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Comeback der alten Hasen

19. November 2003

Musiker müssen nicht jung und schön sein: Begeistert stellen die Franzosen fest, dass ihre Veteranen zu einem musikalischen Großangriff blasen.

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Falten im Gesicht, nicht in der Stimme: Frankreichs Chansoniers melden sich zurückBild: Illuscope

Die "Schwarze Muse“ und letzte große Chansonette Frankreichs ist zurück: Juliette Gréco (76) singt, denkt und spricht so ungestüm und unverblümt wie eh und je. Dabei ist es doch schon ein gutes halbes Jahrhundert her, dass die Sängerin mit der Melancholie in Augen und Stimme zur Symbolfigur rebellierender Intellektueller der Nachkriegszeit wurde.

Juliette Greco
Die französische Chansonsängerin Juliette GrécoBild: AP

Auch andere "Alte" lassen von sich hören: Wie Gréco bringt Georges Moustaki (69), der bärtige Barde mit griechischen Wurzeln und Wohnsitz im Herzen von Paris, nach langer Zeit wieder ein neues Album heraus. Wie immer voller Tatendrang ist auch der Altmeister Charles Aznavour (79). Es sind also die ganz alten Hasen, die in diesem Musik-Herbst in Paris Furore machen. Zu ihnen gehören auch: der Belgier Salvatore Adamo (60), Serge Reggiani (81) und der aus Algerien stammende Enrico Macias (64).

Hochbetagtes Vorbild

Damit treten die Chansoniers in die Fußstapfen von Henri Salvador. Er hatte 2000 im Alter von 83 Jahren einen absoluten Hit gelandet. Seine jazzigen Chansons auf dem Album "Chambre avec vue“ (Zimmer mit Aussicht) verkauften sich grandios - mehr als eine Million Exemplare wanderten über den Ladentisch.

Der Erfolg des Doyens des französischen Chansons war so riesig, dass der heute 86-Jährige nun brandneue Liebeslieder unter dem Titel "Ma chère et tendre“ (Meine Liebe, Zärtliche) trällert und für Anfang 2004 eine Tournee vorbereitet, die ihn bis nach Brüssel führt. Salvadors Plattenfirma hofft auf großen Umsatz und sieht im Ausgraben der Chansoniers gar einen internationalen Trend zum Bewährten und Authentischen.

Im Ausland nie vergessen

Auch wenn Juliette Gréco und Georges Moustaki nie ganz von der Bühne verschwunden waren und vor allem im Ausland weiterhin ihr Publikum anzogen, so sind sie doch Legenden der französischen Chanson-Geschichte. Moustakis neues Album mit schönen eigenen Balladen ist für Ende November angekündigt. Im Dezember tritt der grauhaarige, in Ägypten geborene Chansonnier vor sein Pariser Publikum. Bei Juliette Gréco reichte allein das Gerücht, sie wolle neue Chansons aufnehmen, aus um Dutzende Komponisten zum Nachahmen zu animieren. Sie legten Grécos Plattenfirma ihre Werke zu Füßen.

Charles Aznavour
Der französische Chansonsänger Charles AznavourBild: AP

Vor allem der unermüdliche Charles Aznavour, der vor allem auch sein treues deutsches Publikum schätzt, sticht aus der "Gruppe der singenden Alten“ hervor. Dieses zierliche Energiebündel, das 2004 seinen 80. Geburtstag feiert, steht seit Jahrzehnten unermüdlich im Studio und auf den Bühnen der Welt. "Je voyage“ (Ich reise) ist der programmatische Titel seines neuen Albums, das Ende November auf den Markt kommt und ein Bestseller zu werden verspricht. In Frankreich können nicht zuletzt Jugendliche seine Chansons auswendig. (iw)