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Chinas erster Flugzeugträger

11. August 2011

In Nordchina absolvierte der erste chinesische Flugzeugträger seine Jungfernfahrt. Mit dem Schiff will China zu einer Seemacht in der Region werden. Einsatzbereit ist der Flugzeugträger aber noch nicht.

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Der chinesische Flugzeugträger im Hafen (Foto: AP)
Noch keinen offiziellen Namen: der erste chinesische FlugzeugträgerBild: AP

Über 300 Meter lang mit einer Besatzung von bis zu 3000 Seeleuten – so die Maße des ersten chinesischen Flugzeugträgers. Zu hundert Prozent chinesisch ist das Schiff allerdings nicht. Die gepanzerte Hülle des Trägers wurde 1998 von der ukrainischen Marine erworben – ohne Antrieb, ohne Waffentechnik und Elektronik. An der sich damals noch im Rohbau befindlichen 'Warjag' wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 nicht weiter gebaut.

Nun wurde der Träger von der chinesischen Marine fertig gestellt. In der nordchinesischen Hafenstadt Dalian lief der Flugzeugträger am Mittwoch (10.08.2011) zur ersten Testfahrt aus. Laut chinesischen Zeitungsberichten hat das Kriegsschiff Platz für etwa 30 Kampfjets und Helikopter.

Blick auf den Flugzeugträger im Hafen von Dalian (Foto: AP)
Neuer Nationalstolz ChinasBild: AP


Über die gebogene Rampe am Bug des Schiffes werden allerdings zunächst keine Flugzeuge in die Luft befördert werden. Denn noch ist der Flugzeugträger nicht vollkommen einsatzbereit. So fehlen noch Fangseile an Bord, die landende Flugzeuge abbremsen.

Symbol eines neuen Nationalbewusstseins

"Die symbolische Bedeutung ist weitaus größer als die praktische Bedeutung", erklärt Ni Lexiong, Marine-Experte an der Shanghai Universität für Politikwissenschaften gegenüber Reuters. "Wir sind bereits eine maritime Macht und müssen dementsprechend aufrüsten - seien es Flugzeugträger oder andere Kriegsschiffe, so wie es die USA oder die Briten auch getan haben." Gegenwärtig unterhalten elf Nationen Flugzeugträger. Neben China besitzen in Asien Indien, Japan, Thailand und Südkorea verschiedene Typen von Trägern.

Für Lin Chong-pin, Professor für internationale Studien an der Tamkang Universität in Taiwan, verfolgt Peking drei Ziele mit der Entwicklung eines eigenen Flugzeugträgers: "Der Schutz von Seerouten für chinesische Frachtschiffe, der Ausbau der Flotte". Aber vor allem sei es ein Symbol zur Stärkung des Nationalbewusstseins.

"Es ist anzunehmen, dass der Flugzeugträger innerhalb Chinas dafür genutzt wird, um das Gefühl der zunehmenden Unverletzbarkeit und Stärke Chinas zu demonstrieren", vermutet Bernt Berger vom Stockholmer internationales Friedensforschungsinstitut. Die derzeitigen Unruhen innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas und die zunehmenden sozialen Spannungen im Land seien zurzeit wichtiger als Außen- und Verteidigungspolitik – auch weil es sich um ein veraltetes Kriegsschiff handelt.

Argwohn der Nachbarländer

Kommando-Brücke des Flugzeugträgers (Foto: AP)
Nur Schul- und Forschungsschiff?Bild: AP

Offiziell soll der chinesische Flugzeugträger lediglich als Schul- und Forschungsschiff genutzt werden. "Da China aufgrund von Handelsschranken kaum Technologien erwerben kann, wird es versuchen, mit Hilfe des Trägers eigene zu entwickeln. Eine klare militärstrategische Rolle des Flugzeugträgers in der Region, ist bisher nicht auszumachen", so Berger weiter.

Währendessen betrachten Chinas Nachbarländer die Modernisierung der Nationalen Volksarmee mit zunehmendem Argwohn. In den letzten fünf Jahren stieg der Wehretat der Volksrepublik um beinahe 70 Prozent. Im Vergleich dazu sank das Verteidigungsbudget Japans im gleichen Zeitraum um drei Prozent.

Trotz des immer wieder aufkommenden Territorialstreits im Südchinesischen Meer, betont die chinesische Führung stets, nach einer diplomatischen Lösung des Disputs zu suchen. Sowohl Vietnam, Thailand, Malaysia und weitere Staaten erheben Ansprüche auf Inselgruppen, unter der Öl- und Gasvorkommen vermutet werden.

Allerdings habe Pekings Führung in den vergangenen Jahren diplomatische Lösungen vernachlässigt, so Berger. "Stattdessen hat man Fakten geschaffen. Dazu gehören insbesondere der Bau von Betonstrukturen auf den umstrittenen Inseln durch das Militär", - eine im wahrsten Sinne das Wortes Zementierung der chinesischen Territorialansprüche. Zusätzlich mit dem Bau des neuen Flugzeugträgers werden Vertrauensbildung und diplomatische Verhandlungen wohl schwerer werden.

Autorin: Erning Zhu
Redaktion: Chi Viet Giang