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Christian Pfeiffer: Staat muss bei Gewaltdarstellung in den Medien „Flagge zeigen“

6. März 2007

Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachen im Interview von DW-WORLD.DE

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„Je mehr man solche Spiele konsumiert, umso geringer ist die Sensibilität für das, was man Opfern antut, und das erleichtert dann den Entschluss, Gewalt auszuüben.“Bild: dpa

Vor der Eröffnung der Europäischen Konferenz zum Thema „Das Internet als Forum von Jugendgewalt“ im thüringischen Meiningen fordert Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachen, im Kampf gegen Gewaltdarstellung in den Medien „auch mit strafrechtlichen Verboten schärfer zu Werke“ zu gehen.

„Es hat hohe symbolische Bedeutung, wenn der Staat hier Flagge zeigt“, so Pfeiffer in einem Interview von DW-WORLD.DE, „so dass bei Spielen, in denen der Spieler in die Rolle eines Verbrechers kommt, der andere tötet und dafür auch noch massiv belohnt wird, von Anfang an klar ist: Da ist unsere Werteordnung dagegen und das dokumentiert der Staat auch durch ein strafrechtliches Verbot."

Besonders Jungen würden immer mehr vor Fernsehen, Computern und Playstations sitzen und sehr viel mehr Gewalt und Gewaltexzessen ausgesetzt sind als Mädchen, so Pfeiffer. Der hohe Medienkonsum sei vor allem für schlechte Schulleistungen verantwortlich. „Wir haben herausgefunden: Je mehr Zeit die Kinder mit den Medien verbringen und je brutaler die Inhalte sind, umso schlechter die Noten“, so Pfeiffer.

Ein Fünftel der Jungen, die sich Gewaltvideos anschauen oder Gewaltspiele spielen, würden auch tatsächlich gelegentlich gewalttätig. Etwa acht Prozent der Jungen würden wiederholt auffällig, „freilich ganz ungleich auf die Schultypen verteilt – sie konzentrieren sich sehr stark in der Hauptschule und am wenigsten in Gymnasien“, so der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts. „Je mehr man solche Spiele, die auch erst ab 18 freigegeben sind, konsumiert, umso geringer ist die persönliche Empathie, die Sensibilität für das, was man Opfern antut, und das erleichtert dann den Entschluss, Gewalt auszuüben.“

6. März 2007
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