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"Chionia Sto Kampanario" – in Griechenland fällt Schnee auf den Glockenturm

Suzanne Cords 10. Dezember 2012

Stephanos Georgakopoulos arbeitet in der Südosteuropa-Redaktion der DW. Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Grieche, und bei ihm zuhause feiert man gern gleich zweimal Weihnachten – je nach Landessitte.

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Stephanos (Foto: privat)
Bild: privat

Wenn Stephanos an seine Kindheit in Athen denkt, kommt ihm vor allem ein Lied in den Sinn: ""Chionia Sto Kampanario" – "Schnee auf dem Glockenturm" heißt das übersetzt. "Es gibt wohl keinen Griechen, der das nicht kennt", sagt er. "Wenn es einen Weihnachtsliedklassiker in unserem Land gibt, dann diesen."

Wie der Titel schon verrät, geht es vor allem um eine idyllische Szenerie im Schnee. Die Kirche ist liebevoll geschmückt, und das ganze Dorf strömt abends hin, um am Gottesdienst teilzunehmen. Dort wird das Lied allerdings nicht gesungen", erzählt Stephanos. "Man hält sich streng an die liturgischen Gesänge der Messe, Weihnachtslieder haben anders als in Deutschland keinen Platz in der Kirche."

Überhaupt werden Weihnachtslieder in Griechenland nicht unbedingt in der Familie, sondern bei Umzügen gesungen. Und die sind meist den Kindern und Jugendlichen vorbehalten, die von Haus zu Haus ziehen, einmal kurz vor Weihnachten, dann während des Festes am 25. Dezember und am 31. Dezember, um das Ausklingen des alten Jahres zu feiern. Und immer stimmen sie "Chionia Sto Kampanario" an, um dem Hausherrn und seiner Familie Gesundheit und Glück zu wünschen und dann eine milde Gabe zu erbitten. "Früher nahmen die Kinder Süßigkeiten, heute wollen sie lieber Geld", lacht Stephanos.

Auch er ist früher mit diesem Lied auf den Lippen von Haus zu Haus gezogen. "Viele Weihnachtslieder bei uns kommen aus Deutschland und werden einfach nur übersetzt, aber die Volksweise "Chionia Sto Kampanario" stammt aus der griechischen Tradition", meint Stephanos stolz. "Sie ist wirklich schon alt, obwohl die Musik recht westlich und mehrstimmig ist, was nicht unbedingt charakteristisch für Griechenland ist."

Das Lied gehört zu Stephanos frühesten Erinnerungen, er hat es schon im Kindergarten gesungen und später dann in der Schule, erinnert er sich. "Und weil man es so lieb gewonnen hat, singt man es eigentlich auch als Erwachsener ganz gern."

Egal ob Stephanos in Athen oder Bonn Weihnachten feiert, auf einen Weihnachtsbaum muss er in beiden Städten nicht verzichten. "Um Athen herum wachsen hohe Berge, da gibt es viele Tannen, insofern gehört der Baum auch bei uns zum Fest", sagt er. "Nur auf den griechischen Inseln behilft man sich anders. Dort schmückt man kleine Schiffe mit Lichterketten, die weithin leuchten." Doch ob Festland oder Insel, eins steht fest: Weihnachten ohne "Chionia Sto Kampanario", ohne Schnee auf dem Glockenturm, ist für einen Griechen wie Stephanos undenkbar.