Schwule und Lesben feiern in Berlin
22. Juni 2013Unter dem Motto "Schluss mit Sonntagsreden" zogen die Schwulen und Lesben vom Kurfürstendamm zum Brandenburger Tor. Am Straßenrand verfolgten Schaulustige den bunten Umzug mit 50 Wagen und dutzenden Fußgruppen. Die Veranstalter sprachen von 700.000 Menschen. Nach Angaben der Polizei feierten sie ausgelassen und friedlich.
Zu den CSD-Forderungen gehörten eine rechtliche Gleichstellung von sogenannten Regenbogenfamilien und die Trennung von Kirche und Staat. Das Spektakel, das zum 35. Mal durch die Hauptstadt zog, war lange nicht mehr so politisch. Die CDU durfte diesmal nicht mit einem eigenen Wagen mitfahren. Wegen ihres Kurses bei der Gleichstellung von Schwulen und Lesben war die Partei von den Veranstaltern ausgeschlossen worden. Allerdings war die LSU, die Untergruppe der Schwulen und Lesben in der Union, mit einem Wagen dabei.
Pfeifkonzert vor der CDU-Zentrale
In CDU und CSU lehnen viele eine völlige rechtliche Gleichberechtigung schwuler und lesbischer Beziehungen mit der klassischen Ehe trotz eindeutiger Verfassungsgerichtsurteile weiterhin ab. Vor der CDU-Bundeszentrale stoppte der CSD-Umzug und die Menge startete ein lautes Pfeifkonzert.
"Ehe-Verbot für CDU/CSU-Mitglieder" und "Falscher Dampfer, Frau Merkel" stand auf Transparenten. Einer Doppelgängerin der CDU-Vorsitzenden mit Merkel-Pappgesicht wurden Handschellen angelegt. Dann wurde sie von zwei Demonstranten in roter Richterrobe symbolisch abgeführt.
Wowereit: "Verfehlte Politik
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte, es sei richtig, gegen "verfehlte Politik" zu protestieren. Ob man mit dem Ausschluss eines Wagens beziehungsweise einer Partei reagieren sollte, sei aber eine andere Frage. 2012 hatte Wowereit die CSD-Parade noch mit dem CDU-Landesvorsitzenden Frank Henkel eröffnet, der diesmal auf eine Teilnahme verzichtete.
Der Christopher Street Day erinnert an einen Aufstand von Homosexuellen gegen Polizeirazzien 1969 in New York. Seitdem gehen Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle jedes Jahr weltweit auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren.
haz/sti (dpa)