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Das geistige Oberhaupt der Firma

Cornelia Schäfer3. März 2004

Manager - sie sind Vordenker, Analytiker, Lenker in Unternehmen. An ihnen hängen Wohl und Wehe von ganzen Unternehmen. Um vital zu bleiben, suchen sie verstärkt nach spirituellen Quellen von Kraft und Inspiration.

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Von Mönchen können Manager noch einiges lernen

Jeden Morgen, von sechs bis halb sieben, sitzt Helmut Rümke "in Kraft und Stille", wie er sagt. Der Chef eines Kieler IT-Unternehmens hat die Zen-Meditation auf einer Konferenz von Wirtschafts-Junioren kennen gelernt. Morgens vor dem Aufstehen geht er zu seinem Meditationsplatz, verneigt sich, kniet nieder.

Im Beruf bestehen

Helmut Rümke ist einer von mehreren tausend deutschen Managern, die in Zen-Schulen, Meditationszentren oder auch christlichen Klöstern spirituelle Erneuerung suchen, um in schwierigen Zeiten persönlich und beruflich bestehen zu können. Auf den Spuren von Benediktiner-Mönchen und Samurais entdecken sie Jahrtausende alte Meditations- und Denktraditionen als Rüstzeug für den modernen Überlebenskampf.

Rümke, der ein Softwareunternehmen mit 150 Mitarbeitern leitet, glaubt, durch die spirituelle Praxis bereits spürbar an menschlicher Kompetenz gewonnen zu haben. Weichgespült habe ihn das Meditieren allerdings nicht, sagt er. Auch unpopuläre Maßnahmen könne er als Chef jetzt besser, weil bewusster und kraftvoller, ergreifen.

"Wenn Sie planen, dann planen Sie!"

So transportieren die Manager die alten Lehren in die Jetzt-Zeit. Der Zen-Meister Ummon sagte einst: "Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich."

In Zen-Büchern für Manager steht entsprechend: "Wenn Sie planen, dann planen Sie. Wenn Sie ein Mitarbeitergespräch führen, dann führen Sie ein Mitarbeitergespräch. Und zwar hier und jetzt und auch dies präsent und mit Ihrem vollen Einsatz!"

Die Botschaft von der inspirierenden Kraft der Zen-Meditation kommt an: Nicht nur Einzelne wie Erhard Meyer-Galow, der ehemalige Stinnes-Vorstand, bekennen sich zum Zen. Große Unternehmen wie Porsche, Daimler-Chrysler, die Commerzbank und die Hypo-Vereinsbank haben schon Führungskräfte in Zen-Schulungen geschickt. Und auch IT-Unternehmen verlangt es mehr und mehr nach Managern, die dem in dieser Branche üblichen Wandel mit Gelassenheit und Kreativität begegnen.

Keine Leitbilder in Globalisierungszeiten

Das aber kann mitunter ganz schön schwierig sein. "Heute in der Zeit der sogenannten Globalisierung, wo einer den anderen frisst, haben die Menschen kaum die Möglichkeit, wirklich ernsthafte Leitbilder zu entwickeln", sagt der Kieler Zen-Lehrer Hinnerk Polenski. Dennoch: Ausreichend Meditation könne die Manager zu Kraft und Inspiration führen.

Das sagen auch die evangelikale Christen. Diese theologisch konservativen Evangelischen aus Landes- und Freikirchen veranstalten alle zwei Jahre Kongresse für Verantwortliche in Politik , Kirche und Wirtschaft und wollen - so das Motto beim letzten Mal - "mit Werten in Führung" gehen. Auch aus katholischen Klöstern tönt die frohe Botschaft, dass sich Nächstenliebe und wirtschaftlicher Erfolg ganz und gar nicht ausschließen müssten.

Benediktinischer Führungsstil

So bietet das Kloster Andechs im Voralpenland verschiedene Führungstrainings an. Dort lehren Mönche die Regeln, die der heilige Benedikt von Nursia vor 1.500 Jahren aufstellte. Das Ziel: ein respektvoller und achtsamer Umgang der Mönche miteinander. Eine von Benedikts wichtigsten Regeln: Wer erfolgreich führen will, muss sich erst einmal selber entwickeln und Reife erlangen.

Und mehr noch: Wer an der Spitze einer Klostergemeinschaft oder eines Unternehmens steht, muss sich auch in Gehorsam üben. Gehorsam definieren die Mönche nicht etwa als blinde Unterwerfung, sondern als Achtsamkeit nach innen und nach außen. Es sei gar nicht so schwer, das zu realisieren, sagt der Mönch Anselm Bilgri.

Auch Immobilienverwalter Klaus-Dieter Nahlenz hat am Managerseminar im Andechser Kloster teilgenommen. Davon inspiriert, führte er in seiner Firma ein gemeinsames Frühstück ein. Das ist ein Schritt in Richtung des "Prinzips Gehorsam": "Wir treffen uns, um uns abseits vom Arbeitsalltag aktiv zuzuhören."