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Dalai Lama voller Pessimismus

15. September 2016

Im Europarat blickt der Dalai Lama mit Pessimismus auf das 21. Jahrhundert. "Ich bin jetzt 81 Jahre alt, ich erwarte keine glücklichere Menschheit mehr in meiner Lebenszeit", sagt das Oberhaupt der Tibeter.

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der Dalai Lama im Europarat in Straßburg (Foto: Getty Images/ AFP)
Bild: Getty Images/AFP/P. Hertzog

Der in Indien im Exil lebende Dalai Lama übte in diesem Zusammenhang scharfe Kritik an den bestehenden Bildungssystemen, die seiner Ansicht nach eine materialistische Lebensweise förderten. Er befürchtete, dass dies das 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Gewalt mache, sagte das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten beim Besuch des Europarats in Straßburg (Artikelbild).

Es müsse ein "ganzheitliches Bildungssystem" etabliert werden, in dem innere Werte eine größere Rolle spielten, forderte der Dalai Lama vor dem Europarat. Die inneren Werte könnten dabei nicht oder jedenfalls nicht überall auf die Religion gegründet werden, machte der 81-Jährige klar.

Für eine nicht-religiöse Moral

Denn dann würden sie nicht die rund eine Milliarde nicht-gläubigen Menschen ansprechen. "Also brauchen wir Bildung über moralische Prinzipien, moralische Ethik, die nicht auf Religion gegründet ist, sondern auf wissenschaftliche Erkenntnisse und gemeinsame Erfahrung und den gemeinen Menschenverstand", betonte der Dalai Lama.

Bei einem Auftritt im außenpolitischen Ausschuss des Europaparlaments in Straßburg forderte er die Europäische Union zu "konstruktiver Kritik" an China in der Tibet-Frage auf. Zwar gebe es in der Volksrepublik immer noch Verteidiger einer "harten Linie" gegenüber Tibet, doch gebe es auch Hoffnung, sagte der Dalai Lama. Der buddhistische Mönch bekräftigte, er wolle keine Unabhängigkeit Tibets von China. Dieser Vorwurf Pekings sei unbegründet. Im Übrigen habe er keine politische Rolle mehr. "Ich bin seit 2011 in Rente."

Seit 1959 im Exil

Der Dalai Lama lebt seit einem gescheiterten Volksaufstand in Tibet 1959 im indischen Exil. China hatte Tibet in den 1950er Jahren in sein Staatsgebiet eingegliedert. Die Tibeter klagen über religiöse Unterdrückung und mit Blick auf den wachsenden Zuzug von Han-Chinesen, darüber, dass sie gesellschaftlich an den Rand gedrängt werden.

wl/wo (dpa, afp, epd, kna)