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Corinna May ist deutsche Schlagerkönigin

23. Februar 2002

Corinna May wird Deutschland beim Wettbewerb um den europäischen Grand Prix der Schlagermusik vertreten. Sie setzte sich in der Kieler Ostseehalle überraschend gegen starke Konkurrenten durch.

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Bussi vom Produzenten: Corinna May und Ralph SiegelBild: AP

Mit ihrem Lied "I can't live without music" erhielt die blinde Sängerin in der telefonischen Abstimmung der Zuschauer 41,1 Prozent der Stimmen. Zweite wurde Joy Fleming mit ihrem Titel "Joy to the world" (32,5 Prozent) vor der christlichen Band "Normal Generation?", die mit dem Song "Hold on" den dritten Platz belegten (26,4 Prozent). Corinna May wird damit am 25. Mai beim Grand-Prix-Finale in der estnischen Hauptstadt Tallinn antreten. Insgesamt hatten sich 15 Teilnehmer für die deutsche Vorentscheidung qualifiziert, darunter auch so bekannte Stars wie die Kelly Family, Nino de Angelo sowie Ireen Sheer und Bernhard Brink. Vor allem Die Kelly Familiy galt als haushoher Favorit. Für Corinna May war es der dritte Versuch. Überglücklich war auch der Produzent und Schlager-Dinosaurier Ralph Siegel, der das siegreiche Lied komponierte. Sein Lied "Ein bißchen Liebe", vorgetragen von der Sängerin Nicole, gewann von 20 Jahren den Grand Prix der Schlager.

Corinna May bei der deutschen Vorauswahl für den Grand Prix
Bild: AP

Schlager sind wieder brav und angepasst

In Kiel traten am Freitagabend (22.2.2002) 15 Interpreten um die deutsche Vorentscheidung für den europäischen Schlager-Grand-Prix 2002 an. Keine Paradiesvögel, kaum Skandale und nur wenige Schlagzeilen – der große Wirbel vor der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision blieb diesmal aus. Kein "Meister" Guildo Horn, der mit seiner langen Mähne und seinem "Piep, piep, piep: Ich hab Dich lieb" über Monate für Zündstoff sorgte. Kein TV-Moderator Stefan Raab, der mit "Wadde hadde dudde da?" schon lange vorher die Nation spaltete. Und auch kein Modeschöpfer Rudolph Moshammer und kein Big-Brother-Bewohner Zlatko, die an ihre Qualitäten als Sänger glauben.

Die Mischung macht's

"Langweilig war es in Kiel dennoch nicht", sagte Jürgen Meier-Beer, der TV-Unterhaltungschef des NDR und somit verantwortlich für den Musikwettbewerb in Deutschland. Diesmal sei es nicht darum gegangen, ob Qualität gewinnt, sondern welche Qualität das Rennen mache. Die dargebotene Mischung, die von den Plattenfirmen gemixt wurde, reichte vom klassischen Schlager über Pop-Balladen bis hin zu einem Klamauk-Beitrag.

Die Kandidaten

So traten zwar viele alte Grand-Prix-Bekannte wie Joy Fleming, Bernhard Brink und Ireen Sheer, Nino de Angelo oder Corinna May gegeneinander an. Mit dabei waren aber auch die Disco Brothers mit den stimmgewaltigen Weather Girls und die berühmte Kelly Family, die eine riesige Fangemeinde hinter sich weiß. Zudem sangen viele Newcomer, darunter Zarah aus Dortmund, die Deutschrussin Natalie, das Damen-Duo Unity 2 oder die einstige Background-Sängerin von Sabrina Setlur und Xavier Naidoo, Linda Carriere.

Promotion der besonderen Art

Dass der Grand Prix in diesem Jahr nicht in Vergessenheit geriet, dafür sorgte eine Aktion der "Bild"-Zeitung, bei der sich rund 5000 Leser um den Start beim Vorentscheid beworben hatten. Außerdem machte die Kelly Family für kurze Zeit Schlagzeilen: Bandmitglied Joey hatte das Auto von Fans zertrümmert, was zu zahlreichen Anfeindungen gegen die Band führte. Ihr Grand-Prix-Song war zudem vorab bereits im Internet zu hören – allerdings kein Grund für eine Disqualifikation. Ireen Sheer machte kein Geheimnis aus der Trennung von ihrem Mann und wollte darum in Kiel für Uschi Glas und alle anderen betrogenen Frauen singen. Corinna May schließlich kündigte ihre dritte und letzte Teilnahme an – und gewann.

Hohe Qualität statt Klamauk

Grand-Prix-Veteran Ralph Siegel, der Corinna May ins Rennen schickt, freute sich, dass nach Guildo Horn, Stefan Raab und Zlatko wieder "hohe Qualität" antrete. Gute Chancen habe Deutschland in diesem Jahr auch deshalb, weil die meisten Interpreten in englischer Sprache singen und damit für die "so wichtige Internationalität" stehen, sagte er nach der Vorstellung der diesjährigen Teilnehmer. Für ihn wäre ein Sieg seines Schützlings 20 Jahre nach seinem Triumph mit Nicoles "Ein bisschen Frieden" ein schönes Jubiläum. Deutschland geht diesmal wie damals mit Startnummer 18 ins internationale Finale in Tallinn. Vielleicht ein gutes Omen. dpa/(pf)