1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Coats-Nachfolger gesucht

Michael Knigge3. März 2005

Seit der Rückkehr des US-Botschafters Coats in seine Heimat ist die Stelle des Chef-Diplomaten in Deutschland vakant. Ein Nachfolger ist zwar noch nicht benannt, aber Kandidaten werden schon gehandelt.

https://p.dw.com/p/6Jwb
Daniel Coats: "Ich verlasse Berlin gut gestimmt!"Bild: AP

Der neue Botschafter muss Deutschland gut kennen, sollte die Sprache sprechen und in Washington sehr gut vernetzt sein, heißt es übereinstimmend bei Fachleuten in Berlin und Washington auf die Frage, welche Qualifikationen der neue US-Chef-Diplomat besitzen sollte. Die Antwort ist bezeichnend, schließlich verfügte der kürzlich verabschiedete Daniel Coats als republikanischer Senator zwar über gute Verbindungen zum Weißen Haus, als Deutschland-Kenner konnte man ihn aber nicht bezeichnen. Dieses Manko war besonders im Streit um den Irak-Krieg zu beobachten, wo er auch aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht so präsent sein konnte, wie sein Vorgänger.

Nach den betont freundlich-lobenden Worten von Präsident George W. Bush während seines Deutschland-Besuchs in Mainz und der Einsicht aus dem Irak-Krieg, dass die USA zwar Kriege allein gewinnen, die Folgen aber nur schwer allein bewältigen können, stehen die Chancen nicht schlecht, dass Deutschland und Europa künftig wieder einen höheren Stellenwert im politischen Washington haben werden.

Profi oder Spezi

Genau deshalb lassen sich von der Auswahl des Botschafters Rückschlüsse auf die Außenpolitik der zweiten Bush-Administration ziehen. Profi oder Spezi, so könnte man die gängigen Besetzungsmethoden für Botschafterposten - nicht nur der USA - zusammenfassen. Gemeint sind damit die zwei Alternativen für die Rekrutierung der Diplomaten: Die Nominierung eines erfahrenen Karrierediplomaten aus dem Außenministerium oder die Ernennung eines Parteifreundes. Der bisherige Botschafter Daniel Coats fällt als republikanischer Ex-Senator in letztere Kategorie, sein Vorgänger John Kornblum in erstere.

Zeichnung USA Botschaft in Berlin
Zeichnung der neuen US-Botschaft in BerlinBild: AP

Von der Personalwahl werden auch Hinweise auf den Einfluss der neuen Außenministerin Condoleezza Rice erwartet. Zwar werden die Botschafter vom Präsidenten persönlich ernannt, aber da Rice einen sehr engen Kontakt zu Bush hat, könnte die Ernennung eines persönlichen Vertrauten von Rice auch ein Signal für ihre Macht in der Bush-Administration darstellen.

Keine Nominierung

Bislang hat das Weiße Haus noch keinen Nachfolger für Coats nominiert. Ein Name, der in diesem Zusammenhang aber immer wieder zu hören ist, lautet Gerhard Casper. Der in Hamburg aufgewachsene frühere Präsident der Elite-Universität Stanford emigrierte 1964 in die Vereinigten Staaten, wo er eine beeindruckende Hochschulkarriere absolvierte. Casper könnte ein idealer Kandidat sein: Er kennt Deutschland und hat eine persönliche Verbindung zur US-Außenministerin: Als Präsident von Stanford berief er Condoleezza Rice 1993 zum Dekan, dem zweitwichtigsten Posten der Universität.

Neben Casper werden mit Elizabeth Jones und Richard Burt auch zwei erfahrene Diplomaten mit Deutschland-Erfahrung für den Botschafter-Posten gehandelt. Ihre Chancen auf die Position dürften aber gering sein. Jones, Leiterin der Abteilung für Europäische und Eurasische Angelegenheiten des US-Außenministeriums, stand schon einmal kurz davor Botschafterin in Deutschland zu werden. Im Jahr 2000 war sie bereits von Präsident Clinton als Nachfolgerin für John Kornblum nominiert worden. Nach der Wahl von Präsident Bush sandte er statt der Deutschland-Expertin Jones seinen Parteifreund Coats nach Berlin.

Im Gegensatz zu Jones war Richard Burt schon einmal Botschafter in Deutschland. Von 1985 bis 1989 leitete er die US-Mission in Bonn, nachdem er zuvor im Außenministerium für Europafragen zuständig war. Während Jones wohl die notwendige Nähe zum Weißen Haus und zur US-Außenministerin Rice fehlt, spricht gegen Burt, dass er schon während der letzten Phase des Kalten Krieges Botschafter war und daher nur schwer als Signal für die Neugestaltung der deutsch-amerikanischen Beziehungen zu vermitteln sein dürfte. Auf Anfrage waren weder Casper noch Jones oder Burt für eine Stellungnahme erreichbar.