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Cyril Tuschis Film über Chodorkowskij

7. Februar 2011

Welturaufführung bei der Berlinale: Ein deutscher Dokumentarfilm sorgt schon im Vorfeld für Gesprächsstoff. Bei Regisseur Cyril Tuschi wurde zweimal eingebrochen. Die Premiere am 14.2. ist jedoch nicht gefährdet.

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Cyril Tuschi und Armin Mey (Foto: by Cascari, first upload in German Wikipedia)
Regisseur Cyril Tuschi (l.) mit Filmgeschäftspartner Armin MeyBild: Cascari

Eine nicht ganz fertige Version seines Films über den in Russland inhaftierten Michail Chodorkowskij hatte Cyril Tuschi schon vorher zur Berlinale geschickt. Deshalb kann der Film "Khodorkovsky" auch am kommenden Montag innerhalb der Berlinale-Sektion "Panorama" wie geplant gezeigt werden. Zweimal hatten Diebe in letzter Zeit Filmmaterial und Computer geklaut. Einmal aus den Berliner Büroräumen des Regisseurs, ein anderes Mal auf Bali, wo Tuschi an der Endfassung seines Films arbeitete.

In einem Interview mit der "Berliner Zeitung" zeigte sich Tuschi geschockt. Nach dem jüngsten Einbruch sei er erstmal umgezogen, sagt er. Es könne ja wohl kein Zufall sein, dass in der Endphase der Filmarbeiten Material gestohlen werde, gibt Tuschi in dem Interview zu Bedenken. Der "Süddeutschen Zeitung" sagt er: "Man will mir Angst einjagen, und ich muss sagen, das ist ihnen gelungen." Wen immer der Regisseur mit "ihnen" meint, die Einbrecher müssen ein Interesse daran haben, dass der Film nicht zur Aufführung kommt.

Chodorowsky im Gerichtssaal - Szene aus "Khodorkovsky" (Foto: Berlinale)
Ausschnitt aus "Khodorkovsky"Bild: Internationale Filmfestspiele Berlin

Interview mit dem Angeklagten

Zu brisant ist offenbar das gezeigte Material im Film, zu unangenehm für die russische Führung das, was die vielen Gesprächspartner während der 111-minütigen Dokumentation in die Mikrophone des Regisseurs gesagt haben. Cyril Tuschi hat den Fall Chodorkowskij aufgerollt, hat in den letzten fünf Jahren mit vielen Beteiligten gesprochen. Mit der Mutter des in Sibirien einsitzenden Strafegefangenen, mit dem in den USA lebenden Sohn Chodorkowskijs. Tuschi hat in mehreren Ländern recherchiert, mit Freunden, aber auch mit Offiziellen gesprochen, die auf Seiten des Staates stehen.

Die größte Überraschung dürfte aber sein, dass es dem Regisseur gelang mit dem Angeklagten selbst zu sprechen. Laut "Süddeutsche Zeitung" ist dies das "einzige echte Interview in sieben Jahren mit dem Ex-Oligarchen." Während eines Prozeßtages, bei dem auch die deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger mit Chodorkowskij sprach, bekam Cyril Tuschi die Chance ein Gespräch mit dem früheren Ölmagnaten zu führen.

Mann im Gras - Szene aus dem Film "Khodorkovsky" (Foto: Berlinale)
Gefürchtete Dokumentation: "Khodorkovsky"Bild: Internationale Filmfestspiele Berlin

Weltpremiere am Montag

Man darf nun gespannt sein, in welcher Fassung der Film bei der Berlinale am Montag (14.2.) gezeigt wird und ob es Proteste von russischer Seite geben wird. Eine russische Zeitung drohte am Wochenende bereits mit juristischen Konsequenzen für die im Film auftretenden Gesprächspartner. Insgesamt soll die Dokumentation "Khodorkovsky" von Cyril Tuschi während der Berliner Filmfestspiele viermal laufen. Es ist anzunehmen, dass es dabei nicht bleibt.

Autor: Jochen Kürten
Redaktion: Conny Paul