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Daimler statt Chrysler

4. Oktober 2007

Aus DaimlerChrysler soll Daimler werden: Konzernchef Dieter Zetsche hat bei den Aktionären für einen Neuanfang unter neuem Namen geworben. Die Mercedes-Gruppe trumpfte mit einem Rekordabsatz auf.

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Dieter Zetsche spricht zu den Aktionären, Quelle: AP
Dieter Zetsche spricht zu den AktionärenBild: AP

Der Vorstandschef von DaimlerChrysler, Dieter Zetsche, hat die geplante Umbenennung des Konzerns in Daimler AG verteidigt. Das Unternehmen wolle zwischen der Konzernmarke und den Produktmarken "sauber unterscheiden", sagte Zetsche am Donnerstag (4.10.2007) auf der außerordentlichen Hauptversammlung in Berlin. Gleichzeitig mit der Umbenennung des Konzerns solle daher etwa der Auftritt der Marke Mercedes-Benz gegenüber den Kunden verstärkt werden.

Nicht alle Aktionäre sind von dem neuen Namen begeistert, Quelle: AP
Nicht alle Aktionäre sind von dem neuen Namen begeistertBild: AP

"Mit dem Konzernnamen Daimler setzen wir ein klares Zeichen, dass wir ein neues Kapitel aufschlagen und gleichzeitig unsere Tradition als Erfinder des Automobils würdigen", sagte Zetsche.

98,8 Prozent Zustimmung

Die Aktionäre des Stuttgarter Autobauers stimmten mit großer Mehrheit der Umbenennung des Konzerns zu. 98,8 Prozent der Anteilseigner für die Namensänderung aus.

Kritiker des Namenswechsels hatten gefordert, nach dem Verkauf der Mehrheitsanteile am US-Autobauer Chrysler wieder zum alten Namen Daimler-Benz zurückzukehren. Sie argumentieren, damit werde auch Firmengründer Carl Benz wieder Rechnung getragen. Zetsche sagte, mit dem neuen Namen mache der Konzern deutlich, "wir sind ein anderes Unternehmen, als wir es früher waren." So sei DaimlerChrysler heute wesentlich internationaler aufgestellt als vor der Fusion mit Chrysler im Jahr 1998.

Für die Umbenennung kaufte der Konzern dem US-Konkurrenten Ford die Rechte am Markennamen "Daimler" ab. Man habe dafür 20 Millionen Dollar (gut 14 Mio Euro) bezahlt, sagte Zetsche. Den Markennamen Daimler nutzte Ford bislang für besonders große Autos seiner britischen Luxustochter Jaguar.

Mercedes-Benz als Herzstück

Dem Verkauf von Chrysler, der im August abgeschlossen wurde, waren hohe Verluste der US-Sparte vorausgegangen. Ein radikales Sparprogramm Zetsches, in dem Werke geschlossen und tausende Stellen gestrichen wurden, hatte letztlich keinen Erfolg. Der Autokonzern verkaufte gut 80 Prozent der Chrysler-Anteile an den Finanzinvestor Cerberus.

Die Marke Mercedes-Benz werde auch in Zukunft das Herzstück des Unternehmens bleiben, versicherte Zetsche. "Wo es ganz überwiegend um Produkte der Marke Mercedes-Benz geht, wird der stolze Name Benz daher nicht nur prominent bleiben, er wird sogar deutlich prominenter werden", sagte der Konzernchef. Als Zugeständnis an die Traditionalisten sollen die Daimler-Werke, in den vorwiegend Mercedes-Fahrzeuge produziert werden, in Mercedes-Benz-Werke umbenannt werden.

Neue Namen überall

Ändern sollen sich auch die Namen der einzelnen Geschäftsbereiche: So soll die Pkw-Sparte künftig "Mercedes-Benz Cars", die Lkw-Sparte "Daimler Trucks" und die Bus-Sparte "Daimler Buses" heißen. Durch die Umbenennung gebe es künftig eine klare Unterscheidung zwischen der Konzernmarke Daimler und den verschiedenen Produkten, erklärte Zetsche.

Pünktlich zur Hauptversammlung meldete die Mercedes-Gruppe bereits Verkaufsrekorde. Sie verkaufte nach Unternehmensangaben im September 124.600 Autos. Der Absatz habe sich damit im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent erhöht. Auch in den ersten neun Monaten dieses Jahres verbuchte der Konzern einen neuen Bestwert. Von Januar bis September wurden insgesamt 942.300 Autos der Marken Mercedes-Benz, Maybach und Smart ausgeliefert, 8100 mehr als im Vorjahreszeitraum.

Teure Scheidung

Zetsche bekräftigte die Renditeziele des Stuttgarter Autobauers für die einzelnen Geschäftsbereiche: Die Mercedes-Gruppe mit den Automarken Mercedes, Smart und Maybach werde spätestens ab 2010 eine Umsatzrendite von durchschnittlich zehn Prozent erwirtschaften, kündigte er an. Im Lastwagenbereich peilt das DAX-Unternehmen dauerhaft eine Rendite von mindestens sieben Prozent an.

Der Manager bestätigte die Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll in der neuen Konzernstruktur deutlich auf 8,5 Milliarden Euro gesteigert (2006 nach IFRS: 5,5 Mrd Euro) werden. Unterm Strich kommen allerdings Milliardenbelastungen auf die Autoschmiede zu. Die Scheidung der neunjährigen transatlantischen Autoehe soll Daimler mit 2,5 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2007 belasten. (stu)