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Das Ende der Cowboydiplomatie

Stephan Bachenheimer13. Juli 2006

Kein Wort von Trinwillershagen, der Wildsau, dem gemeinsamen Grillabend. "Der Präsident ist in Deutschland gelandet und Deutschland ist einer der stärksten Verbündeten", hieß es bei NBC in 20 Sekunden zusammengefasst.

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Mehr wollte das amerikanische Fernsehpublikum vielleicht auch gar nicht wissen. Denn viele Amerikaner sind in diesen Tagen nicht gut auf Bush zu sprechen. Die Analyse des Radiosenders NPR lässt ahnen warum.

"Präsidenten", so klärte der Sender zum Auftakt des Bushbesuchs auf, "reisen gerne zu Gipfelgesprächen, um den Problemen zu Hause für einige Tage zu entfliehen." Danach folgte eine genüssliche Auflistung sämtlicher Probleme der Bush-Regierung. Das ganze dauerte so lange, wie man braucht, um dreißig Mal "Trinwillershagen in Mecklenburg Vorpommern" zu sagen.

"Odd couple"

Nicht dass die amerikanischen Medien etwas gegen Deutschland hätten. Im Gegenteil. Amerikas Medien sind beeindruckt und voll des Lobes über Angela Merkel. Die sei eine der "erfreulichsten Erscheinungen seit langem in Europa", weiß die Washington Post zu zitieren. Aber der Präsident, der plötzlich zum Grillen nach "Old Europe" fährt, wird misstrauisch von den eigenen Medien beäugt.

Es sei ein "odd couple", ein seltsames Paar, dass sich da verbrüdert habe und an der Oberfläche irgendwie nichts gemeinsam habe, schreiben die amerikanischen Zeitungen. Klar, der Besuch sei ein machtvoller Beweis der engen Bande zischen den beiden, schließlich könne sich ja kaum noch jemand entsinnen, wann die deutsch-amerikanischen Beziehungen auf so festen Füßen gestanden hätten. Aber eine Reise nach Stralsund?

Freunde suchen - auch abseits des Weges

"Wenn Sie schon mal dort waren, werden Sie fragen, warum?" hat das US Nachrichtenmagazin "Time" erkannt. "60.000 Einwohner und bekannt für ein Getränk aus Beeren, das wie schaler, bitterer Orangensaft schmeckt." Die Reise erkläre sich damit, dass der Präsident in den letzten beiden Jahren seiner Amtszeit als "Heiler und Diplomat" auftreten wolle. Für Bush gelte es "Freunde zu suchen, selbst wenn es Dich weit abseits des Weges führt." Und so etwas, glaubt "Time", bedeutet "das Ende der Cowboydiplomatie".

So ändern sich die Zeiten. Früher liefen die Cowboys nur meilenweit für Camel Filter.