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Teatro d'amore

Dieter David Scholz10. März 2009

Die spanische Nachwuchs-Sopranistin Nuria Rial hat gerade ihr erstes Album veröffentlicht, da steht ihr Name schon wieder auf einer brandneuen CD: gemeinsam mit Christina Pluhars Ensemble "L'Arpeggiata".

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Orfeo – Stéphane Degout Euridice – Nuria Rial Foto: Innsbrucker Festwochen/ Rupert Larl
Orfeo: Euridice – Nuria RialBild: presse

Gemeinsam mit Philippe Jaroussky – dem derzeit gefeiertsten unter den jungen Counter­tenören präsentiert Nuria Rial jetzt "Swinging Monteverdi"

Teatro d’Amore

Mit einer frechen, schlanken und beschwingten Version der der Orfeo-Toccata eröffnet das Ensemble "L'Arpeg­giata" seine neuste CD - und dann geht es Titel für Titel – es sind ins­ge­samt 16 - so weiter: respektlos, phantasievoll und weit jenseits aller Ver- und Gebote der Lehr­bücher der „Historischen Auf­führungspraxis“ Christina Pluhar zelebriert Monteverdi als "ba­rocke Jam Session", also das, was man im Jazz unter zwanglosem Zusam­menspiel von Musikern unterschiedlicher Richtungen und Stile versteht. Der österreichischen Harfenistin und Theorben­spielerin Christina Pluhar, zugleich Leiterin ihres Ensemble L'Arpeggiata, geht es offensichtlich nicht darum, die Opernerrungenschaften Mon­teverdis akademisch-seriös an die geneigte Klas­sik-Gemeinde zu vermitteln. Ihr Ziel scheint vielmehr der hem­mungs­lose, von keinerlei musikphilologischen Bedenklichkeiten getrübte Spaß am Musizieren zu sein.

Best of Monteverdi

Claudio Monteverdi
Der italienische Komponist Claudio MonteverdiBild: dpa

Christina Pluhar feiert mit ihren Musikern und Sängern die unterschiedlichen Facetten der Liebe anhand eines Dutzends hochexpressiver Arien und Szenen aus Madrigalen und Opern, die den Taumel von Glückseligkeit und Ein­samkeit, lustvoller Begierde und frustrierenden Missverständnissen beeindruckend realitäts­- und für uns heute quasi zeitnah widerspiegeln

Hitparade der Liebesszenen

Nuria Rial als Euridice und Stephane Degout als Orfeo
Nuria Rial als Euridice in Claudio Monteverdis Oper "L'Orfeo.Bild: picture-alliance / ZB

Das brillant abgestimmte Ensemble hat eine hochemotionale, sehr persön­li­che Hitparade der Liebes- und Verzweiflungsszenen Monteverdis eingespielt. Zwischen den Arien und Duetten sind Instrumentalstücke plaziert, die durch bestechende instrumentale Leichtigkeit faszinieren, die ja Christina Pluhars Markenzeichen ist. Immer wieder zieht sie dem Zuhörer den Boden unter Füßen weg und reißt ihn mit swingender Theorbe zwischen Himmel und Hölle, Swing und Monteverdi hin und her.

Die so eigenwillige wie einfallsreiche Monteverdi-Hommage Christina Pluhars wagt das Besondere. In keiner anderen Monteverdi-Produktionen hört man Walking Bass und Jazz-Dreier. Und damit demonstriert dieses intelligente Ensemble wieder einmal ein­drucksvoll, dass es bei aller Liebe zur Alten Musik aus Vollblut-Musikern von heute besteht, denen Musikmachen - ungeachtet aller Prinzipien und Grundsätze „historisch informierter Auffüh­rungspraxis“ - die pure Lust an sich ist. Dem unvoreingenommenen Zuhörer teilt sich dies geradezu anspringend mit.