"Umzingelt und angegrapscht"
31. Mai 2016Das Schlossgrabenfest ist ein großes Musikevent. Insgesamt vier Tage lang rockten über 115 Bands mitten im südhessischen Darmstadt. Im Nachhinein bekommt die Veranstaltung einen negativen Beigeschmack.
Nach Ende des Festivals meldeten sich zunächst einige junge Frauen bei der Polizei. Alle sagten übereinstimmend: Sie seien von mehreren Männern "umzingelt und begrapscht" worden. Bis zum Dienstag wandten sich 26 Frauen an die Behörden, wie eine Polizeisprecherin sagte. Die mutmaßlichen Täter sollen die Frauen in Kleingruppen angetanzt und unsittlich angefasst haben. Inzwischen gebe es 14 Anzeigen, noch nicht alle Angaben der Frauen seien geklärt.
Die ersten Meldungen gingen zum Ende des viertägigen Schlossgrabenfestes mit etwa 400.000 Besuchern in der Nacht zum Sonntag bei der Polizei ein. Drei Frauen informierten die Polizei darüber, von mehreren Männern unsittlich angefasst worden zu sein. Ähnlich wie in der Kölner Silvesternacht sollen die Verdächtigen in Kleingruppen vorgegangen und die Frauen umzingelt haben.
Die Polizei ermittelt wegen sexueller Nötigung und Beleidigung auf sexueller Grundlage. Die Tatverdächtigen hätten sich laut den Schilderungen den auch jugendlichen Opfern mit dem sogenannten Antanzen genähert und "fast immer im Intimbereich" berührt. Allem Anschein nach sei es um sexuelle Absichten gegangen, nicht um Diebstahl. Von Vergewaltigungen wie in Köln hätten die Frauen nicht berichtet.
Suche nach Tatverdächtigen
In einer Pressemitteilung der Polizei Darmstadt hieß es, nach dem Eindruck der Frauen habe es sich bei den Tätern "um Männer aus dem südasiatischen Raum gehandelt". Noch in der Nacht zum Sonntag nahm die Polizei drei Verdächtige aus Pakistan fest, zumindest zwei von ihnen sind Asylbewerber. Die zunächst festgenommenen Männer sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Die Suche nach weiteren möglichen Verdächtigen läuft.
Die Dimension der Kölner Geschehnisse erreichen die Übergriffe in Darmstadt nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen bei weitem nicht. In Köln liegen 1000 Strafanzeigen vor, die Polizei geht von mehr als 150 Beschuldigten aus, davon fast zwei Drittel Algerier und Marokkaner.
qu/kle (dpa, afp, epd)