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Clark oder Dean gegen Bush?

Michael Knigge27. Oktober 2003

Die Kampagne läuft: Noch immer sind neun Herausforderer der Demokratischen Partei im Rennen um die Präsidentschaftsnominierung. Aber Chancen auf die Kandidatur haben nur wenige.

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Hemdsärmelig und direkt: <br>Präsidentschaftskandidat DeanBild: AP

Als bislang einziger Kandidat warf Anfang Oktober Bob Graham das Handtuch. Der Grund: Erfolglosigkeit und Geldnot. Für den Rest des Wahlkampfs hatte der Senator aus Florida nur noch eine Million Dollar in der Kasse; im zweiten Quartal des Jahres hatte er ganze zwei Millionen an Spenden gesammelt. Viel zu wenig, um gegen die Konkurrenten in der eigenen Partei oder gar gegen Präsident George W. Bush antreten zu können. Dabei scheute Graham auch unkonventionelle Wege nicht, um auf sich aufmerksam zu machen. Um die so genannten NASCAR-Dads – meist aus ländlichen Gebieten stammende weiße Amerikaner mit einer Vorliebe für Motorsport - für sich zu gewinnen, ließ der 66-jährige Politiker seinen Namen sogar auf einen NASCAR-Rennwagen kleben, um während der im Fernsehen übertragenen Rennen für sich zu werben.

Chancenloses Trio

Während Graham schon aufgegeben hat, spielen drei seiner ebenfalls chancenlosesn Parteifreunde weiter mit im Wahlkampf-Zirkus um die Nominierung der Demokratischen Partei: Der immer für eine Kontroverse gute New Yorker Prediger und Dauerkandidat Al Sharpton, die einzige Frau im Rennen Carol Moseley Braun sowie der Kongressabgeordnete aus Ohio, Dennis Kucinich. Alle drei gelten als dem politischen Mainstream der amerikanischen Bevölkerung nicht vermittelbar. Das schlägt sich auch im geringen Spendenaufkommen der drei Kandidaten nieder: Im zweiten Quartal verbuchten sie zusammen weniger als zwei Millionen Dollar. Zum Vergleich: Der bei den Demokraten in Führung liegende Howard Dean sammelte im gleichen Zeitraum mehr als 7,6 Millionen Dollar ein, Senator John Kerry fast sechs Millionen und Präsident Bush mehr als 35 Millionen Dollar.

Wesley Clark mit Thumbnail
Wesley ClarkBild: AP

Nimmt man die Finanzkraft der Kandidaten als Indikator für ihre Erfolgsaussichten, dann sind neben Dean und Kerry noch die Senatoren Joseph Lieberman und Jonathan Edwards sowie Richard Gephardt in der Lage ihren Wahlkampf bis zum Herbst 2004 durchzuhalten. Auch Ex-General Wesley Clark (Foto), der erst spät seine Kandidatur erklärt hatte, verfügt über genügend Geld, um ein Jahr Dauer-Wahlkampf zu überstehen.

Dean: Vom Unbekannten zum Herausforderer

In den meisten Umfragen führen Clark und der Ex-Gouverneur von Vermont, Howard Dean, das Feld der Kandidaten vor den Senatoren Kerry und Gephardt an. Für Politik-Experten ist besonders das starke Abschneiden von Dean bemerkenswert: Bei einer Wählerbefragung im Juni 2003 rangierte Dean noch im letzten Drittel der Bush-Herausforderer. Mindestens 70 Prozent der Wähler konnten mit seinem Namen nichts anfangen.

Eine Zeit lang war neben der obligatorischen Kritik an Präsident Bush vor allem der überraschend in Führung liegende Dean gemeinsames Angriffsziel der restlichen Kandidaten. Nach dem Wahlkampf-Eintritt Clarks konzentrierte sich das Feld mit Attacken aber primär auf Präsident Bush. Offenbar mit Erfolg: Die Bewertung der Arbeit von Präsident Bush durch die Wähler befindet sich derzeit auf dem Tiefpunkt seiner Amtszeit. Damit ist der lange Zeit als unschlagbar geltende Amtsinhaber erstmals in Reichweite der Demokraten.

Noch entscheidender für den Ausgang der Wahl als das Thema Irak könnte die Wirtschaftslage werden. Denn im Gegensatz zu Deutschland werden in den USA Wahlen nicht durch außenpolitische Ereignisse gewonnen, sondern nur verloren. Im Klartext: Gelingt es Präsident Bush die Lage im Irak zu stabilisieren, wird es für seine Herausforderer schwierig damit zu punkten. Gefährlicher könnte für Bush angesichts der vergleichsweise hohen Arbeitslosenrate die berühmte Frage des Kandidaten Ronald Reagan an die Wähler werden: "Geht es Ihnen besser als vor vier Jahren?" Die große Mehrheit der Wähler beantwortete die Frage 1980 mit Nein und wählte Präsident Jimmy Carter ab.

Dean oder Clark

Wer von den Demokraten wird Präsident Bush 2004 nun herausfordern? Derzeit erscheinen Clark oder Dean als die wahrscheinlichsten Kandidaten. Ex-General Clark verfügt über den Bonus des Nicht-Berufspolitikers und kann - trotz seiner plötzlichen Abberufung als NATO-Oberbefehlshaber nach dem Kosovo-Krieg - auf eine langjährige militärische Karriere verweisen.

Glaubt man jedoch einer Gruppe republikanischen Strategen, dann stellt Dean die größte Gefahr für Präsident Bush dar. Erstens sei Dean von allen Demokraten derjenige, der die eher links-orientierte Kernwählerschaft der Partei am besten motivieren könne ohne die eher moderat gesinnten Wähler zu verprellen. Außerdem, berichtet die Kongress-Zeitung "Roll Call" unter Berufung auf republikanische Analysten, verfüge Dean über das größte Charisma und die direkteste Wähleransprache aller demokratischen Kandidaten. Und schließlich könnte Dean am ehesten gelingen, was Al Gore nicht schaffte: die beiden für die Demokraten wichtigen Staaten Nevada und West Virgina mit den Themen Umweltschutz und Waffengesetzgebung zusätzlich zu den von Gore gewonnen Staaten zu gewinnen und sich so den Wahlsieg zu sichern.