1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Cool bleiben

10. Juni 2009

Nordkorea bleibt beim Konfrontationskurs gegenüber der internationalen Gemeinschaft. Die US-Regierung bemüht sich, auf die Provokationen ernst aber gelassen zu reagieren. Und das ist richtig so, meint Christina Bergmann.

https://p.dw.com/p/I6fP
Bild: DW

Die US-Politik der letzten Jahre gegenüber Nordkorea ist gescheitert. Daran gibt es keinen Zweifel. Das kommunistische Land als Teil der "Achse des Bösen" zu bezeichnen war genauso wenig hilfreich, wie die Zuckerbrot-Politik davor oder die Peitschen-Taktik danach. Die Sechs-Parteien-Gespräche scheiterten an der Konfrontation zwischen den USA und Nordkorea. Die Nordkoreaner arbeiteten unterdessen unverdrossen weiter an Atomwaffen und Trägerraketen.

Unter US-Präsident Barack Obama verfolgen die USA nun eine andere Politik. Sie besteht vor allem darin, diplomatische Maßnahmen in den Vordergrund zu stellen und in der Gemeinschaft handeln zu wollen. Der Präsident betont bei jeder Gelegenheit, dass er zusammen mit den Vereinten Nationen auf die Provokationen aus Pjöngjang reagieren und die Lösung des Problems mit Hilfe der Sechs-Parteien-Gespräche herbeiführen will.

Wirkung verpufft

Fernschreiber Christina Bergmann

Wenn die USA auf die Provokationen aus Pjöngjang gelassen reagieren, lassen sie die Wirkung der nordkoreanischen Atom- und Raketentests sowie der wilden Drohungen verpuffen. Und erreichen etwas, was den Nordkoreanern gar nicht recht sein kann: Die internationale Gemeinschaft rückt näher zusammen.

US-Außenministerin Hillary Clinton bezeichnete dies am Sonntag im US-Fernsehsender ABC als positive Entwicklung. Und sie sagte, sie sei optimistisch, eine UN-Resolution mit zusätzlichen Sanktionen mit der vollen Unterstützung Chinas und Russlands erreichen zu können. Immerhin hatte der russische Präsident Dimitri Medwedew den Atomtest Nordkoreas vor zwei Wochen als "direkten Bruch internationalen" Rechts verurteilt, der Moskauer Generalstab die ständige Beobachtung der Truppenbewegungen im Nachbarland befohlen. Und China hatte nach dem Atomtest in Nordkorea offiziell protestiert. Chinesische Zeitungen waren voll von Nordkorea-kritischen Artikeln.

Standhaft bleiben!

Es ist also Bewegung gekommen in die internationale Gemeinschaft. Jede unilaterale Aktion der Amerikaner würde diesen Trend jedoch sofort wieder umkehren. So gilt es für die Obama-Regierung, standhaft zu bleiben.

Das ist umso schwerer, als die Nordkoreaner zwei amerikanische Journalistinnen wegen mutmaßlicher Spionage zu je zwölf Jahren Haft verurteilt haben. Sie sollen offensichtlich als Faustpfand in den Atom-Verhandlungen mit den Amerikanern dienen. Die US-Regierung allerdings betont, dass die geforderte Freilassung der Journalistinnen eine humanitäre Angelegenheit sei und mit dem politischen Streit nichts zu tun habe. An dieser Einschätzung sollte sich offiziell auch nichts ändern. Denn fest steht: Nordkorea bleibt unberechenbar und unzuverlässig.

Starke Worte

Umso mehr ist die ruhige Hand aus Washington gefragt.

Nun hat Außenministerin Hillary Clinton hat am Sonntag auch erklärt, dass die USA überlegen, gemeinsam mit China Nordkoreanische Waffentransporte abzufangen. Eine Maßnahme, die Nordkorea als aggressiven Akt deuten würde. Diese starken Worte aus Washington widersprechen der Strategie allerdings nicht. Denn wenn Nordkorea es darauf anlegt, die eigene Position für Verhandlungen durch Provokation zu stärken, muss die Gegenseite gleichziehen. Auch das gehört zur Diplomatie.

Autorin: Christina Bergmann

Redaktion: Anna Kuhn-Osius