1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Contra: Obama konnte die Erwartungen gar nicht erfüllen

17. Juli 2009
https://p.dw.com/p/IrXF
Ein Mann allein kann die Welt nicht verändern - auch wenn das von ihm erwartet wird, meint Michael KniggeBild: DW

Eigentlich war Barack Obama nur ein relativ unerfahrener Senator aus Illinois, der aufgrund seines großen rhetorischen (und politischen) Talents sowie der Tatsache, dass die Menschen nach acht Jahren George W. Bush einen radikalen Wechsel herbeisehnten, ins Weiße Haus einzog. Im Wahlkampf wurde aus dem Senatsneuling dann schnell ein Superstar.

Vom Unbekannten zum Heilsbringer

Michael Knigge
Michael Knigge

Noch mehr als in den USA selbst hatten sich die Menschen in aller Welt in kurzer Zeit in einen Politiker verliebt, den kurz zuvor noch kaum jemand kannte. In internationalen Umfragen erreichte Obama Spitzenwerte von über 90 Prozente, die man sonst nur von Sportlern und Popstars kennt. Obama avancierte in wenigen Monaten vom Unbekannten zum Heilsbringer.

Die Erwartungen an ihn waren entsprechend hoch: Von der Lösung der Wirtschaftskrise bis hin zur Befriedung der Welt, all das sollte der neue Präsident leisten. Die Erwartungen gipfelten in regelmäßigen Vergleichen mit historischen Persönlichkeiten wie John F. Kennedy, Martin Luther King oder Abraham Lincoln. Natürlich hat Präsident Obama in den ersten sechs Monaten im Amt keine dieser völlig überhöhten Erwartungen erfüllen können.

Das Ergebnis fällt gemischt aus

Aber auch wenn man realistischere Ziele betrachtet, fällt das Ergebnis gemischt aus: Obama wird zwar den Krieg im Irak beenden, aber ob der fragile Frieden hält, ist völlig offen. An der zweiten Kriegsfront in Afghanistan sieht es noch schlimmer aus. Trotz einer neuen US-Strategie und Truppenverstärkungen starben im Juli dort bereits jetzt mehr Soldaten als jemals zuvor seit der Invasion im Jahr 2001. Ausgang ebenfalls völlig ungewiss. Ähnliches gilt für Guantanamo. Obama will das Lager auf Kuba schließen, aber was mit den Insassen passieren soll, ist ungelöst.

Auch beim Thema Wirtschaftskrise fallen die Ergebnisse der Obama-Regierung gemischt aus. Zwar versucht Obama die Banken stärker in die Pflicht zu nehmen, aber durch die Konjunkturpakete seiner Regierung hat das Haushaltsdefizit der USA erstmals eine Billiarde Dollar überschritten. Wie und wann dieser Schuldenberg abbezahlt werden soll, wissen derzeit auch Obama und seine Berater nicht.

Einer allein kann nicht die Welt verändern

Ähnliches gilt auch für zahlreiche andere Bereiche wie die Beziehungen zum Iran und Russland bis hin zum Umweltschutz. Obama versucht sehr viele Probleme gleichzeitig zu lösen, aber konkrete Ergebnisse kann er bisher trotzdem nicht vorweisen. Um es klar zu sagen: Das liegt gerade bei vielen globalen Themen oft nicht an Obama, sondern an der mangelnden Unterstützung seiner internationalen Partner. Es zeigt aber auch, dass selbst so ein charismatischer Präsident Obama nicht im Alleingang die Welt verändern kann.

Autor: Michael Knigge

Redaktion: Manfred Götzke