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Ende der Billigflieger?

9. März 2007

Ein Shopping-Wochenende in London oder eine Woche Entspannung auf den Malediven - diesen Luxus gönnen sich viele Deutsche. Doch Flugreisen fördern den Klimawandel und sind deshalb in die Kritik geraten.

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Flugzeug von Germanwings
Wachsende Umweltbelastung durch BilligfliegerBild: AP

Politiker der Grünen wollen das Flugbenzin besteuern, und einige Stimmen fordern gar, die Deutschen sollten nur noch im eigenen Land Urlaub machen. Das sei am besten für die Umwelt. Dagegen wehren sich nicht nur reisefreudige Menschen, sondern vor allem die Tourismusindustrie.

Die bunten Werbe-Schilder der Konzerne verheißen Verlockendes. Reiseveranstalter wie Thomas Cook, Alltours oder TUI werben mit dem perfekten Urlaub, und zwar zu günstigen Preisen. Wien, Paris, London, Rom - 99 Euro der Flug, hin und zurück inklusive Steuern und Gebühr. Oder das "Top-Angebot" Ras-al-Chaimah für 399 Euro, eine Woche drei Sterne-Hotel mit Frühstück, inklusive Flug. Für 399 Euro an den Indischen Ozean, wer möchte da nicht sofort buchen?

Flugstrecke Frankfurt - Bangkok: 6 Tonnen Schadstoffe pro Person

Ein Flugzeug fliegt am Montag (30.08.2004) über Oberfranken vor dem hell leuchtenden Vollmond vorbei. Die Kondenzsteifen erscheinen im Mondlicht durch die Unterbelichtung schwarz (Quelle: dpa)
Wie viele Flüge verträgt die Welt?Bild: dpa

Aber halt, sagen die Klimaschützer. Der Luftverkehr sei mitverantwortlich für den Klimawandel, der CO2-Ausstoß der Flugzeuge trage zur Erderwärmung bei. Und die Belastung steige weiter, warnt Manfred Stock vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Denn die Zahl der weltweiten Flüge werde sich in den nächsten 15 Jahren verdoppeln. "Hinzu kommt, dass die Freisetzung der Abgase aus den Flugzeugen in Höhen passiert, die für die Auswirkungen kritischer sind. Außerdem ist nicht nur das CO2 schädlich, sondern auch andere Treibhausgase wie Stickoxid sowie der Wasserdampf, der Wolken bildet, die ebenfalls aufs Klima wirken."

Ein Urlauber, der von Frankfurt nach Bangkok fliegt, blase damit rund sechs Tonnen schädliche Gase in die Atmosphäre. Für diese Menge benötige ein Autofahrer durchschnittlich drei Jahre, so Manfred Stock.

Sylt statt Seychellen?

Warm verpackt genießt eine Frau in Westerland auf der Nordseeinsel Sylt den strahlenden Sonnenschein bei Temperaturen um drei Grad Celsius (Quelle: dpa)
Im Winter nur noch Sonnenbaden auf Sylt statt Schwitzen auf den Seychellen?Bild: dpa

Die Deutschen sollten deshalb besser ganz auf Fernreisen verzichten. Stocks Forderung: "Sylt statt Seychellen". Den Reiseveranstaltern kann das nicht recht sein, sie machen schließlich rund ein Drittel ihres Umsatzes mit Flugreisen. "Wenn Sie sich anschauen, wer die Klimakiller sind, dann ist der Weltluftverkehr weltweit mit drei Prozent der Kleinste von allen", sagt Klaus Laepple, Präsident des Deutschen Reiseverbandes. "Dann sollten wir auch mal über Kohlekraftwerke, private Haushalte, die Industrie und andere Verkehrsmittel nachdenken. Ich glaube, da hätten Politiker ein reiches Betätigungsfeld."

Ihre Überlegungen zur Besteuerung des Flugbenzins sollten die Politiker dagegen sein lassen, so Laepple. Stattdessen müsse der Flugverkehr besser geregelt werden, denn damit könnten lange Warteschleifen über den Flughäfen verhindert und so Treibhausgase reduziert werden. Bundeswirtschaftsminister Glos gibt dem Verbandspräsidenten Recht: der Klimaschutz solle nicht ausgerechnet die Reisefreiheit einschränken. "Ich glaube, dass gerade die Deutschen, die ja Reiseweltmeister sind, sich ihr in Anführungszeichen 'Menschenrecht auf Urlaubsreisen' in andere Länder nicht nehmen lassen."

Freiwillig Spenden

Wer auf Fernreisen nicht verzichten, aber dennoch seine persönliche Klimabilanz sauber halten möchte, für den gibt es mittlerweile eine Reihe von Möglichkeiten. Organisationen wie Atmosfair oder Colibri-Reisen berechnen den Schadstoff-Ausstoß des Fluges. Gegen eine Spende wird der Schaden wieder ausgeglichen, indem in Entwicklungsländern Solaranlagen installiert oder Bäume gepflanzt werden. Die Reise auf die Seychellen etwa kostet dann rund 100 Euro mehr.