer Plattensiedlung aufgewachsen ist.

Sie studierte Journalismus, schloss aber nicht ab, sondern jobbte als Regieassistentin und ließ sich zur Regisseurin ausbilden. Sie gründete die erste Agentur für weibliche Bodyguards, später sorgte sie mit importierten indischen Möbeln in Moskau für einen Ethno-Boom. Reich und erfolgreich zu sein sei nicht ein Privileg von ganz wenigen, sondern eine Frage des Willens, wehrt sie sich immer wieder gegen Pauschalurteile, wonach die Reichen in Russland das Geld nur zusammengeklaut hätten: "Heute muss man hart arbeiten, um Erfolg zu haben und reich zu werden. Wer es nicht schafft, der hat nicht genug gewollt oder nicht hart genug daran gearbeitet."