Das Kirch-Imperium wankt
19. Februar 2002Das Medienimperium von Leo Kirch umfasst Dutzende Töchterfirmen und Beteiligungen. Über Jahrzehnte schmiedete er ein Firmenreich aus Filmhandel, Produktion, Fernsehen, technischen Betrieben und Technologiefirmen. An der Spitze stand unbestritten Kirch, der alle Zügel in der Hand hielt. Spötter witzelten, dass allein Leo Kirch sich in diesem Dschungel auskenne und über dessen Finanzstatus Bescheid wisse.
Ausgeprägter Geschäftssinn
Jahrelang schien es, als hätte nur Leo Kirch das Privileg und die Mittel, allein mit großen Hollywood-Studios Verträge über Filmrechte abzuschließen und die Konditionen für deren Verwertung in Fernsehsender zu diktieren. Diese Zeiten sind aber längst vorbei. Inzwischen gibt es eine Vielzahl mehr oder weniger erfolgreicher Unternehmen in diesem Wirtschaftssektor.
Leo Kirch entwickelte auch eine erstaunliche Fähigkeit, immer wieder Riesen-Summen für seine oft mehr als risikoreichen Geschäfte bei Banken loszueisen: So etwa für das von ihm früh als vermeintlichen Zukunftsschlager entdeckte Geschäft mit dem Bezahlfernsehen. Doch die technologischen Entwicklungen im Pay-TV verschlangen bei Kirch riesige Summen in Milliardenhöhe.
Ziel: Börse
Um neue Finanzquellen über die Börse zu erschließen, ordnete Leo Kirch vor wenigen Jahren die Firmenstrukturen neu. Unter einer Gruppenholding (TaurusHolding) wurden drei Bereichsholdings geschaffen:
- die KirchMedia mit den Fernsehaktivitäten und dem Rechtehandel,
- die KirchPayTV, den dominierenden Anbieter in Deutschland im Bezahlfernsehen,
- die KirchBeteiligung mit gewichtigen Beteiligungen, wie etwa am Springer Verlag.
So war beispielsweise für die Kirch Media der Börsengang für Frühsommer 2002 geplant. Die Kapitalmärkte allerdings verzeihen eines nicht: mangelnde Transparenz, wirre Strukturen, unklare Entscheidungslinien.
Wird KirchMedia-Börsengang verschoben?
Einem aktuellen Bericht der "Finanical Times Deutschland" zufolge wird der geplante Börsengang voraussichtlich verschoben. Schwierigkeiten bestehen angeblich bei der nötigen Bewertung von KirchMedia. Eine Verzögerung könne zusätzliche Probleme für den finanziell angeschlagenen Kirch-Konzern bedeuten. Nahezu alle Minderheitsgesellschafter scheinen über ein Ausstiegsrecht zu verfügen, wenn das Unternehmen nicht bis zur Jahresmitte an der Börse ist. KirchMedia sollte über die Fusion mit der bereits gelisteten Pro Sieben Sat 1 Media an die Börse kommen. An ihr hält Kirch die Mehrheit. (im)