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Chanukka – Lichterfest

14. Dezember 2009

In vielen Religionen werden Lichterfeste gefeiert. Auch im Judentum. Seit Freitag feiern Juden in Tel Aviv, New York oder Moskau wieder Chanukka: Es zählt nicht zu höchsten Festen im Judentum - aber zu den schönsten.

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Eine jüdische Familie vor dem Chanukka-Leuchter (Foto: AP)
Bild: AP

Judith Landshut sitzt an ihrem Schreibtisch im Grindelhof, mitten im alten jüdischen Viertel in Hamburg. Sie ist in der jüdischen Gemeinde für die Bedürfnisse der Zuwanderer zuständig, am Telefon und mit ihren Kolleginnen spricht sie meist russisch. Wenn sie vom Chanukka ihrer Kindheit erzählt, leuchten ihre braunen Augen. "Für uns war das immer wichtig, dass die Familie zusammenkommt. Das ist Tradition, wir feiern ein jüdisches Fest! Bei mir zu Hause und auch schon in meinem Elternhaus haben wir alles gefeiert. Wir sind auch immer in die Synagoge gegangen."

Judith Landshut aus Hamburg (Foto: Matthias Lemme)
Judith Landshut kommt aus Slowenien, lebt in Hamburg, liebt ChanukkaBild: Matthias Lemme/DW

Judith Landshut stammt aus Slowenien, in ihrer Kindheit war es dort für Juden schwierig, die eigenen Traditionen öffentlich zu leben. Sie ist dankbar, dass sie Chanukka mit ihren drei Söhnen immer feiern konnte. Die sind längst erwachsen und leben in aller Welt verstreut. Zu Chanukka aber kommen sie nach Hause – einer sogar aus Israel. "Ich mache jedes Jahr Berliner und die gelingen mir immer sehr gut. Auf Jiddisch sagt man Punschkes, und dann machen wir auch Kartoffelpuffer." Diese Speisen gehören zu Chanukka, weil sie in Öl zubereitet werden. Während man sie isst, erinnert man sich an die alte Wundergeschichte, an den eigentlichen Grund für das Chanukkafest.

Aufständische Juden

Das Wunder, das mit dem Öl zu tun hat, geschah vor mehr als 2170 Jahren und ist in Geschichtsbüchern als Makkabäeraufstand nachzulesen. Im Jahr 164 vor der Zeitrechnung befreite eine Gruppe tapferer Juden Jerusalem von der griechischen Besatzung und damit den Tempel von fremden Kulten. Der Zeus-Altar wurde abgerissen, der traditionelle jüdische Tempeldienst wieder eingeführt. Chanukka heißt übersetzt: Wiedereinweihung. Durch die Besatzung war im Tempel jedoch nur noch ein Krug mit geweihtem Öl übrig. Normalerweise reichte dies genau einen Tag, damals erstaunlicherweise jedoch acht Tage – genau solange, wie man für die Herstellung von geweihtem Öl brauchte.

Ein Mann zündet die Kerzen an einem Chanukka-Leuchter an (Foto: dpa)
Acht Kerzen, acht Tage feiern, acht Tage leckeres EssenBild: picture-alliance/ dpa

Deshalb feiern Juden acht Tage lang Chanukka; sie feiern die Wiedereinweihung des Tempels und damit die Bewahrung der eigenen Tradition. Unverzichtbar dabei der Chanukka-Leuchter. "Die Chanukkia hat acht Lichter", erzählt Landshut, "und zusätzlich noch den Schamasch. Mit dem entzündet man die Kerzen." Ihren alten Leuchter hat sie ihrem ältesten Sohn weitergegeben und sich dafür vor zwei Jahren in Amerika einen neuen gekauft, einen "mit viel Glitzerkram".

Historisches Erinnern

Chanukka ist ein häusliches Fest, obwohl das Entzünden des ersten Lichtes natürlich in der Synagoge gefeiert wird. Aber Chanukka kommt in der Tora nicht vor, es ist ausschließlich ein historisches Erinnern und damit ein Fest von eher geringer Bedeutung. Für viele Juden ist es aber eins der schönsten, ein Lichterfest, bei dem die ganze Familie zusammenkommt. Judith Landshut freut sich auch auf das gemeinsame Singen. Geschenke gibt es aber nicht in ihrer Familie. Das sei für sie einfach nicht jüdisch. Was aber immer dazu gehört habe: das Dreidlspiel.

Sie nimmt einen hölzernen Kreisel in die Hand und erklärt: "Ein Dreidl ist ein Kreisel. Er hat vier Buchstaben: N, G, H und Sch – und diese hebräischen Buchstaben stehen für den Satz: 'Es ist ein großes Wunder passiert.'" Das spielen die Kinder, sie drehen den Kreisel, und je nachdem, auf welchen Buchstaben der Kreisel fällt, gewinnt man dann ein wenig Geld. Judith Landshut strahlt und in ihren Augen verschmelzen Kindheitserinnerungen mit der Vorfreude auf das gemeinsame Lichterentzünden mit der Familie.

Autor: Matthias Lemme

Redaktion: Marlis Schaum