1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Studieren im Ausland

11. Oktober 2011

Immer mehr deutsche Studierende zieht es ins Ausland, und immer mehr Studenten aus aller Welt kommen in die Bundesrepublik. Doch welche Bedingungen erwarten sie, wenn sie sich für eine deutsche Uni entscheiden?

https://p.dw.com/p/12mpt
Hände, die mit einer Weltkarte bemalt sind (Foto: Fotolia/Jim Vallee)
Bild: Fotolia/Jim Vallee

In 16 europäischen Ländern war Miranda schon unterwegs – per Mitfahrzentrale, Interrail oder Flugzeug. Die amerikanische Studentin ist fasziniert, wie nah die Städte in Europa beieinander liegen. Seit Miranda an der Universität Bonn studiert, nutzt sie ihre Freizeit, um zu reisen. "Man ist nur einmal Student und hat diese Möglichkeiten", sagt sie. Mit ihrer Offenheit für Europa ist Miranda allerdings eine Ausnahme. Nur 1,2 Prozent der US-amerikanischen Studenten gehen während ihres Studiums ins Ausland.

Die US-Studenten gehören weltweit zu den Reisemuffeln, wie eine neue Studie zur Internationalisierung der Hochschulbildung gezeigt hat, die das Statistische Bundesamt jüngst veröffentlichte. Insgesamt gesehen ist die Zahl international mobiler Studierender in den vergangenen Jahren jedoch deutlich gestiegen – in den Industrieländern der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von 2,7 Millionen im Jahr 2005 auf 3,3 Millionen im Jahr 2008.

Im Ausland studieren

Ein deutscher Reisepass liegt auf einer Weltkarte (Foto: dpa)
Deutsche Studierende zieht es verstärkt ins Ausland...Bild: picture-alliance/dpa

Zu den Spitzenreitern in Sachen Auslandsstudium zählen Studenten aus China, Indien und Südkorea. Deutsche Studierende belegen immerhin den vierten Platz. Rund 115.000 waren 2009 an ausländischen Hochschulen eingeschrieben – acht Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings bleiben viele von ihnen in den Nachbarländern. Die meisten gehen nach Österreich, in die Niederlande oder nach Großbritannien.

"Das Studium ist viel internationaler geworden", beobachtet Irene Jansen, Gruppenleiterin für Kommunikation und Marketing des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Bonn. "Aber wir würden uns wünschen, dass nicht nur ein Viertel, sondern die Hälfte aller deutschen Studierenden künftig auch mal im Ausland studiert." Besonders unter Medizinern und Juristen sei die Zahl der "auslandsmobilen Studenten" aufgrund des stark verschulten Studiums in den vergangenen Jahren zurückgegangen.

Deutschland als Gastland beliebt

Flaggen vor dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in Bonn (Foto: dpa)
...und der DAAD unterstützt sie mit speziellen ProgrammenBild: picture alliance/dpa

Mit Programmen wie "Promos", das auch kurze Auslandsaufenthalte von Studenten fördert, oder Kampagnen wie "Go out" versucht der DAAD, die Internationalisierung des Studiums voranzutreiben. "Wir können es nicht mehr der Initiative eines Einzelnen überlassen, ins Ausland zu gehen oder nicht", sagt Irene Jansen. Man müsse den jungen Leuten Anreize bieten und sie gezielt in Programme einbinden. Dabei setzt sie auf Kooperationsprogramme sowohl mit den Universitäten als auch mit Wirtschaft und Wissenschaft. Als Wissenschaftsstandort sei Deutschland auf Kooperationen und strategische Partnerschaften angewiesen. "Nur so können wir den globalen Herausforderungen begegnen und konkurrenzfähig bleiben." Das bedeute nicht nur, deutsche Studierende ins Ausland zu schicken, sondern auch, den Wissensaustausch "auf Augenhöhe" zu fördern und möglichst viele ausländische Studierende nach Deutschland zu locken.

Das ist den deutschen Hochschulen in den vergangenen Jahren immer besser gelungen. Nach den USA und Großbritannien nimmt Deutschland laut Statistik mittlerweile den dritten Platz als Gastland ein. Knapp die Hälfte der rund 180.000 ausländischen Studierenden kommt aus Europa, ein Drittel aus Asien. Studenten aus Afrika und Amerika sind dagegen nur gering vertreten.

Forderung nach Reform des Aufenthaltsrechts

Kellnerin in einem Café (Foto: AP)
Einnahmequelle: Nebenjobs

Den Präsidenten des Deutschen Studentenwerks (DSW), Rolf Dobischat, wundert das nicht. Die aufenthaltsrechtlichen Regelungen für ausländische Studierende aus Nicht-EU-Staaten seien sehr einschränkend, kritisiert er. So dürften diese Studierenden nur 90 ganze oder 180 halbe Tage neben dem Studium arbeiten. "Unsere aktuelle Sozialerhebung hat aber gezeigt, dass der Nebenjob für ausländische Studierende die wichtigste Einnahmequelle ist." Dobischat unterstützt daher den Vorschlag Sachsens, die aufenthaltsrechtlichen Regelungen zu lockern.

Das wäre auch von Vorteil, wenn es darum geht, ausländische Studierende nach ihrem Abschluss als Arbeitskräfte in Deutschland zu gewinnen. Bisher begibt sich noch nicht einmal ein Drittel der ausländischen Hochschulabsolventen nach dem Studium auf Jobsuche in Deutschland. "Wir müssen denjenigen, die bei uns studiert haben, auch die Chance geben, hier berufstätig zu sein", fordert Michael Kretschmer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Deutschen Bundestag. Schließlich fehlten Deutschland qualifizierte Nachwuchskräfte. Kretschmer unterstützt daher den Vorschlag von Bundesbildungsministerin Annette Schavan, das deutsche Einwanderungsrecht zu ändern.

Wissen als "Rohstoff"

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) spricht in Berlin im Bundestag (Foto: dapd)
Annette Schavan will das Einwanderungsrecht ändernBild: dapd

Bisher müssen Nicht-EU-Ausländer ein Jahresgehalt von 60.000 Euro nachweisen, um in Deutschland eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu bekommen. Schavan will die Grenze auf 40.000 Euro heruntersetzen. Ein Vorschlag, der kontrovers diskutiert wird, denn zahlreiche Politiker befürchten bei einer Herabstufung eine starke Zuwanderung geringer qualifizierter Arbeitskräfte etwa im Pflegebereich.

"Von einer Lockerung der aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen werden wir ganz sicher profitieren", meint dagegen Michael Kretschmer. Schließlich könne Deutschland seinen Wohlstand nur erhalten, wenn es sich international als "Wissensgesellschaft" profiliere. Und das würde sich lohnen, betont der Politiker, denn: "Wissen ist der einzige Rohstoff, der sich durch Verbrauch vermehrt."


Autorin: Sabine Damaschke
Redaktion: Gaby Reucher