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Vergabe der CIVIS-Medienpreise

Ceyda Nurtsch
8. Juni 2018

In Berlin sind die CIVIS-Medienpreise für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa vergeben worden. Zwölf europäische Radio-, Film-, Fernseh- und Internetprogramme wurden prämiert.

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CIVIS Preisverleihung 2018
Bild: CIVIS/Oliver Ziebe

Sage und schreibe 847 Programme aus 21 EU-Mitgliedstaaten und der Schweiz hatten sich in den Bereichen Radio, Film, Fernsehen und Internet für die CIVIS-Medienpreise der gleichnamigen Medienstiftung beworben. Zwölf davon wurden am Donnerstagabend (07.06.2018) ausgezeichnet - in einem festlichen Rahmen: 400 Gäste aus Medien und Politik waren zur TV-Gala im Auswärtigen Amt geladen. "Das ist der Preis für Journalisten, die hart und kritisch berichten", so Moderatorin Sandra Maischberger, die durch den Abend führte.

Schirmherren des bedeutendsten Medienpreises für Integration und kulturelle Vielfalt, der 1987 ins Leben gerufen wurde, waren in diesem Jahr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der Präsident des Europäischen Parlaments Antonio Tajani.

Geschichten, die berühren

Bei den derzeit produzierten Filmen zum Thema Integration lasse sich ein Trend ausmachen, so die Journalistin und Moderatorin Anja Reschke: "Es gibt nicht nur die Wütenden, die Hasserfüllten, Kriminellen und Messerstecher. Es gibt ganz schön viele tolle Geschichten. Ich glaube, dass da gerade wieder eine Welle kommt."

CIVIS Preisverleihung 2018
Der Kinopreis für Europäische Spielfilme ging an "Jugend ohne Gott" von Alain Gsponer (2.v.l.)Bild: CIVIS/Oliver Ziebe

Der erste Preis des Abends, der vergeben wurde, war der Kinopreis für Europäische Spielfilme, ein Publikumspreis. Er ging an das Filmdrama "Jugend ohne Gott" von Alain Gsponer. Die literarische Vorlage bildet der gleichnamigen Roman von Ödön von Horvath, der Regisseur verlegt die Handlung aber in eine ferne kalte Zukunft.

In "Jugend ohne Gott" geht es um den Kampf von Jugendlichen um begehrte Plätze an einer Elitehochschule.

Bemerkenswerte Dokumentation

Die Dokumentation "Die verlorenen Kinder von Calais" bekam den CIVIS-Fernsehpreis in der Kategorie Information. Der Film beleuchtet das Schicksal unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, also von Kindern und Jugendlichen. Gestrandet im französischen Calais, riskieren sie ihr Leben, um nach England zu gelangen – dem Sehnsuchtsort ihrer Träume.

Die Jury würdigte den Film von France Télévision, France 5 und Playproud Production mit den Worten: "Starke, eindringliche Bilder und Aussagen. Einfühlsam, bewegend, empörend. Eine großartige Dokumentation."

CIVIS Preisverleihung 2018
Sandra Maischberger, Thomas Dandois, Stèphane Marchetti und WDR-Intendant Tom Buhrow - "Die verlorenen Kinder von Calais" bekam den CIVIS Fernsehpreis 2018Bild: CIVIS/Oliver Ziebe

Fußball als Bindemittel

In dieser vorweltmeisterschaftlichen Zeit fehlte auch der Fußball nicht: Der Film "Refugee 11" von Jean Boué erzählt von jungen geflüchteten Amateurfußballern. Der Film sowie die gleichnamige Webvideo-Serie der Bundeszentrale für politische Bildung wurden mit dem CIVIS Sonderpreis "Fußball + Integration" ausgezeichnet. Die Serie besteht aus elf Kurzfilmen, in denen die Amateurfußballer aktiven und ehemaligen Profifußballern begegnen, die selbst Fluchterfahrungen gemacht haben.

Den CIVIS Sonderpreis in den Kategorien Fernsehen und Online überreichte der ehemalige deutsche Nationalspieler Cacau, der brasilianische Wurzeln hat. "Fußball kann Menschen verbinden", so der ehemalige Stürmer. Deshalb solle "die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen im Amateurbereich viel mehr betont werden".

Deutschland Cacau wird neuer DFB-Integrationsbeauftragter
Ex-Fußballer Cacau ist DFB-IntegrationsbeauftragterBild: picture alliance /dpa/B. Roessler

Fiktion und Reales

Den Fernsehpreis in der Kategorie "Fiktionale Unterhaltung" erhielt der Kurzfilm "Three August Days", der inmitten des politischen Aufruhrs im sowjetisch besetzten Estland der 1990er Jahre spielt. "Hochaktuell, filmisch und schauspielerisch großartig", so die Begründung der Jury. Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle, der den Preis übergab, nutzte dies für ein aktuelles Plädoyer: "Es ist wichtig, dass wir Flagge zeigen auch in den USA, das polarisiert ist, wie seit langem nicht mehr. Doch die USA ist eine Demokratie, sie brauchen keine Belehrung von uns, aber ein gutes Angebot", so Limbourg.

Eindrucksvolles zum Hören

Hinter den zahlreichen Film- und Video-Formaten muss sich das Radio keineswegs verstecken - auch das veranschaulichte die diesjährige CIVIS-Medienpreis-Verleihung. Der CIVIS-Radiopreis für kurze Programme ging an eine Produktion des Hessischen Rundfunks: "Zum Beispiel Pfungstadt: Neue Flüchtlingsunterkunft, alte Ängste, Folge 4" ist ein atmosphärisch dichtes Hörbild über das Leben Geflüchteter und Einheimischer.

Mit dem CIVIS-Radiopreis in der Kategorie "Lange Programme" wurde unter anderem eine Produktion aus der Schweiz ausgezeichnet. In "Verkauft, versklavt, missbraucht: Jesidinnen als Opfer des IS" schildert Monika Oettli vom Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) die Leiden der religiösen Minderheit im Nahen Osten.

Sowohl die riesige Themenvielfalt als auch das vielfältige Spektrum medialer Darstellungen werden es den Juroren des CIVIS-Medienpreises auch in Zukunft schwer machen, Sieger zu bestimmen. Ein Anreiz für Medienschaffende bleibt der Preis auf jeden Fall.

Deutschland | Verleihung des CIVIS-Medienpreises
Besondere Gäste: CIVIS-Geschäftsführer Michael Radix (l.), Annette Widmann-Mauz, Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, und Michael Roth, Staatsminister für Europa im Auswärtigen AmtBild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen