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Das Bachfest Leipzig

Rick Fulker8. Juni 2012

Vom 7. bis 17. Juni finden im Rahmen des Leipziger Bachfestes 125 Veranstaltungen an 35 Orten in und um Leipzig statt. Bei aller Traditionspflege in der Bachstadt ist die Aufstellung der Ensembles betont international.

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Plakat Bachfest Leipzig 2012 (Foto: Bachfest Leipzig)

Die Bachstadt in Festivalstimmung: Überall hängen Transparente mit dem Bild des Thomaskantors. Johann Sebastian Bach gilt als "der Thomaskantor" schlechthin, auch wenn seine 27 Jahre als Leiter des Knabenchors der Leipziger Thomaskirche nur etwa drei Prozent der Geschichte dieser Institution bilden. Als Bach die Stelle im Jahr 1723 annahm, fand er eine musikalische Tradition und Infrastruktur vor, die bis zum Jahr 1212 zurück reichte: Etwa ein Jahrhundert nach der Gründung der Stadt entstand ihre älteste Kultureinrichtung: Die Thomaner. 800 Jahre ungebrochene Tradition feiert man 2012 in Leipzig und natürlich auch beim Bachfest, das in diesem Jahr unter dem Motto "Ein neues Lied" – 800 Jahre Thomana steht.

Noch vor einem Vierteljahrhundert fanden in Deutschland Bachfeste in alljährlich wechselnden Städten, auch in Leipzig, statt. Das Bachfest Leipzig existiert in neuer Ausprägung etwa seit zwei Jahrzehnten. Das Bacharchiv, die Thomaskirche – Wirkungs- und Grabstätte Johann Sebastian Bachs – und die ununterbrochene Tradition von Aufführungen seiner Musik in Leipzig sind Alleinstellungsmerkmale, mit denen die Stadt inzwischen Heimat des weltweit wichtigsten Bachfests geworden ist.



Solide Basis

Konzertbesucher auf dem Thomaskirchhof (Foto: picture alliance)
Auf zum Bachfest in die Thomaskirche LeipzigBild: picture alliance/Bildagentur Huber

Dazu ist die Förderung durch die öffentliche Hand – Stadt und Land – vergleichsweise hoch. Geschäftsführer Dr. Dettloff Schwerdtfeger erklärte, dass diese solide finanzielle Grundausstattung in Zukunft nicht wachsen wird: "Es sind etwas mehr als 50 Prozent öffentliche Förderung, der Rest kommt von Sponsoren und Ticketerlösen. Ich verhehle aber nicht, dass wir das ständige Ziel haben, unseren Eigenanteil zu erhöhen, einfach um das Fest entwickeln zu können. Da stehen die Zeichen ganz gut. Die Umsätze sind wachsend gewesen in den letzten Jahren, die Besucherzahlen auch."

Eigenfinanzierung ermöglicht neue Programmpunkte wie etwa "Bachmosphäre". Dazu gehören die Liveübertragungen von vier Konzerten aus der Thomaskirche auf den Leipziger Marktplatz, einschließlich des Eröffnungskonzerts am 7. Mai mit dem Thomanerchor und dem Leipziger Gewandhausorchester. Hinzu kommen allabendliche Veranstaltungen um 21.00 Uhr: Poetry Slams, Heavy Metal, Breakdance oder etwa der Auftritt ehemaliger Thomaner in der Formation der Popgruppe Die Prinzen.

Ebenfalls kostenlos auf dem Marktplatz sind Auftritte der Orchesterakademie b@ch für uns!. Dieses Jugendorchester aus Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 bis 26 Jahren musiziert in pädagogisch und didaktisch aufgearbeiteten Konzerten unter der Leitung des US-amerikanischen Dirigenten David Stern.

Der US-amerikanische Dirigent David Stern (Foto: Bachfest Leipzig/ Tom Watson)
David Stern - Dirigent aus den USA mit pädagogischen TalentenBild: Bachfest Leipzig/ Tom Watson

Das diesjährige elftägige Bachfest ist selbst Teil der jahrelangen Feier "800 Jahre Thomaner". Zu diesem Anlass werden neue Kantaten von Christoph Biller, Hans Werner Henze, Heinz Holliger, Brett Dean und Krzysztof Penderecki an Kirchenfeiertagen uraufgeführt.

Nicht nur Lokalpatriotismus

Beim Bachfest Leipzig 2011 wurden über 75.000 Besucher gezählt. Ihre Zusammensetzung ist betont international, sagte der künstlerische Leiter Prof. Christoph Wolff:

"Nach unseren Schätzungen kommen etwa 80 Prozent nicht aus Leipzig, und davon sind sicher wiederum die Hälfte Besucher, die aus dem Ausland kommen."

Neben vielen Musikern und Ensembles aus Leipzig und der Region kommen denn auch die bekanntesten Formationen aus dem Ausland, etwa das Bach-Collegium Japan unter der Leitung von Masaaki Suzuki, das Amsterdam Baroque Orchestra mit Ton Koopman, das Orchestra of the Age of Enlightenment und das English Concert aus Großbritannien oder der St. Thomas Choir of New York.

Musiktradition in der Thomaskirche (Foto: Bach-Archiv Leipzig/Gert Mothes)
Eine lange MusiktraditionBild: Bach-Archiv Leipzig/Gert Mothes

Bekannte deutsche Formationen sind dabei in der Minderheit, sagte Christoph Wolff: "Wir schmücken uns nicht im Wesentlichen mit deutschen Gruppen. Statt dessen bringen wir wirklich das Beste, was erreichbar ist in der ganzen Welt hier zusammen, um auch den deutschen Gruppen Anregungen zu vermitteln, denn oftmals haben die deutschen Gruppen wenig Erfahrung mit dem was im Ausland international an Bachpraxis betrieben wird."