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Chinas Zentralbank öffnet Geldhahn

26. August 2015

Die Währungshüter Chinas legen nach und greifen der schwächelnden Wirtschaft mit weiteren Maßnahmen unter die Arme. Das Ziel ist offenbar, Geld in den Markt zu pumpen und damit die Wachstumsdelle abzumildern.

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Chinesische Zentralbank Hauptsitz Peking 2014
Bild: Reuters/Petar Kujundzic

Die Währungshüter stützten am Mittwoch den Interbanken-Geldmarkt mit sogenannten kurzfristigen Liquiditätsgeschäften (SLO) in Höhe von 140 Milliarden Yuan, umgerechnet knapp 19 Milliarden Euro. Diese speziellen Kredite, die nach sechs Tagen fällig werden, haben einen durchschnittlichen Zinssatz von 2,3 Prozent, wie die Notenbank mitteilte. Sie hatte die SLOs im Jahr 2013 eingeführt, um ihren geldpolitischen Werkzeugkasten zu erweitern.

Erst am Dienstag hatte die Zentralbank die Leitzinsen gesenkt - und zwar zum fünften Mal seit November. Zudem bekommen Geschäftsbanken künftig mehr Freiraum bei der Kreditvergabe durch die Verringerung des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestreservesatzes. Das soll die nach den USA weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft wieder ankurbeln. Denn je weniger die Banken als Reserve einbehalten müssen, desto mehr Kredite können sie an die Wirtschaft ausreichen.

Über 20 Prozent Verlust

Schlechte Konjunkturdaten nährten zuletzt die Sorge, dass die Regierung in Peking ihr Wachstumsziel von sieben Prozent in diesem Jahr verfehlen könnte - es wäre ohnehin das geringste Plus seit einem Vierteljahrhundert. In der Folge brachen die chinesischen Börsen ein und setzten auch den weltweiten Finanzmärkten stark zu.

Trotz der Zinssenkung beruhigten sich die Aktienanleger in Fernost kaum. Der Leitindex der Börse Shanghai ging am Mittwoch 1,3 Prozent schwächer aus dem Handel, nachdem er in einem stark schwankenden Handel zeitweise mehr als vier Prozent im Plus gelegen hatte. Der Shanghai/Shenzhen-Index verlor 0,6 Prozent. Beide Barometer brachen allein in den vergangenen fünf Handelstagen um mehr als 20 Prozent ein.

Zu viele faule Kredite

Die jüngsten geldpolitischen Schritte könnten allerdings die Zinsmarge der Geschäftsbanken belasten, wie aus einem Bericht des Handelshauses Citic hervorgeht. Dabei haben Chinas Geldhäuser ohnehin damit zu kämpfen, dass das Kreditgeschäft immer weniger profitabel, dafür aber risikoreicher wird. Die fünf größten Institute dürften höhere notleidende Darlehen und geringeres Gewinnwachstum vermelden, wenn sie diese Woche neue Geschäftszahlen vorlegen.

Die Institute versuchen unterdessen, mehr Geld mit Gebühren zu verdienen, die bisher 20 bis 30 Prozent ihrer gesamten Einnahmen ausmachen. "Einige Bank-Manager sagen, sie zielen auf einen Anteil von 40 bis 50 Prozent", sagte Xingyu Chen, Analyst beim Wertpapierhändler Phillip Securities in Hongkong. Erträge, die nicht über Zinsen eingespielt werden, fallen etwa im Investmentbanking an, in der Vermögensverwaltung oder bei Depotgebühren.

Massiver Kapitalabfluss

Ein heikles Thema ist der Abfluss von Investorengeld, vor allem nach der jüngsten Yuan-Abwertung, die die Märkte überrascht hat. "Es ist klar, dass sich der Kapitalabfluss kurzfristig beschleunigen wird, egal, was China mit dem Yuan macht", warnte Oliver Barron vom Beratungshaus NSBO Beijing.

Derweil nimmt die Börsenaufsicht nach den heftigen Kursturbulenzen verstärkt Aktienhändler wegen des Verdachts illegaler Geschäftspraktiken ins Visier. Acht Mitarbeiter des landesweit größten Handelshauses Citic werden Verstöße gegen die Börsenregeln vorgeworfen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Citic sei über das Vorgehen nicht informiert worden, erklärte das Unternehmen in einer Mitteilung an die Hongkonger Börse.

Auch gegen Journalisten gehen die Behörden vor. Einem Reporter des angesehenen Wirtschaftsmagazins Caijing wird wie anderen Verdächtigen die Verbreitung von Falschinformationen vorgeworfen. Ferner schränkten die Behörden für 164 Investoren den Handel am Terminmarkt für einen Monat ein. Ziel sei es, "Spekulation" einzudämmen.

wen/nm (rtr, dpa)