1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Dünnhäutige Franzosen, lockere Engländer

Stefan Nestler15. Juni 2012

Nach dem 1:1 im direkten Duell unterscheidet sich die Gemütslage der Favoriten in Gruppe D. Frankreich zeigt vor dem Spiel gegen die Ukraine Nerven, England gibt sich vor der Partie gegen Schweden locker.

https://p.dw.com/p/15EUZ
Samir Nasris umstrittene Geste nach dem Tor gegen England. Foto: dpa
Samir Nasris umstrittene Geste nach dem Tor gegen EnglandBild: picture-alliance/dpa

Bloß keine neuerliche Pleite! Die Angst, wieder bei einem großen Turnier zu versagen, geht um im Lager der Franzosen. Seit dem WM-Halbfinale 2006 wartet die "Grande Nation" auf einen Sieg ihrer Nationalmannschaft bei einem großen Turnier, das blamable Scheitern bei der WM 2010 ist noch längst nicht vergessen. Nach dem mageren Auftritt beim 1:1 im Auftaktspiel gegen England steht die Equipe Tricolore unter Druck. "Wir müssen gewinnen", sagt Mittelfeldstar Franck Ribéry vor dem Duell in Donezk mit EM-Gastgeber Ukraine. Als Mit-Favorit waren die Franzosen zur EM gereist. Davon redet jedoch derzeit kaum noch jemand – und das, obwohl die Serie des Teams ohne Niederlage inzwischen auf 22 Spiele angewachsen ist. Frankreich diskutiert vor allem über Samir Nasri. Der Mittelfeldspieler hatte nach seinem Ausgleichstreffer gegen England wütend den Finger über die Lippen gelegt, um auszudrücken, was er von seinen Kritikern hält. Darauf angesprochen reagierte Nationaltrainer Laurent Blanc dünnhäutig: "Ich bin hier, um über die nächsten Spiele gegen die Ukraine und Schweden zu sprechen. Schluss, Aus, Ende!" 

Blochin tritt auf die Euphoriebremse

Ein ganz anderes Problem hat Blancs ukrainischer Kollege Oleg Blochin. Der Nationalcoach muss die Euphorie seiner Landsleute nach dem 2:1-Auftaktsieg gegen Schweden bremsen. "Für einen Höhenflug ist es noch viel zu früh", meint der 59-Jährige. Blochin beklagt, dass sich auch seine Spieler von der allgemeinen Euphorie hätten anstecken lassen. "Sie waren überrascht, als ich mit ihnen über das Spiel diskutiert habe." In den letzten zehn Minuten gegen Schweden hätten sie sich nicht an seine Anweisungen gehalten, kritisiert der einstige Stürmerstar von Dynamo Kiew. Die Franzosen fürchtet Blochin nicht: "Vor wem sollte ich Angst haben? Alles hängt davon ab, wie wir spielen."

Gut gelaunte englische Spieler beim Training vor dem EM-Spiel gegen Schweden. Foto: EPA
Gute Laune bei den Engländern - auch beim noch gesperrten Superstar Wayne Rooney (4.v.r.)Bild: picture-alliance/dpa

Lange Leine gegen Leistung

Englands Trainer Roy Hodgson setzt vor dem Spiel in Kiew gegen Schweden auf das Rezept: "Gut gelaunte Spieler spielen auch gut". Zur Erholung ließ der 64-Jährige seine Profis Dart, Snooker und Tischtennis spielen. Auch die Spielerfrauen und -freundinnen sind inzwischen eingetroffen. Hodgsons Vorgänger als englischer Nationalcoach, der Italiener Flavio Capello, hatte Frauenbesuche im Trainingslager strikt verboten. Im Gegenzug für die neue Lockerheit erwartet Hodgson von seinen Spielern eine Topleistung gegen Schweden: "Sie müssen kämpfen bis zum Umfallen." Zum letzten Mal muss Hodgson auf seinen Stürmerstar Wayne Rooney verzichten, der eine Rot-Sperre absitzt. Die Hoffnungen ruhen auf Torjäger Danny Welbeck. "Wir werden da rausgehen und uns die drei Punkte holen", verkündet der Stürmer selbstbewusst.

Entschuldigung bei den Fans

Der Gegner ist angeschlagen. "Wir dürfen uns keine weiteren Fehler mehr leisten", sagt der schwedische Mittelfeldspieler Kim Källström kleinlaut. Trainer Erik Hamren hatte seiner Mannschaft nach der Niederlage gegen die Ukraine "Feigheit" vorgeworfen. Hamren entschuldigte sich bei den schwedischen Fans für die Auftaktpleite und versprach einen mutigen Auftritt gegen England: "Wir werden alles geben, um England zu schlagen."