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Bookerpreis an Afrikaner

13. Juni 2007

Der nigerianische Schriftsteller Chinua Achebe ist der Gewinner des Internationalen Bookerpreises 2007. Der Autor versucht in seinem Werk, das von vielen weißen Autoren entworfene Zerrbild der Afrikaner zu korrigieren.

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Chinua Achebe (dpa)
Chinua Achebe: "Vater der modernen afrikanischen Literatur" (Archivfoto)Bild: picture-alliance/dpa

Der 76-jährige Autor habe mit seinem Werk den "modernen afrikanischen Roman" geprägt, erklärte die Jury in der Nacht zum Mittwoch (13.6.2007). Der mit 60.000 Pfund (rund 90.000 Euro) dotierte Preis wird seit 2005 alle zwei Jahre für das Gesamtwerk eines bedeutenden lebenden Romanschriftstellers vergeben.

Die Jury gab Achebe den Vorzug vor anderen weltbekannten Autoren wie Margaret Atwood, Don DeLillo, Salman Rushdie, Doris Lessing und Philip Roth. Der Nigerianer sei bereits durch seine frühen Arbeiten "zum Vater der modernen afrikanischen Literatur als integralem Bestandteil der Weltliteratur geworden", erklärte die südafrikanische Schriftstellerin Nadine Gordimer, die der Jury angehörte.

Erstlingsroman am erfolgreichsten

Der Autor hat mehr als 20 Bücher geschrieben, überwiegend Romane, aber auch Kurzgeschichten, Essays und Gedichte. Darin geht es in der Regel immer um die politischen Verhältnisse in Afrika, die Darstellung Afrikas im Westen und die Folgen der Kolonialisierung für die afrikanische Gesellschaft. Auf Englisch schreibt er nach eigenen Worten, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen.

Eines seiner bekanntesten Werke ist der 1958 erschienene Roman "Things Fall Apart" (zu Deutsch: "Okonkwo oder Das Alte stürzt"). Das Buch wurde in gut 50 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als zehn Millionen Mal verkauft. Es schildert die Geschichte des nigerianischen Stammesfürsten Okonkwo, der sich gegen die in sein Dorf eindringenden Briten zur Wehr setzt und daran zerbricht. Achebe unterzieht beide Kulturen einer schonungslosen Überprüfung: Der Starrköpfigkeit Okonkwos wird die Überheblichkeit der britischen Eroberer gegenüber gestellt. Einen Ausgleich findet der Autor in seinem Sprachstil, in dem afrikanische Erzählformen und europäische Romanstrukturen miteinander vermischt werden.

Im Rollstuhl nach Unfall

Seit den 70er Jahren lehrt der politisch engagierte Autor in Nigeria und den USA, wo er heute als Professor für Literatur lebt. Seit einem Autounfall im Jahr 1990 ist er an den Rollstuhl gefesselt. 2002 hatte Achebe den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Er war dabei als "großer Humanist und Mittler zwischen den Kulturen" gewürdigt worden. Achebe sagte damals, er habe mit seinen Werken das von vielen weißen Autoren entworfene Zerrbild der Afrikaner korrigieren wollen.

Den ersten Internationalen Bookerpreis hatte 2005 der albanische Autor Ismail Kadaré gewonnen. Die Auszeichnung wurde als Ergänzung zum lange etablierten Bookerpreis geschaffen, für den allein Autoren aus Großbritannien und dem Commonwealth in Frage kommen. (stl)